Bezirk Reutte

Nach Lawinenabgang in Berwang: Bergstation würde nicht mehr bewilligt

An die 40 Helfer waren zum Einsatzort am Thanellerkarlift geeilt. Schlussendlich konnten alle Verschütteten unverletzt befreit werden.
© zoom.tirol

Der Lawinenabgang am Berwanger Thanellerkarlift auf Ziehweg und Piste ging glimpflich aus. Der Lift wird bei der Behörde unter Altanlagen geführt und wäre nach aktuellem Lawinenerlass nicht mehr genehmigungsfähig.

Von Helmut Mittermayr

Berwang –Großes Glück hatten elf Wintersportgäste, die Sonntagnachmittag – wie berichtet – in der Nähe des Ausstiegs des Thanellerkarliftes von einer Lawine auf der Skipiste und einem Verbindungsweg zum Rastkopflift erfasst wurden. Sie überstanden den Vorfall nach Einsatz Dutzender Retter alle unverletzt. Tags darauf redet man nicht gerne darüber in Berwang. Zu sensibel seien die Gemengelagen, und Haftungsklagen seien nicht völlig auszuschließen. Pläne für eine neue Seilbahn im Kar liegen jedenfalls längst vor.

Christian Ihrenberger, Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung Außerfern, sieht den heurigen Winter als völlig untypisch an, was die Arbeit der Lawinenkommissionen extrem erschwere. Viel Wind aus ungewöhnlicher Richtung samt dadurch bedingten Schneeverfrachtungen würden die Beurteilung „speziell“ machen. Am Thaneller habe es in der Höhe 40 Zentimeter Neuschnee gegeben, bevor die Lawine am Sonntagnachmittag abging. Ihrenberger ist es wichtig festzustellen, dass die Einrichtungen am Thanellerkarlift, um der dauernden Lawinengefahr im oberen Bereich zu begegnen, am letzten Stand der Technik seien. Lawinensprengbahnen und Lawinenorgeln kommen zum Einsatz, um die Massen abzusprengen, bevor sie von selbst herunterkommen. Zusätzlich sei die Lawinenkommission im Dauereinsatz. Sperre oder Teilsperre des Liftes seien nicht unüblich.

Von der TT auf die Rechtslage angesprochen erklärt Ihrenberger, dass 1974 vom Verkehrsministerium ein Lawinenerlass herausgegeben wurde, der 2011 aktualisiert worden ist. Der Thanellerkarlift – bereits vor 1974 errichtet – fällt daher unter Altanlagen, die weitergeführt werden dürfen. Zumindest in dieser Form, wie damals erbaut, wäre eine neue Seilbahn im Berwanger Thanellerkar nicht mehr genehmigungsfähig. „Denn seit 2011 dürfen Berg-, Mittel- oder Talstationen nicht mehr an einem lawinengefährdeten Standort errichtet werden. Da reichen auch Sprengungen nicht mehr aus. Die Sicherheit müsste etwa durch Lawinenverbauungen gewährleistet werden.“ Früher galt eine Station als „lawinensicher“, wenn der Schnee mittels Sprengungen vorsätzlich ins Tal abgeschossen werden konnte – was aber nicht immer gelingt. Die Bergstation des Thanellerkarliftes liegt nach Beurteilung des aktuellen Erlasses von 2011 in der roten Zone, muss aber als Altanlage nicht aufgegeben werden. Zusätzlich, betont Ihrenberger, muss es bei Neuanlagen zumindest eine absolut lawinensichere oder lawinengesicherte Piste geben. In Plänen für eine neue Seilbahn im Thanellerkar – auf die ganz Berwang hofft – wird darauf bereits Bezug genommen. Die Bergstation wäre hier an gänzlich anderer Stelle östlicher situiert.

Ein Berwanger Familienvater führt aus, dass der Ski­club mit den Kindern immer am Thanellerkarlift trainiere und sich die Einheimischen auf Grund der Maßnahmen des Liftbetreibers immer sicher fühlen würden. Sagt aber auch, dass man schon manchmal am Lift die rhetorische Frage stelle: „Heut isch’es schu sicher – oder?“

Markus Wolf, Ortsstellenleiter der Bergrettung Berwang/Namlos, möchte auf TT-Anfrage nur so viel sagen, dass die Methode der gezielten Lawinensprengungen eine sehr taugliche und sichere sei. Starke Neuschneemengen in sehr kurzer Zeit mit massiven Schneeverfrachtungen durch den starken Wind würde die Beurteilung der Lage heuer aber sehr erschweren. Ansonsten gebe es hier in Berwang Berufenere, sich dazu zu äußern, sei das Thema Sicherheit doch ein sehr heißes. Die Bergrettung habe die Aufgabe zu helfen – soweit es für die Rettungsmannschaft möglich und vertretbar sei –, aber nicht zu urteilen, wie, wann oder gar warum es zu gewissen Situationen gekommen sei. Sowohl Bürgermeister Dietmar Berktold als auch die beiden Geschäftsführer der Bergbahnen Berwang, Florian Singer und Gernot Falger, waren am Montag telefonisch nicht erreichbar.

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