Ryanair fliegt Verlust ein, Ticketpreise bleiben unter Druck
Im dritten Geschäftsquartal machte Ryanair einen Verlust in Höhe von 19,6 Millionen Euro. Die Airline will bei einem harten Brexit ihre britischen Anleger loswerden.
Dublin – Sinkende Preise am hart umkämpften Billigflugmarkt und steigende Kosten haben der irischen Airline Ryanair im Winterquartal einen Verlust eingebrockt. Von Oktober bis Dezember verbuchte die Fluggesellschaft einen Nettoverlust von 20 Mio. Euro im Vergleich zu 106 Mio. Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum.
Am Markt herrschten Überkapazitäten, die auch im Sommer noch anhielten, erklärte Ryanair-Chef Michael O‘Leary am Montag. Der Rückgang des Ölpreises werde schwache Airlines vor der Pleite bewahren, wodurch das Kurzstrecken-Angebot vorerst nicht sinke. Einige Konkurrenten erwarteten enorme Preisanstiege. „Wir teilen diesen Optimismus, und in manchen Fällen irrationalen Optimismus, nicht“, sagte O‘Leary.
Airline plant Umstrukturierung
Im vergangenen Herbst, als der Arbeitskampf bei Ryanair um den erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen tobte, hatte der für starke Sprüche bekannte Ryanair-Chef angedeutet, bald abtreten zu wollen. Doch jetzt stimmte der 57-Jährige einer weiteren Vertragsverlängerung um fünf Jahre zu und arbeitet für weniger Basisgehalt und Bonus weiter. Allerdings zieht sich O‘Leary aus dem Tagesgeschäft zurück.
Die stark gewachsene Airline soll bis Ende des Jahres umstrukturiert werden in eine Gruppe mit vier eigenständigen Töchtern, ähnlich wie der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG. O‘Leary soll Chef der Gruppe werden, die vier Töchter Ryanair DAC aus Dublin, Laudamotion, Ryanair Sun und Ryanair UK bekommen jeweils einen Vorstandsvorsitzenden.
Steigender Umsatz, sinkende Gewinner
Ryanair verkaufte im Winter zwar acht Prozent mehr Flüge und konnte den Umsatz um neun Prozent auf 1,53 Mrd. Euro steigern. Doch höhere Kosten für Kerosin, Personal und Fluggastentschädigungen belasteten. Die Stückkosten ohne Treibstoffausgaben stiegen um sechs Prozent. Die Ticketpreise fielen im abgelaufenen Quartal ebenfalls um sechs Prozent auf weniger als 30 Euro im Schnitt.
Europas größter Billigflieger, der in diesem Geschäftsjahr fast 142 Millionen Passagiere befördern will, musste letztlich auch wegen zahlreicher Streiks von Piloten und Flugbegleitern seine Gewinnprognose schon zwei Mal kappen. Auch der jetzt erwartete Rückgang um knapp ein Drittel auf 1,0 bis 1,1 Mrd. Euro Nettogewinn könne noch stärker ausfallen, warnte Ryanair.
Britische Anleger vergraulen
Ryanair will im Fall eines ungeregelten EU-Austritts Großbritanniens zudem britische Aktionäre über einen Aktienrückkauf loswerden. Bei einem harten Brexit käme es zu einer kleinen Mehrheit von Anteilseignern aus Nicht-EU-Ländern. Die Fluggesellschaft werde dann gleichzeitig die Rechte von Nicht-EU-Aktionären beschränken und Aktien zurückkaufen, damit diese Anleger ihre Aktien verkaufen könnten. Hintergrund des Plans ist eine EU-Vorschrift, nach der Airlines innerhalb der Europäischen Union nur dann für Flüge eine Betriebserlaubnis erhalten, wenn sie mehrheitlich im Besitz von staatlichen oder privaten Eignern aus der EU sind.
Auch Easyjet hat vorsorglich beschlossen, den Verkauf von Aktien an Anleger außerhalb der EU zu untersagen. Der Anteil der EU-Eigner war bei dem britischen Low-Cost-Carrier zuletzt schon bei 49 Prozent. Der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG sah sich für einen harten Brexit gewappnet, denn innerhalb der EU fliegen vor allem die Töchter Iberia und Vueling aus Spanien. Iberia ist mehrheitlich im Besitz von Spaniern, so wie British Airways seit der Fusion der beiden Fluglinien 2011 mehrheitlich Briten gehört. (APA, TT)