„EU fördert und bremst Motorradtourismus zugleich“
Verein IG Moto zeigt sich von EU-Förderpolitik irritiert: Landeck heißt Biker mit Tourenkarte willkommen, Reutte verprellt sie mit Sanktionen.
Von Helmut Wenzel
Landeck, Reutte –„Bikers welcome“: Der Landecker Hotelier Klaus Stubenböck war vor 20 Jahren einer der Pioniere, die um Motorradtouristen für ihre Häuser warben. Bei der Stadt sei seine Initiative keinesfalls auf Wohlgefallen gestoßen. Die Stadtpolitik habe ihn zwar „schräg angeschaut“, aber zumindest habe man ihn „in Ruhe gelassen“.
Etwas anders die Situation im Außerfern: Dort sieht sich Kai Uwe Bürskens, der in Bach ebenfalls ein Bikerhotel betreibt, von Behörden und Politik unfair behandelt – die TT berichtete. Tirolweit leben heute 200 Bikerhotels überwiegend von Motorradfans.
Stubenböck und Bürskens, Obmann des Vereins IG Moto, konnten kürzlich nur den Kopf schütteln, als bei der Jahreshauptversammlung in Zams über das Thema EU-Förderung diskutiert wurde: „Das Landecker Regionalmanagement fördert den Motorradtourismus. Im Außerfern werden wir eingebremst – mit fragwürdigen Methoden. Und das alles mit Geld aus demselben EU-Topf.“
Tatsächlich fließen in beiden Bezirken Fördergelder der EU zu unterschiedlichen Zwecken, wie die Regionalmanagement-Geschäftsführer in Landeck und Reutte bestätigten. In Landeck hatten der TVB Tiroler Oberland sowie sechs Partner das mit 50.000 Euro budgetierte Projekt „MotoAlps“ eingereicht. Das Regionalmanagement regioL bewilligte es 2017 und steuerte 70 Prozent der Mittel aus dem Interreg-Kleinprojektefonds bei. „Die Projekt-initiative ist aus den Reihen der Touristiker gekommen“, sagte regioL-Geschäftsführer Gerald Jochum am Dienstag. „Wir stehen dazu, einen Beitrag zur Tourismusförderung geleistet zu haben. Selbstverständlich sind alle Förderkriterien erfüllt worden.“ Konkret gefördert wurden eine grenzüberschreitende Tourenkarte zum Downloaden inklusive GPS-Datei sowie ein Image-Film und ein digitales Roadbook.
In Reutte hat die Regionalentwicklung Außerfern (REA) ebenfalls ein Motorradprojekt entwickelt – gemeinsam mit dem Allgäu. Das Volumen liegt bei 25.000 Euro. Den Vorwurf der IG Moto, man wolle den Motorradtourismus einbremsen und Bikerhotels schaden, weist REA-Geschäftsführer Günter Salchner allerdings zurück: „Bei uns muss man das Thema Motorradverkehr differenziert sehen.“ Im Rahmen des Projekts soll geprüft werden, wie dem Lärm dröhnender Motorräder Einhalt geboten werden kann. Mit der IG Moto betreibe man sogar gemeinsame Aktionen, etwa die Bierdeckel-Aktion mit der Botschaft „Leiser fahren“. Anrainer der typischen Motorradstrecken – im Lechtal oder am Hahntennjoch – würden sich vor allem über den Lärm beschweren, wenn „Vollgasbiker“ ihre Maschinen rasant beschleunigen. „Da sind Gesetzgeber und auch die Hersteller gefordert. Sie beide könnten die Lärmdosis unterbinden“, so Salchner.