Osttirol

Mit alten Menschen aufstehen und zu Bett gehen

Auf der Demenzstation des Wohn- und Pflegeheimes begleiten die Schülerinnen die Menschen in ihrem Alltag.
© Christoph Blassnig

Auf der Demenzstation des Wohn- und Pflegeheimes in Lienz unterstützen vier Schülerinnen die Bewohner in ihrem Alltag.

Von Christoph Blassnig

Lienz –In der Demenz­station des Wohn- und Pflegeheimes in Lienz leben 20 Menschen. Vier Schülerinnen der 2. Klass­e der Fachschule der Dominikanerinnen unterstützen sie seit einigen Tagen in ihrem Alltag.

Selina Lumaßegger aus Schlaiten erzählt, dass bei ihr daheim ihre demenz­kranke Oma Pflege erfährt. „Wir müssen ihr das Essen eingeben“, sagt sie. Lara Rauschers Uroma leidet ebenfalls an Demenz und lebt in einem Heim in Nordtirol. „Deshalb sehe ich sie nicht sehr oft.“ Isabell Maier und Kristin Beer, die zwei Kolleginnen der beiden, haben noch keine persönlichen Berührungspunkte mit Pflege in der eigenen Familie gehabt. Alle vier, die bis heut­e 48 Stunden im Rahmen des sozialen Schulprojektes „Compassion“ leisten, eint das Gefühl, etwas Gutes tun zu können.

Kristin spielt mit einer Dame Mensch ärgere dich nicht. „Jetzt weiß ich nicht mehr weiter“, ärgert sich die Bewohnerin. „Mein Geist ist da, da oben.“ Sie zeigt mit einer Hand Richtung Himmel. Kristin lächelt, reicht den Würfel, und die beiden spielen.

Inge Tagger (l.) und Stationsleiter Michael Feldner mit den vier Compassion-­Schülerinnen Lara, Isabell, Selina und Kristin (v.?l.).
© Christoph Blassnig

Bereits seit 15 Jahren gibt es das Sozialprojekt „Compassion“ an der Fachschule der Dominikanerinnen in Lienz. Verschiedene Einrichtungen mit sozialem Hintergrund nehmen die Schülerinnen für ein paar Tage bei sich auf. „Compassion bedeutet in etwa Mitgefühl, soziale Verantwortung lernen bzw. mitmenschliche Solidarität üben“, erklärt Schulleiterin Regina Mayr. Das Wohn- und Pflegeheim Lienz war von Anfang an als Partner dabei, berichtet die Diplomschwester Inge Tagger, die den vier Schülerinnen als Mentorin beisteht. „Ich bin sicher, dass man in dieser Zeit sehr viel lernt“, meint Tagger. Selina, Isabell, Kristin und Lara wären besonders engagiert und einfühlsam im Umgang mit den Menschen. Das bestätigt auch Michael Feldner, der die Demenzstation seit eineinhalb Jahren leitet.

Die Schülerinnen haben ihre Leute inzwischen gut kennen gelernt. Sie sind beim Aufstehen behilflich, beim Frühstück, begleiten mit Unterhaltung, Spiel und Spaß durch den Vormittag. Nach dem Mittagessen machen die meisten Bewohner ein Schläfchen. Zwei Schülerinnen haben um 13 Uhr Schluss, die beiden anderen übernehmen von da an den Dienst. Von 7 bis 19 Uhr wechseln sich die vier in Zweierteams ab und lernen so den gesamten Tages­rhythmus kennen. Am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen, und nach dem Abendessen gehen die Bewohner zu ihren gewohnten Zeiten früh zu Bett.

„Eine Frau hat oft emotionale Ausbrüche“, erzählt Lara. Sie lenkt das Gespräch dann zu einem bekannten Thema. Selina singt selbst gerne, doch das Lied „In der Mölltalleitn“ kannte sie nicht. „Das hat mir eine Bewohnerin beigebracht.“ Kristin erzählt von den Malkünsten einer Dame, Isabell hat schon viele Geschichten gehört.

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Catharina Oblasser

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