Vorarlberger Band bläst Asylpolitik den Marsch
Auf die ihrer Meinung nach unmenschliche Asylpolitik der türkis-blauen Regierung machen drei Vorarlberger Musiker mit einem Musik-Video aufmerksam. Unterstützt wurden sie bei diesem ehrenamtlichen Projekt unter anderem von Karikaturisten österreichischer Zeitungen, die die passenden Zeichnungen beisteuerten.
Bregenz – Mit einem satirischen Musikvideo machen drei Vorarlberger Musik-Lokalgrößen dieser Tage auf die ihrer Meinung nach unmenschliche Asylpolitik der türkis-blauen Bundesregierung aufmerksam. Adressaten des „Kurz und Kickl-Kavallerie“-Songs der „Baggerboys“ nach der Melodie des Deutschmeister-Regimentsmarsches sind Bundeskanzler und Innenminister.
Die Baggerboys, das sind die Vorarlberger Soul-Legende George Nussbaumer – dem ostösterreichischen Publikum bekannt als Österreich-Teilnehmer beim Eurovision Song Contest 1996 – der Bregenzerwälder Dialekt-Musiker und Kabarettist Ulrich Troy und der Lustenauer Mundartsänger Wolfgang Verocai. Besungen hat das Trio bisher allein Vorarlberger Themen: Den Müllskandal des vormaligen Abfall- und Recycling-Unternehmens Häusle in Lustenau oder den geplanten Kiesabbau auf der Kanisfluh im Bregenzerwald.
Auslöser war Abschiebung von Familie in Sulzberg
Die Asylpolitik der Bundesregierung und deren Auswirkungen in Vorarlberg hat die drei nun allerdings dazu bewogen, sich in ihrer gewohnt satirischen Art eines überregionalen Themas anzunehmen. „Die Idee und der Text stammen von Ulli Troy“, sagte Wolfgang Verocai. Auslöser für seinen Text sei die versuchte Abschiebung einer bestens integrierten iranisch-armenischen Familie in Sulzberg im Bregenzerwald gewesen. Und auch Verocai selbst berichtete von Erfahrungen mit der türkis-blauen Asylpolitik: „In meinem Stammlokal in Lustenau haben zwei unglaublich nette und beliebte irakische Kellner gearbeitet.“ Einer von ihnen sei kurz vor Ende der Lehre direkt aus dem Lokal abgeholt und abgeschoben worden, der andere sei noch rechtzeitig in einem anderen Land untergetaucht.
Richtig wohl ist es Verocai dabei eigentlich nie, wenn er politisch aktiv werde. „Vorarlberg ist ein kleines Land, und so ein Lied spaltet natürlich. Das muss man auch aushalten“, gab Verocai zu bedenken. Für das Thema einzutreten war ihm wie seinen beiden Kollegen bei den Baggerboys aber ein großes Anliegen. „Die Art, wie man mit Menschen umspringt, ist nicht in Ordnung. Das hat Österreich nicht nötig“, brachte es der Musiker auf den Punkt. „Wir haben das Ganze auf lustige Art umgesetzt. Das könnte sogar Kurz (Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)) und Strache (Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), Anm.) gefallen. Wir verwenden ja sogar ihre Musik“, betonte Verocai mit einem Augenzwinkern.
Wegen breiterer Verständlichkeit auf Wienerisch
Damit das Lied sich „vielleicht breiter streut“, sei der Text auf wienerisch gesungen. „Mit dem Vorarlberger Dialekt sind wir sehr eingeschränkt“, sagte Verocai. Nun sei das Video zwar auch mit Untertiteln versehen, „dieses Mal halt für die Vorarlberger“, sagte der Musiker lachend.
Eingängig ist vor allem der Refrain des Kurz und Kickl-Marsches. Da heißt es etwa: „Mir san vom K. & K. Kavall‘rie-Regiment, schwoarze Ross und braune Esel, des hob‘m mir“, in Anspielung auf die von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) geplante berittene Polizei. Unterstützt wurden die Baggerboys bei ihrem ehrenamtlichen Projekt von verschiedensten Richtungen. So lieferten die besten Karikaturisten österreichischer Zeitungen Zeichnungen, die im Video zu sehen sind. Das Sonus Brass Ensemble, ein renommiertes klassisches Bläserquintett, steuerte die passenden Marschtöne bei, Jazzer Rolf Aberer arrangierte, der in den USA erfolgreiche Filmmusik-Komponist Tommi Schobel spielte Schlagzeug, und Filmproduzent Kurt Gehring zeichnete für den Dreh des Musikvideos verantwortlich. (APA)