Tirol

Weitere Vorwürfe nach Brenner-Chaos: „Südtiroler haben total versagt“

Autohändler Markus Paulweber (links) und sein Kollege Josef Hofer, der in den 1980er-Jahren Fernfahrer war, finden es schlimm, dass die Schuld am Stau-Chaos den Lkw-Fahrern gegeben wird.
© TT / Rudy De Moor

Zwei Stubaier, die am Freitag auf der A22 im Stau standen, erheben schwere Vorwürfe. Nach dem Schnee-Chaos auf der Brennerautobahn gibt es viele Schuldzuweisungen.

Von Benedikt Mair

Fulpmes, Innsbruck –Markus Paulweber haut auf den Tisch, zieht die Augenbrauen nach oben und beginnt zu schimpfen: „Vier Stunden haben wir am Freitag in Brixen auf der Autobahn gewartet. Niemand hat uns gesagt, was los ist“, sagt er. Denn: Bereits am Freitag, vor dem großen Kollaps am Samstag, gab es auf der A22 Probleme. Die Schuld am Stau-Chaos vom Wochenende den Lasterfahrern zu geben, stößt beim Autohändler aus dem Stubaital auf Unverständnis. „Es haben einfach die Südtiroler Behörden total versagt.“

Mit seinem Kollegen Josef Hofer war Paulweber in Italien, um das Werk des Formel-1-Teams Toro Rosso zu besichtigen. „Um halb neun sind wir am Gardasee, wo wir zu Abend gegessen haben, gestartet. Entlang der Autobahn stand zwar, dass es staut, aber von Schneefall war nie die Rede“, klagt Hofer. Doppelt schlimm sei es, da man die Maut bezahlen müsse, der Service aber mehr als nur zu wünschen übrig lasse. Auch die Recherche im Internet habe nichts ergeben, die Informationen aus dem Radio seien dürftig gewesen. „Wir sind dann von der Autobahn abgefahren, in Sterzing hat uns ein Polizist gesagt, dass alle Straßen über den Brenner gesperrt seien. Das hat am Freitagabend nicht gestimmt“, wirft Paulweber ein. Schlichtweg überfordert seien die Südtiroler Behörden gewesen.

Was beide nicht gelten lassen wollen, ist die Schuldzuweisung an die Lkw-Lenker. Sowohl Paulhuber als auch Hofer sind bzw. waren selbst als Fernfahrer unterwegs. „Die können gar nichts dafür, dass es zu der Situation kam. Sie müssen ja fahren, schließlich haben sie einen Auftrag zu erfüllen. Wenn die A22 schon bei Bozen gesperrt worden wäre, dann wäre die Lage nie so eskaliert.“ Autohändler Paulweber betont, dass kein Lkw-Fahrer deshalb böse sei: „Wenn die Straße aber offen ist, dann fahren sie. Anders könnten sie es beim Arbeitgeber ja auch nicht rechtfertigen.“

Zu denen, die Kritik an Lkw-Lenkern geübt haben, gehört auch der Leiter der Tiroler Verkehrspolizei. Gegenüber der TT sagte Markus Widmann, dass viele Fahrer „sehenden Auges ins Chaos gefahren sind“. Er betonte gestern, dass es auf Tiroler Seite aber keine Probleme mit der Schneeräumung gegeben habe. „Wir mussten mit der Situation umgehen, die in Italien ihren Ausgang nahm.“ Die Entscheidungen auf Südtiroler Seite kommentiert er nicht, Widmann unterstreicht aber, dass „die Kommunikation zwischen Südtirol und Tirol einwandfrei funktioniert hat. Derzeit wird der Einsatz auch bei uns intern aufgearbeitet. Gäbe es wieder so ein Ereignis, würden wir alles genauso machen wie am vergangenen Wochenende“, sagt er. Das Krisenmanagement habe gut funktioniert.

Nachdem in den Landesregierungen der betroffenen Länder die Aufarbeitung der Gründe für das Stau-Chaos noch läuft, gibt es von vielen Seiten bereits Schuldzuweisungen und Lösungsvorschläge. So fordert Fritz Gurgiser vom Transitforum Tirol etwa, die Situation vom Wochenende zum Anlass zu nehmen, um ein bereits seit Anfang vergangenen Jahres vorgeschlagenes „digitales Dosiersystem zumindest von Kufstein bis Salurn“ zu realisieren. Der Verkehrssprecher der SPÖ, Philip Wohlgemuth hält fest, dass „die Tiroler Verkehrspolitik nicht für ein Schneechaos am Wochenende verantwortlich ist. Die Lösung des Verkehrsproblems kann nur durch eine Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene gelingen.“

Italiens Frächter haben ihre Regierung gestern abermals dazu aufgerufen, sich gegen die Tiroler Lkw-Fahrverbote zu wehren. Wie bereits berichtet, machen sie diese für das Stau-Chaos verantwortlich.

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