Siebenstöckiges Haus in Istanbul eingestürzt: Stimmen unter den Trümmern
In der türkischen Metropole Istanbul stürzte am Mittwoch ein siebenstöckiges Haus ein. Mindestens drei Menschen sind getötet worden, dreizehn konnten bisher gerettet werden.
Istanbul – Beim Einsturz eines mehrstöckigen Wohnhauses in Istanbul sind mindestens drei Menschen getötet worden. Das bestätigte der Gouverneur der Provinz Istanbul, Ali Yerlikaya, am Donnerstag bei einer Ortsbegehung. Die Zahl der aus dem Geröll Geretteten stieg in der Früh auf 13, nachdem Retter ein kleines Mädchen befreien konnten.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das Kind heiße Hava und sei fünf Jahre alt. Dem Sender NTV zufolge mussten die Retter einen großen Zementbrocken entfernen, der direkt über dem Mädchen lag. Anadolu hatte zuvor berichtet, dass unter den Geretteten auch ein neunjähriger Bub sei.
Der Gouverneur forderte die Nachbarn in der Gegend auf, weiterhin leise zu sein, damit die Retter Hilferufe von Überlebenden hören könnten. Der Minister für Umwelt und Stadtplanung, Murat Kurum, sagte am Donnerstag: „Wir hören Stimmen unter den Trümmern. So Gott will, werden wir auch diese Bürger retten.“
27 bis 30 Menschen waren im Haus
Wie viele Menschen zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Haus waren, das unterschiedlichen Angaben zufolge sieben oder acht Stockwerke hoch gewesen sein soll, ist nach wie vor unklar. Anadolu zitierte einen örtlichen Beamten mit der Vermutung „27 bis 30 Menschen“ seien daheim gewesen, als es einstürzte.
Das Haus im Stadtteil Kartal auf der asiatischen Seite der türkischen Metropole war am Mittwochnachmittag in sich zusammengefallen. Was das Unglück ausgelöst hatte, blieb weiter unklar. Zur Anzahl der Stockwerke des Wohnhauses gab es auch am Donnerstag noch widersprüchliche Angaben. Anadolu berichtete von sieben Etagen, die Zeitung „Daily Sabah“ von acht. Drei Stockwerke waren nach Informationen vom Mittwoch offenbar illegal gebaut worden.
Auf Fernsehbildern waren weinende Angehörige von Vermissten zu sehen. Sie zeigten auch, wie die Polizei einen verstört wirkenden Mann aufhielt, der meinte, seine Kinder seien in dem Haus gewesen. Gouverneur Yerlikaya sagte, mittlerweile seien in der Umgebung vorsichtshalber sieben weitere Häuser geräumt worden. Ein zehnstöckiges Gebäude gleich neben dem eingestürzten Wohnhaus sei „in Gefahr“. Spezialisten nutzten Laser, um es auf Brüche zu scannen.
Durch schlechte Bauweise Einstürze nicht selten
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan folge den Ereignissen aufmerksam, fügte der Gouverneur hinzu. Innenminister Süleyman Soylu und Stadtplanungsminister Kurum seien in der Nacht stundenlang vor Ort gewesen. Auch Parlamentssprecher Binali Yildirim – Bürgermeisterkandidat für Istanbul bei den Ende März anstehenden Kommunalwahlen – hatte die Unglücksstelle besucht.
Derartige Einstürze sind in Istanbul keine Seltenheit. Ursache ist oft die schlechte Bauweise. Aber auch die vielen Erdbeben in der Region wirken sich auf die Stabilität von Bauten aus. Erst im Juli war im Stadtteil Beyoglu ein vierstöckiges Haus zusammengebrochen, nachdem ein Erdrutsch das Fundament unterhöhlt hatte. Die Bewohner wurden gerettet.
Im Februar 2016 war im Zentrum von Istanbul aus unbekannten Gründen ein fünfstöckiges Haus in sich zusammengefallen – weil das Haus leer war, wurde niemand verletzt. Es lag in einer Parallelstraße zu der bei Touristen beliebten Istiklal-Fußgängerzone in der Nähe des Taksim-Platzes. (APA/dpa)