Medienexperte Trappel: „Die Nachfrage an seriöser Information ist da“

Wien/Washington (APA) - „Die Nachfrage an seriöser und schneller Information ist da.“ Das hat Josef Trappel, Medienexperte der Universität S...

Wien/Washington (APA) - „Die Nachfrage an seriöser und schneller Information ist da.“ Das hat Josef Trappel, Medienexperte der Universität Salzburg, im Gespräch mit der APA betont. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Medien ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell fänden, auch wenn Onlinemedien schon lange danach suchten. Ein zukünftiges Modell könnte seiner Ansicht nach eine Mischfinanzierung sein.

Online-Medien wie „BuzzFeed“, „Vice“ und die „Huffington Post“ haben laut Medienberichten kürzlich Hunderte ihrer Mitarbeiter gekündigt. Ein Problem der Online-Medien seien Investoren gewesen, die eine Rendite erwartet hätten, meinte Trappel dazu am gestrigen Mittwoch. „Wenn die Rendite sich nicht einstellt, ziehen sie ihr Kapital ab und bringen Unternehmen dadurch in große Schwierigkeiten.“ In Österreich gebe es allerdings kaum Venture-Kapital, das im Medienbereich investiert wird.

„Ein Element ist der Verkauf: Menschen, die tatsächlich für Nachrichten zahlen wollen. Das wird eine Minderheit sein. Ein zweites Element ist die Werbung, ein drittes ist möglicherweise Sponsoring, und ein viertes Element ist die Presseförderung. Da gibt‘s auch noch andere Varianten“, sagte Trappel.

In Europa gebe es nur wenige Medien, die eine erfolgreiche digitale Strategie hätten. „Die ‚Financial Times‘ zum Beispiel, die eine Papierausgabe plus eine Onlineausgabe hat. Deren Onlinevariante funktioniert recht gut“, sagte Trappel. Das liege vor allem daran, dass die „Financial Times“, wie auch die „New York Times“ und die „Washington Post“, im englischsprachigen Raum einen größeren Markt hätten als vergleichbare deutschsprachige Medien.

„Es gibt in den Märkten ein bis maximal zwei Onlinemedien, die sich über Werbung finanzieren können. Die Onlinewerbung ermöglicht nicht die Vielfalt an Stimmen, die wir aus der klassischen Presse gewohnt sind“, so Trappel.

Google und Facebook diktierten die Konditionen, und Verhandlungen mit den Internetriesen seien schwierig. „Die haben ein neues Werbegeschäft erfunden und implementiert: nämlich die zielgenaue Werbung mit sehr geringem Streuverlust“, sagte der Medienexperte. Die drei Internetgiganten im Werbemarkt anzugreifen sei schwierig. „Es ist wahrscheinlich schlauer, mit ihnen zu kooperieren.“

In Deutschland habe sich schon „der Axel-Springer-Verlag die Zähne daran ausgebissen“. Google habe angeboten, die zum Verlag gehörende „Bild“-Zeitung aus den Suchergebnissen auszuschließen, „was der Springer-Verlag dann aber doch nicht wollte“. Eine Abgabe für die Onlinewerbung wie in Frankreich sei eine Möglichkeit, aber dies funktioniere nur in großen Märkten. „Das kann man sich in Österreich auch nicht wirklich vorstellen“, sagte Trappel.