24-Stunden-Betreuung: Kritik an Inkassoverträgen
Der Chef der Tiroler Firma Elsner Pflege sieht wachsende Nachfrage bei 24-Stunden-Betreuung. Bund bei Thema Scheinselbstständigkeit am Zug.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Wer für einen betreuungsbedürftigen Angehörigen eine 24-Stunden-Betreuung für zuhause sucht, findet sich rasch in einem Angebots-Dschungel wieder. Rund 800 Agenturen sind in Österreich tätig, die Betreuungskräfte vermitteln. „Es ist ein sehr intransparenter Markt“, erklärt Christian Elsner, der seine 2010 gegründete Betreuungsvermittlungs-Firma „Elsner Pflege“ mit Sitz in Innsbruck im Franchisesystem betreibt. Über die bundesweit (außer Vorarlberg) 24 Franchisenehmer vermittelt seine Firma derzeit insgesamt 1200 Personalbetreuerinnen – selbstständige Personenbetreuer mit Gewerbeschein, großteils aus Rumänien, der Slowakei und Bulgarien, erklärt Elsner. Pflegen dürfen sie nicht, sondern nur Alltagsarbeiten erledigen: kochen, putzen, einkaufen etc. „Unsere Klienten sind die, denen es noch vergleichsweise gut geht – gewissermaßen die Vorstufe zum Altenheim“, so Elsner. Er warnt vor Agenturen mit Inkassoverträgen, bei denen der Kunde eine Pauschalgebühr an die Agentur zahlt – denn dabei würde die Agentur im Schnitt 600 Euro selbst behalten und die Betreuungskraft weniger verdienen. Bei Unternehmen wie Elsner Pflege erhalte die Betreuungskraft das Geld dagegen direkt vom Kunden, so Elsner. Vor Verträgen mit Inkassovollmacht hatten jüngst auch die Konsumentenschützer des VKI gewarnt. Sie hatten 26 Betreuungs-Vermittler getestet und jene mit Inkassoverträgen abgewertet. Insgesamt hatte der VKI fehlende Transparenz bei den 24-Stunden-Betreuungsangeboten kritisiert. „Kaum eine Branche gibt sich so zugeknöpft“, befanden die Konsumentenschützer.
Dass die von Agenturen vermittelten Personalbetreuerinnen meist auf selbstständiger Basis arbeiten, entbehre nicht einer gewissen Problematik, räumt Elsner ein. In Deutschland fiele so ein Modell unter Scheinselbstständigkeit und wäre verboten. „In Österreich wird das geduldet.“ Elsner sieht den Gesetzgeber gefordert, Angestelltenverhältnisse so zu ermöglichen, dass die 24-Stunden-Betreuung leistbar bleibt. Denn in einem Angestelltenverhältnis wären dreimal so viele Personalbetreuer nötig, meint Elsner. Das würde die Kosten von derzeit durchschnittlich 2200 Euro pro Monat (inkl. Förderungen) auf rund 7000 Euro erhöhen. Zusätzliches Problem: „Wie soll der Klient daheim drei Betreuer unterbringen“, so Elsner.
Mit der Abschaffung des Pflegeregresses im Vorjahr sei das Geschäft mit der Personenbetreuung in den eigenen vier Wänden zunächst stagniert. „Inzwischen geht es wieder bergauf, weil die Altenheime voller und voller werden“, meint Elsner. Den Umsatz seiner Franchise-Dachfirma beziffert er mit rund 600.000 Euro – Franchisenehmer würden einmalig 1900 Euro zahlen plus eine Gebühr über 15 % des Umsatzes.