Saudi-Arabien behinderte Ermittlungen im Fall Khashoggi
Die saudischen Behörden hätten ihr nicht erlaubt, den Tatort gründlich zu untersuchen, berichtet die UNO-Menschenrechtsexpertin Agnès Callamard.
Genf – Saudi-Arabien hat die türkischen Ermittlungen im Fall des in Istanbul ermordeten Regierungskritikers Jamal Khashoggi nach Überzeugung einer UN-Menschenrechtsexpertin behindert. Die saudischen Behörden hätten keine sorgfältige Untersuchung des Tatorts ermöglicht, sagte Agnès Callamard, die dem UN-Menschenrechtsrat über außergerichtliche, standrechtliche und willkürliche Hinrichtungen berichtet.
Der im Exil in den USA lebende Journalist war im Oktober 2018 im Konsulat in Istanbul von einem aus Saudi-Arabien extra angereisten 15-köpfigen Kommando erwürgt und zerstückelt worden; seine Leiche wurde nie gefunden. Er wollte dort Papiere für seine geplante Hochzeit abholen. Der Mord verlange die „dringliche Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der UNO“, betonte Callamard.
Die gesammelten Beweismittel zeigten, dass Khashoggi „das Opfer einer brutalen und vorsätzlichen Tötung“ gewesen sei, geplant und ausgeführt von Vertretern Saudi-Arabiens, teilte Callamard am Donnerstag in Genf mit. Callamard war vom 28. Jänner bis 3. Februar in der Türkei, um den Fall Khashoggi zu untersuchen. Sie will dem Menschenrechtsrat im Juni einen ausführlichen Bericht vorlegen.
Die saudi-arabische Führung steht seit Khashoggis Tod international unter Druck. Nach Darstellung der Führung in Riad ordneten der inzwischen entlassene Vize-Geheimdienstchef Ahmed al-Assiri und der königliche Medienberater Saud al-Qahtani den Einsatz an. Kronprinz Mohammed bin Salman sei nicht informiert gewesen, hieß es. Doch bleibt der Verdacht, dass er der eigentliche Verantwortliche ist. (APA/dpa/AFP)