Debatte im Gemeinderat Kufstein: Alles inklusive, aber ohne Seife
Im Kufsteiner Gemeinderat gab es Diskussionen um die Kosten für Hygieneartikel und satte Preiserhöhungen in den Cafés der beiden Seniorenheime. Nicht alles sei mit der Gebühr abgedeckt, kontert der Heimleiter.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –Es ginge um eine Budgetsanierung auf dem Rücken der „mitunter Ärmsten“, ätzte ÖVP-Gemeinderat Richard Salzburger – und auch SPÖ-Gemeinderat Alex Gfäller-Einsank konnte sich mit der Vorgangsweise in den beiden Altenwohnheimen (AWH) Zell und Innpark nicht anfreunden. Hintergrund der Wortmeldungen bei der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung sind zum einen die stark gestiegenen Preise in der hauseigenen Gastronomie, zum anderen die Kosten für Hygieneartikel, welche die derzeit rund 160 Bewohner selbst tragen müssten. Salzburger will gehört haben, dass man plötzlich für eine Tasse Kaffee um 50 Prozent mehr verlange. „In Summe ist das nicht viel, aber die Leute haben nur ein bescheidenes Taschengeld. Sie können sich dann nicht mehr so viel leisten. Alles wird teurer, aber das ist eine exorbitante Steigerung. Man sollte das Geld zur Verfügung stellen, um das abzufangen. Das sind wir den Senioren schuldig“, meinte der VP-Mandatar. Gfäller-Einsank wiederum wusste von einer weiteren Verschlechterung für die Heimbewohner. „Seit heuer müssen sich die Bewohner selber die alltäglichen Hygieneartikel bezahlen“, will er in Erfahrung gebracht haben. Gemeint sind damit Seife, Duschgel, Shampoo, Zahnpasta etc. Er wisse von einem entsprechenden Aushang im Haus.
Dieser Behauptung tritt aber Heimleiter Werner Mair entgegen. Das zitierte Schreiben sei nur eine Empfehlung gewesen, darin wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, dass man übers Haus – ohne Aufschlag – die Hygieneartikel bei einem Qualitätslieferanten beziehen könne.
In den Kufsteiner Heimen seien Toilettenartikel wie zum Beispiel Seife schon früher nicht inbegriffen gewesen. Daher gebe es keine Änderung. Die Aussage von Gfäller-Einsank sei somit nicht richtig.
„Die Bewohner haben ein relativ hohes Taschengeld. Bei 1500 Euro Pension bleiben mit Sonderzahlungen rund 600 Euro pro Monat. Damit müssen Dinge des persönlichen Bedarfs bezahlt werden“, erklärt Mair auf Anfrage der TT. Was tatsächlich geändert wurde, ist der Kaffeepreis von 1 Euro auf 1,50 Euro in der hauseigenen Cafeteria. Damit liege man im Vergleich mit anderen Heimen den Preis betreffend im Mittelfeld. Mair erinnert daran, dass ansonsten im Haus de facto „eine All-inclusive-Versorgung“ bestünde. Also Getränke auch gratis erhältlich sind. Pflegeartikel wie Binden und Windeln müssten natürlich nicht vom Bewohner getragen werden. Dass Toilettenartikel extra bezahlt werden müssen, sei Standard in allen Häusern.
Das allerdings trifft nicht zu. In Kundl werden diese Kosten in die Gebühr eingerechnet, wie Heimleiter Erich Eberharter erklärt. Auch im Wörgler Heim mit rund 130 Bewohnern werden „Standardhygiene- und -toilettenartikel wie Seife und Duschgel vom Seniorenwohnheim zur Verfügung gestellt. Was persönliche Hygieneartikel betrifft, werden diese von den Bewohnern selbst angeschafft. Dies deshalb, weil auch hier die Geschmäcker verschieden sind und nicht alle unisono dasselbe Deo oder Rasierwasser verwenden wollen“, teilt der Pressesprecher der Stadt, Andreas Madersbacher, mit.
Mit 2020, so der Plan des Landes, wird diese individuelle Tarifgestaltung, die aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Heime derzeit nur schwer vergleichbar ist, vorbei sein. Dann wird es ein einheitliches System unter Einrechnung aller Kosten geben, auch jener für die Standardhygieneartikel.
Was den Kaffeepreis anbelangt, will aber Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel eine sanftere Preisanpassung, „um vielleicht zehn Prozent“. Das wären also 1,10 Euro statt 1,50 Euro. Die Toilettenartikel betreffend werde „weder etwas abgeschafft noch eingeführt“.