Internationale Pressestimmen zu Spannungen Frankreich und Italien

Paris/Rom (APA/AFP/dpa) - Die Zeitungen schreiben am Freitag zu den Spannungen zwischen Frankreich und Italien nach einem Treffen des italie...

Paris/Rom (APA/AFP/dpa) - Die Zeitungen schreiben am Freitag zu den Spannungen zwischen Frankreich und Italien nach einem Treffen des italienischen Vize-Regierungschefs Luigi Di Maio mit Vertretern der „Gelbwesten“ in Paris:

„La Repubblica“ (Rom):

„Seit heute sind die Alpen höher. Dass der Botschafter Frankreichs in Rom, Christian Masset, für Gespräche zurückgerufen wurde, besiegelt eine beispiellose Krise in den italienisch-französischen Beziehungen. Zumindest seit dem berüchtigten ‚Dolchstoß‘ vom Juni 1940, als Mussolini unseren Truppen befahl, in die Grande Nation einzudringen (...).

Doch die bewusst vernichtende Geste von (Emmanuel) Macron kommt nicht unerwartet. Fast zwangsläufig reagiert er damit auf die Blitzmission von Luigi Di Maio auf französischem Boden. (...) Es ist nur die letzte, groteske Episode einer Tragikomödie, die sogar erheitern würde, wenn sie nicht ernst wäre. Zumindest für uns Italiener. Und jetzt, so scheint es, auch ein bisschen für die Franzosen.“

„Diena“ (Riga):

„Die Beziehungen zwischen den beiden großen europäischen Ländern Frankreich und Italien verschlechtern sich weiter und spiegeln die allgemeine Entwicklung der Beziehungen zwischen Rom und Brüssel wider. Ausgangspunkt der Beziehungskrise zwischen Rom und Paris waren öffentliche Ratschläge Emanuel Macrons dazu, wie sich die Mitte des vergangenen Jahres an die Macht gekommene populistische und euroskeptische Regierung in Italien zu verhalten und benehmen habe.

Der französische Präsident hat entweder vergessen oder ignoriert, dass Frankreich für die überwältigende Mehrheit der Wähler der beiden regierenden Parteien - Lega und Fünf-Sterne-Bewegung - als verantwortlich für den Zustrom von Flüchtlingen in Italien gilt. Auch ist Paris neben Berlin in den Augen vieler Italiener ein Symbol für die europäische Bürokratie.“

„L‘Alsace“ (Mühlhausen):

„Die Kommentare von (Staatschef) Emmanuel Macron, die weniger Ratschlägen als Lektionen ähneln, insbesondere in Bezug auf Europa, haben die Spannungen weiter gesteigert. Anstatt sich ein unfruchtbares Wortgefecht zu liefern, ist es doch im Interesse Frankreichs und Italiens, sich zu verstehen und zusammenzuarbeiten. Es zeichnet sich ab, dass die Versöhnung schwierig ist. Aber sie wird dadurch nicht weniger unerlässlich sein. Je früher, desto besser.“

„La Voix du Nord“ (Lille):

„Heute ist es nur ein Krieg der Worte. Aber es stehen sich zwei Gründerstaaten der Europäischen Union gegenüber, die ihre Rivalitäten bisher nur auf dem Fußball- oder Rugbyplatz austrugen. Ist Luigi Di Maio nach Frankreich gekommen, um den ‚Gelbwesten‘ Ratschläge zu geben, wie sie am besten eine Anti-System-Bewegung nach Vorbild seiner Fünf Sterne aufstellen? Oder handelt es sich um eine Kampagne in eigener Sache, damit er gegenüber seinem rechtsextremen Partner (Matteo Salvini von der Lega-Partei) bestehen kann? Dieser ist mit seiner Anti-Flüchtlingspolitik deutlich populärer.“