Internationale Pressestimmen zu Brexit-Verhandlungen
London (APA/dpa) - Großbritannien und die Europäische Union kehren zurück an den Verhandlungstisch. Dazu schreiben die Zeitungen am Freitag:...
London (APA/dpa) - Großbritannien und die Europäische Union kehren zurück an den Verhandlungstisch. Dazu schreiben die Zeitungen am Freitag:
„Guardian“ (London):
„Ihre Herangehensweise besteht weiterhin in einem erbärmlichen Versuch, Großbritannien an einen Austritt aus der EU zu binden, der keine nennenswerten Garantien für Jobs, die Wirtschaft sowie für künftige Generationen und ihren Platz in der Welt enthält. Die Millionen Menschen, die wollen, dass Großbritannien eng mit Europa verbunden ist und die man vielleicht noch hätte überreden können, eine ernsthafte Option eines weichen Brexits zu akzeptieren, werden auf dem Altar einer betrügerischen, kurzfristigen Lösung geopfert, mit der die verschiedenen Gruppierungen der Tory-Partei zusammengehalten werden sollen.“
„Neue Zürcher Zeitung“:
„Mit dem Willen, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, signalisieren beide Seiten, dass sie ein No-Deal-Szenario verhindern möchten. Demonstrativ betonten sie die Notwendigkeit der Kooperation angesichts der gemeinsamen Herausforderungen von Terrorismus über Klimawandel bis Freihandel. (...) Wohlwollend registriert wurde in Brüssel derweil der Vorstoß des britischen Oppositionsführers Jeremy Corbyn. Dieser stellte May die Unterstützung der Labour-Partei in Aussicht, falls sie eine Zollunion und eine gewisse Anbindung an den EU-Binnenmarkt akzeptiere. Tatsächlich könnte ein solches Modell das irische Grenzproblem weitgehend lösen und die Chancen minimieren, dass der Backstop je gebraucht wird.“
„De Standaard“ (Brüssel):
„Die einfachste Lösung besteht darin, dass Theresa May einem dauerhaften Verbleib Großbritanniens in der Zollunion zustimmt. Eigentlich erscheint das logisch. Die größte Sorge der Brexit-Befürworter war und ist doch diese: Wir und nur wir allein bestimmen, wer noch in unser Land darf. ‚Taking back control.‘ Das kann perfekt funktionieren, denn die Zollunion regelt den freien Verkehr für Güter, nicht für Personen. May will davon jedoch nichts wissen, denn die Mitgliedschaft eines Landes in der Zollunion bedeutet, dass ein Land keine separaten Freihandelsabkommen mit anderen Ländern abschließen darf. Und das bleibt der Traum der Anhänger eines harten Brexits. Sie sind weiterhin überzeugt, dass Großbritannien allein bessere Handelsabkommen abschließen kann als alle EU-Staaten zusammen.“
„Neatkariga Rita Avize“ (Riga):
„Gegenwärtig gibt es keine Illusionen mehr darüber, dass der EU-Austritt Großbritanniens weder den Großunternehmen im Vereinigten Königreich noch denen in der EU besondere Vorteile bringen wird. Im Gegenteil: Er wird Belastungen, Verluste und zusätzliche Kosten für praktisch sämtliche internationalen Unternehmen bringen, die ihren Sitz in Großbritannien haben. Das Votum der britischen Bürger beim Referendum wurde nicht durch rationale Argumente wie Wohlstand und wirtschaftlichen Vorteile bestimmt, sondern durch eine emotionale und auf andere Werte ausgerichtete Entscheidung.“