Menasses „Die Hauptstadt“ in Salzburg als gelungene Bühnenfassung

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~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA116 vom 08.02.2019 muss der Nachname der Regisseurin im Untertitel und im ersten Absatz richtig Fanke heißen (nicht: Franke) --------------------------------------------------------------------- ~ Salzburg (APA) - Eine karge Bühne, Metallgerüste, die die Brüssler Hochhaustürme andeuten, und Menschen, die auf unterschiedlichen Ebenen ihren Befindlichkeiten nachgehen: Robert Menasses Roman „Die Hauptstadt“ feierte gestern, Donnerstag, im Schauspielhaus Salzburg in einer von Regisseurin Maya Fanke für die Bühne adaptierten Fassung Premiere. Es gab viel Zustimmung, Begeisterung blieb aus.

Das lag aber weniger an der schauspielerischen Leistung als an dem komplexen, manchmal verwirrenden, manchmal nachdenklich stimmenden, selten witzigen Stoff. Ulrike Arp sorgte als Erzählerin mit grauem Schweinskopf für den roten Faden durch den Abend. Sie steuerte sicher und sensibel durch das Meer der oft zusammenhanglos scheinenden Szenen in Brüssel, die sich erst am Schluss zu einem Gesamtbild fügten. Arp bestimmt das Tempo, sie sorgt für Dynamik oder für Innehalten in dieser langen Geschichte.

Regisseurin Franke hat für die Bühne den Stoff komprimiert und auf wesentliche Szenen reduziert. Eine Kurzfassung ist es trotzdem nicht geworden, die Aufführung dauert knapp drei Stunden. Erzählte Passagen - neben Arp ist Julia Gschnitzer als einfühlsame Sprecherin des nur als Schattenspiel zu sehenden Holocaust-Überlebenden David de Vried zu hören - wechseln mit gespielten Szenen. Auch die Protagonisten folgen dabei eher dem Erzählstil, nur selten entstehen lebendig wirkende, von Freude, Angst, Hoffnung oder Liebe bewegte Charaktere. Es bleibt ein Roman, kein Drama.

Es sind Menschen, die ganz in der Brüsseler Bürokratie gefangen sind, gleichermaßen fasziniert und frustriert von Europa. Christiane Warnecke ist als Fenia Xenopoulou ganz die ehrgeizige Karrieristin, Theo Helm als Martin Susman der brave Bürokrat, dessen große Hoffnungen längst im Alltag der Verwaltung begraben wurden. Stark ist Marcus Marotte als österreichischer Professor Alois Erhart, der sich irgendwann nicht mehr einreihen will in den allgemeinen Kanon der Experten und als große Idee den Bau einer Hauptstadt Europas fordert. „Konkurrierende Nationalstaaten sind keine Union“, schreibt der Professor seinen Zuhörern ins Stammbuch und geht dabei durch die Reihen des Publikums.

Nach knapp drei Stunden sorgte der Anschlag in der U-Bahnstation Maalbeek für ein Ende, die Erzählstränge fügten sich zu einem Gesamtbild. Das Publikum applaudierte lange, wirklich berührt von der Geschichte war es nicht. „Es ist weniger mühsam als das Buch“, meinte eine Zuseherin. Eine gelungene Produktion, aber kein leichtfüßiger Abend.

(S E R V I C E - „Die Hauptstadt“ von Robert Menasse. Fassung und Regie: Maya Fanke, mit Theo Helm (Martin Susman), Christiane Warnecke (Fenia Xenopoulou), Marcus Marotte (Prof. Alois Erhart), Harald Fröhlich (Kommissar Emile Brunfaut), Antony Connor (Bohumil Szmekal), Ulrike Arp (Erzählerin), Bülent Özdil, Simon Jaritz, Olaf Salzer und Julia Gschnitzer; Schauspielhaus Salzburg, Erzabt-Klotz-Straße 22, 5020 Salzburg, Aufführungen bis 2. März. Infos und Tickets unter www.schauspielhaus-salzburg.at)