Stichwort - Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2

Moskau/Düsseldorf (APA/Reuters) - Um die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 ist ein heftiger politischer Streit entbrannt. Die aus zwei parall...

Moskau/Düsseldorf (APA/Reuters) - Um die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 ist ein heftiger politischer Streit entbrannt. Die aus zwei parallel laufenden Leitungssträngen bestehende Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren soll, trifft bei Anrainerstaaten und den USA auf Widerstand. Es folgen einige Fakten zu dem auch für Österreich wichtigen Projekt.

Daten zur Pipeline

Die Pipeline soll 1.230 Kilometer lang sein und von der Narwa-Bucht in Russland bis Lubmin in der Nähe von Greifswald reichen. Mehr als 600 Kilometer sind bereits verlegt. Baubeginn war im Sommer 2018, Ende 2019 soll die Pipeline in Betrieb gehen. Sie soll dann aus 200.000 Rohren bestehen. Neben den russischen Firmen OMK und Chelpipe entfielen 41 Prozent des Auftrags auf den deutschen Hersteller Europipe - ein Gemeinschaftsunternehmen aus Salzgitter und der Dillinger Hütte mit Sitz in Mülheim an der Ruhr. Die zwölf Meter langen Einzelrohre werden auf See verschweißt und mit Spezialschiffen auf dem Meeresboden verlegt. Dabei durchqueren sie Gebiete, die zu Russland, Finnland, Schweden, Dänemark, und Deutschland gehören. Den Betreibern zufolge können mit dem Gas der Röhre rechnerisch 26 Millionen Haushalte versorgt werden.

Die beteiligten Firmen

Die in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft Nord Stream 2 gehört dem russischen Gazprom-Konzern. An der Finanzierung der Röhre beteiligen sich westliche Konzerne, darunter der deutsche Versorger Uniper und die BASF-Tochter Wintershall. Hinzu kommen der britisch-niederländische Shell-Konzern, die französische Engie und OMV aus Österreich. OMV und Uniper haben nach eigenen Angaben bisher je rund 600 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Am Ende sollen es für jeden Partner rund 950 Millionen Euro sein. Die Gesamtkosten werden auf 9,5 Milliarden Euro beziffert.

Die Begründung für das Projekt

Die Gasquellen in Deutschland und Europa gehen in den kommenden Jahren weiter zurück, weshalb immer mehr importiert werden muss. Gas gehört in Deutschland zu den wichtigsten Brennstoffen beim Heizen, wo der Anteil bei etwa 50 Prozent liegt. Auch in der Stromproduktion spielt Gas im Zuge der Energiewende eine immer wichtigere Rolle. Zuletzt lag der Anteil bei etwa 13 Prozent. Beim geplanten Kohleausstieg soll Gas als Ersatz die weniger klimaschädlichen Gaskraftwerke einspringen. Die wichtigsten Gaslieferanten für Deutschland sind neben Russland, Norwegen und die Niederlande. Russland kommt etwa auf 40 Prozent, Norwegen auf 25 und die Niederlande auf 20 Prozent. Die Eigenproduktion sinkt kontinuierlich.

Die Gegner

Kritiker befürchten eine immer größere Abhängigkeit von Russland, das unter Präsident Wladimir Putin Gas auch schon als politisches Druckmittel eingesetzt hat. So hatte Putin im Streit mit der Ukraine bereits mehrfach den Gas-Hahn abgedreht. Einige der älteren Pipelines verlaufen von Russland durch die Ukraine, wofür der Nachbar Gebühren erhebt. Mit den Ostsee-Röhren umgeht Russland die alten Routen. Die Ukraine gehört zu den Gegnern von Nord Stream 2 ebenso wie die USA. US-Präsident Donald Trump will das Geschäft mit verflüssigtem Gas (LNG) ausbauen und sieht Europa dabei als Wachstumsmarkt. Die USA haben den Beteiligten an Nord Stream 2 mit Sanktionen gedroht. In Deutschland gibt es bisher keinen LNG-Terminal, Anlagen in anderen europäischen Ländern sind nicht ausgelastet.

~ WEB http://www.gazprom.com/ ~ APA355 2019-02-08/14:38