Ski-WM: Besser kurz als nicht - Viele Favoriten für WM-Sprint-Abfahrt
Aare (APA) - Mit 16 WM-Goldmedaillen in der Herren-Abfahrt ist Österreich erfolgreichste Nation der Geschichte. 16 Jahre Warten sind indes g...
Aare (APA) - Mit 16 WM-Goldmedaillen in der Herren-Abfahrt ist Österreich erfolgreichste Nation der Geschichte. 16 Jahre Warten sind indes genug, denn so lange ist es her, seit 2003 in St. Moritz Michael Walchhofer die letzte Krone in der Königsdisziplin holte. In Aare zählten Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr wie Dominik Paris, Beat Feuz und Aksel Lund Svindal zu den Sieganwärtern.
Die Wetterprognosen für Samstag (12.30 Uhr/live ORF eins) sind problematisch, der Weg bis zum Start der Abfahrt versprach deshalb ein schwierigerer zu werden als jener den Aareskutan hinunter. Kurz wird das Rennen werden, weil die zwei Trainings nur ab dem Super-G-Anfangspunkt gefahren wurden, die Siegerzeit wird unter 1:20 Minuten betragen. Österreich Quartett, das Hannes Reichelt und Otmar Striedinger vervollständigen, stellte sich auf ein Rennen am Samstag ein, der Weltmeister werde ein würdiger sein, lautete unisono der Kommentar: „Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Die Besten sind am Start, der Schnellste wird gewinnen.“
Die Topform der Protagonisten in der Abfahrt lässt es zu, dass einige bemerkenswerte und geschichtlich wertvolle Dinge passieren könnten: Der im Disziplinweltcup führende Titelverteidiger Feuz könnte der Erste nach seinem Landsmann Bernhard Russi werden (1970 und 1972), der zwei WM-Abfahrten in Folge gewinnt. Aare-Super-G-Sieger Paris könnte als dritter Athlet der Geschichte nach Bode Miller (2005) und Hermann Maier (1999) das Speed-Double an einem Ort schaffen.
Als überhaupt Einziger würde Olympiasieger Svindal im Erfolgsfall drei Abfahrts-WM-Titel sein Eigen nennen (zuvor 2007 und 2013). Bisher ist es auch nur Toni Sailer gelungen, als regierenden Olympiasieger Weltmeister zu werden (1956/58). Den letzten rennmäßigen Auftritt seiner Karriere hätte sich Svindal länger gewünscht: „Für mich wäre es besser, wenn faire Bedingungen sind, von oben zu fahren. Ich weiß, dass ich von oben schnell sein kann.“
Super-G-Silbermedaillengewinner Kriechmayr weiß, dass es eine fehlerfreie Fahrt brauchen werde. „Es gibt viele Mitfavoriten, bei der kurzen Abfahrt wird der Kreis noch größer. Der mit der besten Tagesverfassung wird sich durchsetzen.“ Es gebe sehr viele Wellen und sehr viele Sprünge, die man am Limit fahren müsse. Er sei immer am Limit unterwegs. „Es ist keine leichte Abfahrt, du musst alles fehlerfrei erwischen“, meinte der Wengen-Sieger. Der Plan sei, das Super-G-Ergebnis noch zu toppen. „Es gibt schon noch eine Stufe höher.“
Doppelolympiasieger Mayer, der im März 2018 beim Weltcupfinale in Aare ex aequo mit Kriechmayr die ebenfalls verkürzte Abfahrt gewann, ist auch überzeugt, dass es „brutal eng und eine Hundertstelentscheidung“ werden wird. Er erhoffe sich, dass er den Zug auf den Ski bekomme, dann wisse er, dass er sehr schnell sein könne. „Es geht sehr schnell dahin, die Kurven kommen Schwung auf Schwung. Es kann beim kleinsten Fehler blöd enden. Das ist jedem bewusst. Ich würde sagen, hier herunter gewinnt der, der das meiste Risiko nimmt.“
Routinier Reichelt ist sich auch bewusst, dass das technisch anspruchsvolle, kurze Rennen „umso schwerer zu gewinnen sein wird“, jeder kleine Fehler würde bestraft werden. Die Länge respektive Kürze würde es spannend machen, weil der physische Aspekt keine so große Rolle spielen würde.
„Man muss voll ans Limit gehen. Ich glaube, es wird sicher spannend für die Zuschauer, und wir müssen uns gleich von Anfang an brutal reinhauen und alles aus uns rausquetschen“, meinte der 38-Jährige. „Wenn du da nur ein bisschen nachdenken anfängst, bist du schon herunten im Ziel.“ Die Dosis an Risiko sei ein Drahtseilakt.
„Ich weiß, dass ich schnell sein kann, mein Ziel ist es, das umzusetzen. Meine Leistung zeigen und locker bleiben“, sagte Last-Minute-Qualifikant Striedinger. Der Favoritenkreis sei sehr groß. „Es wird ein enges Rennen werden und am Ende wird man Glück brauchen. Wenn man da runter nichts riskiert, wird man nicht gewinnen. Risiko wird bei der Kürze sehr belohnt.“
Das Thema Risiko sprach auch Svindal in seiner letzten großen Pressekonferenz vor dem Karriereende an. Bei ihm sei es eher das kalkulierte Risiko, das er nehme. „Wenn ich spüre, dass ich das Rennen gewinnen kann, dann ist es das Risiko wert.“ Auch in seinem Abschiedsrennen wird er darauf achten, was geht. „Wäre ja blöd, wenn ich am letzten Tor vorbeifahre.“ Sein Favoriten? „Paris, Kriechmayr, es können viele schnell sein, es wird eng werden.“