Polizei in Singapur durchsuchte Wirecard-Büros
Die Aktien des Dax-Neulings Wirecard sind zum Ziel von Spekulanten geworden. Nach dem dramatischen Kursbeben in der vergangenen Woche brechen die Papiere erneut ein.
Aschheim – Nach den Berichten über angebliche Betrugsfälle beim deutschen Bezahldienstleister Wirecard sind Räumlichkeiten des Unternehmens in Singapur durchsucht worden. Das bestätigte die Polizei des Stadtstaates der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Wirecard teilte mit, die Firma habe der Polizei Unterlagen übergeben und kooperiere mit den Ermittlern.
Zugleich wies das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von München die Berichte der britischen Financial Times (FT) über angebliche Unregelmäßigkeiten erneut zurück. Diese entbehrten jeder Grundlage.
Über 20 Prozent an Aktienwert verloren
Die Financial Times hatte nach mehreren Artikeln in der vergangenen Woche am Donnerstag erneut über die Angelegenheit berichtet. Die Wirecard-Aktie ging daraufhin wieder deutlich ins Minus. Auch am Freitag verlor das Wertpapier weiter. Seit Jahresbeginn hat die Wirecard-Aktie bereits mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt.
Schon in der vergangenen Woche hatte die FT zweimal über Wirecard berichtet. Journalisten der Zeitung konnten nach eigenen Angaben Dokumente von Anwälten einsehen, die Wirecard selbst beauftragt hat. Die Juristen fanden demnach Belege für „schwere Vergehen“ wie Urkundenfälschung. Es gebe Grund zu der Annahme, dass diese Fälschungen andere Taten verdecken sollten, etwa Betrug, Untreue, Korruption oder Geldwäsche.
Klage gegen Zeitung
Wirecard verklagte indessen die Financial Times. „Wirecard geht rechtlich gegen FT und seine unethische Berichterstattung vor“, erklärte der Konzern. Von der FT war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Wirecard-Chef Markus Braun stammt aus Österreich.
Wirecard verdrängte Commerzbank aus dem Dax
Wirecard weist die Vorwürfe immer wieder zurück. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin prüft, ob es sich beim Absturz der Aktie in der vergangenen Woche um Marktmanipulation gehandelt haben könnte. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft befasst sich mit der Sache.
Wirecard hatte im vergangenen Herbst Schlagzeilen gemacht, als das Unternehmen die Commerzbank aus dem Dax verdrängte. Zu diesem Zeitpunkt war die Firma mehr als 23 Mrd. Euro wert und überrundete damit sogar die Deutsche Bank. Wirecard war 1999 auf dem Höhepunkt der Internetblase gegründet worden und konzentrierte sich schnell auf den Zahlungsverkehr im Internet.
Immer wieder Leerverkäufe
Wirecard war bereits in den vergangenen Jahren Ziel von Leerverkäufern geworden. Das sind Spekulanten, die mit fallenden Kursen Geld verdienen. Eine Methode dabei ist, geliehene Aktien zu einem hohen Kurs zu verkaufen und anschließend die Papiere mit Hilfe gezielt gestreuter Gerüchte oder Falschinformationen in den Keller zu schicken.
Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der geliehenen Aktien können die Spekulanten anschließend eine größere Zahl der nun billigeren Papiere wieder kaufen. Nachdem sie die geliehenen Papiere zurückgegeben haben, verbleibt ihnen der Profit in Form günstig erworbener Aktien. (APA, AFP)