500-Meter-Weltmeisterin Herzog holte 1.000-Meter-Silber
Die 23-jährige Tirolerin musste sich über die 1.000 Meter nur der US-Amerikanerin Bowe geschlagen geben. Japanerin Kodaira wurde Dritte.
Inzell – Vanessa Herzog hat Emese Hunyady getoppt. Mit Silber über 1.000 m am Tag nach dem Gold-Gewinn über 500 m wurde die 23-Jährige am Samstag in Inzell zur ersten Österreicherin mit zwei Medaillen bei Einzelstrecken-Weltmeisterschaften. Die „Eisgräfin“ hatte ihre drei in verschiedenen Jahren geholt. Herzog markierte in 1:14,38 Minuten persönliche Saisonbestzeit, schneller war nur Brittany Bowe.
Und das doch deutlich. Die US-Amerikanerin besiegte Weltrekordlerin Nao Kodaira im vorletzten der zwölf Paare klar, legte eine 1:13,41 aufs Eis. Herzog war ins letzte Paar gelost worden und hat sich das Top-Duell Bowe - Kodaira angesehen. „Brittanys Zeit ist schneller als meine Bestzeit und es war realistisch, dass ich das nicht schaffe“, erklärte Herzog nach dem Rennen. „Die Zeit von Nao, habe ich gewusst, das kann ich schaffen.“
Rotwein als Belohnung für den Titel
Und die Europameisterin verdrängte die Japanerin um 6/100 auf den Bronze-Rang, nachdem sie am Vortag deren seit 2016 gelaufene 500-m-Siegesserie um 8/100 beendet hatte. „Sie wird ein Trauma haben mit mir“, meinte Herzog schmunzelnd. Mit einer Reaktion der 32-jährigen Asiatin in zwei Wochen bei den Sprint-Weltmeisterschaften in Heerenveen ist zu rechnen. Aber auch da wird Herzog mitreden, in Addition hatte sie in Inzell die schnellste 500/1.000-m-Zeit.
Nach dem Trubel infolge des 500-m-Triumphs hatte Herzog ab Freitagabend nach Bekanntgabe der Auslosung den Fokus auf die 1.000 m gefunden. „Diesmal war es ein Achterl Rot“, verriet Trainer-Ehemann Thomas Herzog, dass es bei dem bei ihnen vor großen Rennen üblichen Ritual - als Belohnung für WM-Gold - diesmal die doppelte Wein-Menge gegeben habe. Vanessa Herzog: „Ich habe den Erfolg gut vergessen können, habe mich nur auf den 1000er fokussiert.“
Plan ging voll auf
Die Herzogs hatten eine exakte 1.000-m-Marschroute ausgegeben, und die gebürtige Innsbruckerin hielt sich auf das Zehntel genau an die Zwischenzeit-Vorgaben. „Mein Plan war, sehr, sehr schnelle 600 zu laufen“, erläuterte Vanessa Herzog. „Das habe ich gut hingekriegt. Und in der zweiten Runde bin ich nicht so ‚gestorben‘ wie die letzten Male. Das Wegstecken der Belastung vom 500er haben wir also gut hingekriegt. Deswegen bin ich sehr happy.“
Wie über 500 m Bowe hatte mit der Russin Darja Katschanowa auch diesmal Herzogs Laufrivalin einen Fehlstart hingelegt. So etwas hat sich zuletzt immer als gutes Omen gezeigt. Thomas Herzog konnte sich auch nicht mehr als Silber wünschen. „Das ist das Optimum. Das war über die ganze Saison ihr bester Lauf über 1.000 m. Es hat alles hingehauen. Brittany ist stärker momentan. Das heißt nicht, dass sie immer stärker bleiben wird, aber sie ist derzeit stärker.“
Unterstützung aus Holland
Überaus positiv fiel natürlich auch das Resümee der Aktiven selbst aus. „Ich kann mich nicht beschweren mit Gold und Silber. Eine Medaille habe ich mir erträumt, egal welche. Der 500er war perfekt und der 1000er sehr, sehr zach. Aber es war ein geiles Rennen.“ Mit der Familie ging es danach auch noch zum Abendessen. Die Heimreise war für Sonntag geplant, die Anreise zu den Sprint-Weltmeisterschaften in den Niederlanden ist für Donnerstag vorgesehen.
Herzog wurde in der „Max Aicher Arena“ wieder von einer Gruppe österreichischer Fans angefeuert, aber merkbar auch von den zahlreichen Niederländern, deren Applaus ihr natürlich auch nach dem Rennen sicher war. „Man merkt, die Holländer mögen das ganz gerne, wenn irgendwelche Einzelkämpfer aus großen Teams erfolgreich sind. Man wird auch in Holland auf der Straße überall angesprochen.“
An der Nebenfront gab es übrigens beim Weltcup-Finale der Junioren in Baselga di Pine einen österreichischen Sieg über 3.000 m durch Gabriel Odor. Der 18-jährige Tiroler hatte vor zwei Wochen im Massenstart seinen ersten Junioren-Weltcupsieg gefeiert und gilt nächstes Wochenende bei den Junioren-Weltmeisterschaften ebenso in Baselga di Pine als Medaillenhoffnung. Bisher hat außer Herzog nur Armin Hager Junioren-WM-Edelmetall geholt. (APA)