Tirolerin Venier nach „Blech“ in der Abfahrt: „WM ist nicht alles im Leben“
Die Siegerehrung am Abend wollte die Oberperferin am liebsten schwänzen: „Es gehört dazu, aber am liebsten würde ich gar nicht hingegen.“
Aare – Österreichs Speed-Damen verlassen Aare ohne Extra-Glitzer im Gepäck. „Sicher hätten wir uns alle eine Medaille erhofft, wir haben hart dafür gearbeitet. Im Endeffekt hat es einfach nicht gereicht“, meinte Stephanie Venier, die am Sonntag Platz vier in der Abfahrt belegte. „WM ist nicht alles im Leben“, tröstete sich die Ski-Rennläuferin - und hatte schon die Frustverarbeitung am Abend im Visier.
Venier verpasste die Bronzemedaille, die sich stattdessen in ihrem letzte Rennen US-Ikone Lindsey Vonn einsteckte, um 0,04 Sekunden. „Am liebsten hätte ich eh alles hingeschmissen und wäre sofort unten durch, gar nicht an den Leuten vorbei. Aber es nützt halt einfach nichts“, zeigte sich die Tirolerin bitter enttäuscht. „Ein vierter Platz bei einem Weltcup-Rennen wäre super, aber bei einer WM...“
Familie versuchte zu trösten
Die Familie habe gleich versucht, sie mental aufzurichten, was aber nicht ganz gelang. „Papa, Schwester und auch der Freund, mit denen habe ich gleich geredet. Sie haben gesagt: Du hast noch zwei oder drei WMs vor dir, du bist noch jung. Aber das muntert dich halt in dem Moment auch nicht gerade auf.“ Die Siegerehrung am Abend wollte Venier am liebsten schwänzen. „Es gehört dazu, aber am liebsten würde ich gar nicht hingegen.“
Mit ihrer Fahrt sei sie eigentlich zufrieden gewesen. „Ich wollte locker drauflosfahren. Das habe ich wieder gemacht, aber es war halt einfach vier Hundertstel zu langsam“, erklärte die Vize-Weltmeisterin von 2017. „Wenn ich fünf Hundertstel schneller gewesen wäre, würde ich wahrscheinlich alles loben jetzt.“
Bronze auf den letzten Metern verloren
Die letztlich wohl entscheidenden Zentimeter kamen aber im Finish dazu. Bei der dritten Zwischenzeit war Venier noch fünf Hundertstel schneller als Vonn. „Ganz klar. Im Training habe ich da ein bissel zu viel riskiert, dann habe ich es nicht erwischt. Heute bin ich da einfach ein bissel zu rund reingefahren.“
Die Hoffnung auf etwas schlechtere Sicht im weiteren Verlauf des Rennens erfüllte sich für Venier nicht. „Ich habe mir gedacht, dass das Wetter vielleicht ein bisschen zuzieht oder es dunkler wird, aber die Suter hat dann auch Sonne eigentlich gehabt. Sie hat es dann einfach runtergebracht“, verwies sie auf die Schweizerin Corinne Suter, die mit Startnummer 19 die Silber-Fahrt hinlegte.
„Stuhec würdige Weltmeisterin“
„Irgendwann kommt es zurück hoffentlich“, sprach Ramona Siebenhofer, die am Freitag Kombi-Bronze um vier Hundertstel verpasst hatte. Im Zielraum umarmte sie ihre Teamkollegin und Freundin und versuchte sie zu trösten. „Das ist nicht medientauglich, was ich zu ihr gesagt habe“, berichtete Siebenhofer und lachte. „Karma is a bitch“, hatte Venier am Vortag gemeint. Das Schicksal ist ein Miststück.
Ilka Stuhec ist laut Venier aber jedenfalls eine würdige Weltmeisterin. „Die Ilka hat auch ein Rennen heuer schon gewonnen“, erinnerte sie an das Gröden-Double der Slowenin. Auch das Abtreten von Vonn mit Bronze sei nicht so überraschend gekommen. „Ich habe schon gewusst, dass sie es drauf hat und kann“, betonte die 25-Jährige.
Dennoch wollte sie die beiden in der ersten Enttäuschung nicht beim abendlichen Ausklang der Weltmeisterschaften dabei haben. „Ich habe schon gesagt, von Platz 4 bis 30 sind heute alle eingeladen in den TirolBerg“, sagte Venier. Die Medaillengewinnerinnen aber „brauchen wir nicht“, meinte sie augenzwinkernd. (APA)