Tirol

Zwist um Tiroler Herkunftskennzeichnung und Streit um Fleisch

Im vergangenen Jahr sperrten österreichweit 1416 landwirtschaftliche Betriebe mit Rinderhaltung zu. Der Rinderbestand sinkt seit Jahren.
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Die Landwirtschaftskammer ortet eine vom Landtag beschlossene Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in Landesküchen als nicht umgesetzt. Das Land sieht das anders. Der Rinderbestand sinkt.

Von Stefan Eckerieder

Innsbruck –Die Tiroler Landwirtschaftskammer schließt sich der Kritik des WWF an den fast dauerhaften Rabatten bei Frischfleisch an. Der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger plädiert wie die WWF-Forderung für ein Rabatt-Verbot im Lebensmittelhandel beim Fleisch und fordert außerdem die Umsetzung einer bereits im Mai 2017 im Tiroler Landtag beschlossenen Verpflichtung der Herkunftsbezeichnung von landwirtschaftlichen Produkten in allen Landesbetrieben und Kantinen.

„Es wäre Zeit, den Landtagsbeschluss mit Leben zu erfüllen. Der Konsument soll wissen, woher sein Essen kommt“, sagt Hechenberger gegenüber der TT.

Das Land sieht den Beschluss hingegen vollinhaltlich umgesetzt. Bereits seit 2009 achte man bei Veranstaltungen des Landes darauf, dass die angebotenen Getränke und Speisen zum einen von Tiroler ProduzentInnen bezogen werden und regionale und saisonale Lebensmittel aus Tirol verwendet werden. Bei Ausschreibungen von Catering werde seit 2018 auf die Verwendung regionaler Produkte verwiesen. Auch eine entsprechende Herkunftskennzeichnung der Hauptzutaten erfolge. Zudem seien 71 Altenwohn- und Pflegeheime, neun öffentliche Krankenhäuser und 12 Schulen von der Agrarmarketing Tirol mit dem Regionalitäts­gütesiegel für öffentliche Küchen ausgezeichnet.

Wie berichtet, kritisiert der WWF auf Grundlage einer Studie, dass Frischfleisch im Lebensmittelhandel fast dauerhaft rabattiert und häufig billiger als Fast-Food oder Fertiggerichte ist. Die Umweltschützer fordern daher auch eine Herkunftskennzeichnung für verpackte Waren und in Kantinen.

Niedrige Fleischpreise zwängen die Landwirte, bei der Produktion auf schnelles Wachstum und immer leistungsfähigere Tiere zu setzen, „das geht auf Kosten des Tierwohls“, meint Hechenberger. Zudem fördere man damit die Massentierhaltung in Ländern, in denen Umwelt- und Tierwohlstandards weniger stark berücksichtigt würden als in Österreich. „Die heimischen kleinbäuerlichen Betriebe sterben so.“

Der Strukturwandel sei bereits sichtbar. „Die Eigenproduktion sinkt und der Import steigt“, bekräftigt der Landwirtschaftskammerpräsident. Das zeigen auch gestern veröffentliche Zahlen der Statistik Austria. Ende 2018 wurden in Österreich 1,91 Millionen Rinder und 2,78 Millionen Schweine gezählt. Das ist ein Rückgang von 1,6 Prozent bzw. 1,5 Prozent zum Vorjahr. Zwischen 1. Dezember 2017 und 1. Dezember 2018 sperrten 1416 Betriebe mit Rinderhaltung zu. 57.900 österreichische Betriebe haben durchschnittlich 33 Rinder.

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