Nach mehreren Serien in Tirol: Brandstifter auf Tauchstation
Seit Monaten beschäftigen drei große Brandstiftungsserien die Tiroler Kriminalisten. Die Täter sind nach wie vor unbekannt, die Ermittlungen blieben bislang ohne Erfolg.
Von Thomas Hörmann
Kundl, Telfs, Inzing –„Man findet mich nie!“ So endet der Drohbrief, der am 7. Jänner in den Briefkästen von vier Bewohnern am Telfer Fuchsbühel landete. Der Verfasser – nach eigenen Angaben der seit über einem Jahr gesuchte Serienbrandstifter in der Siedlung – scheint vorerst Recht zu behalten. Nach insgesamt fünf Brandstiftungen in der Wohnanlage ist seine Identität weiterhin unklar. Die gute Nachricht: Seit über einem Monat musste die Telfer Feuerwehr nicht mehr zum Fuchsbühel ausrücken.
Auch die Serienbrandstifter von Kundl und Inzing gönnen den Einsatzkräften eine Atempause. Beide Serien rissen nach drei bzw. zehn Brandanschlägen plötzlich ab. Die Täter sind seither wie vom Erdboden verschluckt. Für Pyromanen ein eher ungewöhnliches Verhalten – für sie „ist das wie eine Sucht, sie können nicht aufhören, werden unvorsichtiger, bis sie am Ende fast immer erwischt werden“, beschreibt der bekannte Gerichtspsychiater Reinhard Haller das Wesen dieser Tätergruppe.
Aber zumindest in Telfs ist fraglich, ob der Brandstifter tatsächlich aus psychischen Gründen zum Feuerzeug greift, und ob die fünf Brände überhaupt das Werk eines einzigen Täters sind. „Wir haben im Zuge der umfangreichen Ermittlungen zahlreiche Hausbewohner befragt“, beschreibt Christoph Kirchmair, stv. Polizeikommandant im Bezirk Innsbruck-Land, den Ermittlungsstand: „Das Problem ist, dass fast jeder ein Motiv hätte. Die einen haben Schwierigkeiten mit den Nachbarn, andere familiäre Probleme.“ Auch eine drohende Delogierung könnte beim vorerst letzten Brand in einem Kinderzimmer am 8. Jänner eine Rolle gespielt haben. „Aber genauso gut ist es möglich, dass der Brandstifter mit dem außerhalb aufbewahrten Schlüssel in die Wohnung gelangte“, sagt Kirchmair: „Fast jeder im Haus weiß, wo sich der Schlüssel befindet.“
Die Hoffnung, dass der eingangs erwähnte Drohbrief zum Brandstifter führen würde, hat sich bislang nicht erfüllt. Die Spurenauswertung blieb ohne Ergebnis. Das gilt auch für jene Spuren, die an den fünf Brandorten im Keller bzw. in der Wohnung sichergestellt werden konnten.
Aber zumindest sei wieder Ruhe in der Wohnanlage eingekehrt, sagt Kirchmair, und das sei wohl auch eine Folge der verstärkten Polizeipräsenz am Fuchsbühel. Die Angst der Bewohner war durchaus nachvollziehbar. Immerhin war die Rauchentwicklung bei den zwei Kellerbränden im vergangenen Dezember so groß, dass das Gebäude teils mit Feuerwehr-Drehleitern evakuiert werden musste. Mehrere Mieter erlitten dabei Rauchgasvergiftungen.
Apropos Präsenz: Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamtes, schließt keineswegs aus, dass der massive Polizeieinsatz zum vorläufigen Ende der Brandanschlagsserien im Raum Inzing (Juli/August) und Kundl (Oktober/November) beigetragen hat. Ein Effekt, der möglicherweise auch bei der Brandserie in Telfs eine Rolle spielt.
Im Herbst hofften die Ermittler bereits, dem Täter im Raum Inzing auf der Spur zu sein. Die Beamten forschten einen Einheimischen aus, dessen Vorgeschichte durchaus zu den zehn Stadelbränden zwischen Zirl und Telfs im Sommer passen würde. Allerdings blieb die Einvernahme des Verdächtigen ohne Ergebnis, die Brandstiftungen konnten nicht nachgewiesen werden.
Die drei Serien
Raum Inzing: Zwischen Mitte Juli und Mitte August 2018 gingen zwischen Zirl und Telfs zehn Stadel und Schuppen in Flammen auf. Das Werk eines Brandstifters, ergaben die Ermittlungen. Am häufigsten war Inzing mit drei Bränden betroffen. Dazu kommt ein missglückter Brandanschlag.
Kundl: In Kundl zündete ein Brandstifter zwischen 23. Oktober und 20. November einen Schuppen, ein geparktes Auto und ein Carport an. Auffallend ist, dass der Täter beim ersten und beim dritten Anschlag auch das Leben der Bewohner in den nahen Häusern riskierte.
Telfs: Die Wohnanlage am Telfer Fuchsbühel war bereits im Jänner 2018 Schauplatz von zwei gelegten Kellerbränden. Nach knapp einem Jahr Pause fingen im Dezember im Untergeschoß zunächst Reifen und dann Fahrräder Feuer. Am 8. Jänner brach wie in einem Drohbrief angekündigt in einer Wohnung ein Brand aus.