Freizeitwohnsitze: Gedämpfte Freude über Körberlgeld
Die 820 Freizeitwohnsitze im Bezirk sollen den Gemeinden Geld bringen. Die Bürgermeister sind ob des Aufwandes skeptisch.
Von Alexander Paschinger
Außerfern –Ende letzter Woche trudelte der Gesetzesentwurf bei den meisten Gemeinden ein: Wie berichtet, will LR Johannes Tratter den Kommunen mit Jänner 2020 eine Freizeitwohnsitzabgabe ermöglichen. Das beschert pro Einheit, je nach Quadratmetern, zwischen 100 und 2200 Euro. Für VP-Bezirksobfrau Sonja Ledl-Rossmann ist die Einführung einer Abgabe auf Freizeitwohnsitze eine Frage der Fairness: „Die Gemeinden müssen nicht nur für Hauptwohnsitze, sondern auch für Freizeitwohnsitze Infrastruktur wie Wasserversorgung, Kanal und Straßen zur Verfügung stellen.“
Die Landesstatistik wies für den Bezirk Reutte mit 1. Juli 2017 exakt 820 Freizeitwohnsitze aus (allein Kirchberg i. T. hat 873 der 16.200 Einheiten in Tirol). Ledl-Rossmann erwartet für manche Gemeinden erhebliche Mehreinnahmen. „Bei einer durchschnittlichen Abgabenhöhe von 500 Euro pro Jahr sind das beispielsweise für eine Gemeinde mit 50 Freizeitwohnsitzen zukünftig 25.000 Euro zusätzlich im Budget.“
Doch ganz so eitel Wonne ist das für die betroffenen Bürgermeister nicht. Ehrwald weist nach dieser Statistik 111 Freizeitwohnsitze aus – Pi mal Daumen wären das 55.000 Euro für die Zugspitzgemeinde. Doch BM Martin Hohenegg ist skeptisch: „Man darf nicht die paar tausend Euro als Basis nehmen. Es gibt einen administrativen Aufwand bei der Erhebung. Dann muss man nachweisen, dass die Wohnsitze auch bewohnt sind.“ Offen sei für ihn auch die Verfolgung von illegalen Freizeitwohnsitzen. „Nett, aber schwierig“, kommentiert er den Entwurf.
Der Berwanger Dorfchef Dietmar Berktold sieht in den Einnahmen aus 81 Freizeitwohnsitzen nur „einen Tropfen auf den heißen Stein“ bei der Infrastruktur. Und er befürchtet künftig ein „Katz-und-Maus-Spiel“ mit den Eigentümern. Perktold rechnet mit 20.000 bis 25.000 Euro und unterstützt die Haltung von Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf nach einer Abgabe für alle Wohnsitze.
Jubeln müsste der Hinterhornbacher Bürgermeister Martin Kärle: 35 seiner 46 Wohneinheiten sind Freizeitwohnsitze. Aber: „Von diesen sind die meisten Almhütten und unbewohnte alte Bauernhäuser – da ist nicht viel an Einnahmen drin.“ Ähnlich geht es dem Stanzacher Dorfobersten Hanspeter Außerlechner. Die 62 Freizeitwohnsitze klingen gut – „aber da sind die gut 40 sanierten Schwarzbauten aus dem Almdorf Fallerschein dabei.“ Die Einnahmen wären somit überschaubar.