Bezirk Schwaz

Gratis-Öffis für Gäste: „Bahnbrechende Pläne“ für das Zillertal

Durch schnellere Wasserstoffzüge und Gratisnutzung für alle Gäste soll der touristische Verkehr im Zillertal verstärkt auf die Öffis verlagert werden.

Von Angela Dähling

Mayrhofen – Am Samstag ist es wieder so weit: Der Urlauberschichtwechsel trifft bei Kaiserwetter auf Tagesskigäste und das sorgt in Summe wieder einmal für lange Staus im und vor dem Zillertal. Wenn alles nach Plan läuft, könnte das in vier Jahren anders aussehen. Mit Dezember 2022 soll ja bekanntlich die erste wasserstoffbetriebene Schmalspurbahn weltweit für einen schnelleren und komfortableren Transport zwischen Mayrhofen und Jenbach sorgen.

Die „bahnbrechenden Pläne“, von denen Seilbahner Franz Hörl als Aufsichtsratsvorsitzender der Zillertaler Verkehrsbetriebe (ZVB) am Freitag bei der Präsentation des neuen Zillertaler Mobilitätskonzeptes sprach, sind ehrgeizig. Sie sehen unter anderem vor, dass künftig alle Urlauber gratis die öffentlichen Verkehrsmittel im Tal nutzen können – auch ohne Skipass oder Zillertaler Aktivcard, mit denen das ja schon jetzt geht. „Natürlich wird per Umlageverfahren schon was verrechnet, aber das ist für den Gast nicht spürbar“, erläuterte Hörl. LHStv. Josef Geisler ergänzte, dass für Einheimische neben den günstigen Jahrestickets auch Vielfahrertickets geplant seien. Laut Hörl habe rund ein Fünftel der Jugendlichen in einigen deutschen Ballungsgebieten keinen Führerschein mehr – dem veränderten Kundenverhalten wolle man Rechnung tragen.

Großes Ziel sei es laut Geisler, ein Viertel des Tourismusverkehrs – also An- und Abreisen sowie Fahrten im Tal – auf öffentliche Verkehrsmittel im Zillertal zu verlagern. Von den 1,5 Mio. Ankünften im Jahr würden derzeit nur 2,57 Prozent auf die Bahnanreise entfallen, informierte ZVB-Vorstand Wolfgang Stöhr und meinte: „Eine bescheidene Zahl, da gibt es viel Potenzial nach oben.“ Dass 2017 von 2,5 Mio. Fahrgästen 39 Prozent Touristen gewesen seien, liege vor allem am Skipass und der Zillertalcard.

ZVB-Vorstand Helmut Schreiner: „Die neue Zillertalbahn wird 75 m lang sein und mit 452 Sitz- und Stehplätzen doppelt so viele wie bisher haben. Wir können dann 1000 Personen pro Stunde und Richtung befördern und 800.000 Liter Diesel einsparen. Jetzt braucht sie 1,3 Liter Diesel pro km, künftig 0,38 kg Wasserstoff.“ Die Leistung verdopple sich auf 1400 kW und durch acht statt vier angetriebene Achsen könne der Zug schneller anfahren. Die Regelfahrzeit sinkt von 55 auf 45 Minuten. Der Wasserstoffbetrieb sei etwas günstiger als eine Elektrifizierung.

Beim Wasserstoffantrieb der Zillertalbahn soll es nicht bleiben. Die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Schienenfahrzeuge in Mayrhofen sollen später auch Busse anfahren. Auch wasserstoffbetriebene Pistengeräte beinhaltet die Vision einer CO²-freien Region. Das heurige Jahr werde weisen, ob die Ziele erreichbar seien, sagte Hörl. Es gebe zwar Verträge mit dem Verbund-Konzern für die Wasserstofferzeugung, aber die Finanzierung des gesamten 156 Mio. Euro schweren Wasserstoffzug-Projektes stehe noch nicht. „Beide zuständigen Wiener Ministerien müssen noch sehen, ob sie das Projekt für unterstützenswürdig erachten“, räumte Hörl ein.

Auch mit den Grundeigentümern ist noch längst nicht alles unter Dach und Fach. „Für den Bahnhof Mayrhofen sind wir in sehr guten Gesprächen. Wir können halt kaum Ersatzflächen bieten“, sagte BM Monika Wechselberger. Laut ZVB-Vorstand Helmut Schreiner könne man jetzt für die geplante Anbindung der Zeller Bergbahn ans Schienennetz auf mehr öffentlichen Grund zurückgreifen und würde daher weniger privaten benötigen. Wie berichtet, legen sich hier ja viele Grundbesitzer quer. Auch die Bergbahn werde laut Hörl ihren finanziellen Beitrag für die Anbindung leisten. Geisler ergänzte, man stehe zudem mit den Seilbahnern des Tales in Verhandlung über die Mitfinanzierung des Zugbetriebs.

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