Polnischer Premier sagt Israel-Reise wegen Netanyahus Aussage ab

Warschau/Jerusalem (APA/Reuters) - Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki hat am Sonntag seine geplante Reise zum Treffen der Vise...

Warschau/Jerusalem (APA/Reuters) - Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki hat am Sonntag seine geplante Reise zum Treffen der Visegrad-Staaten, das kommende Woche in Jerusalem stattfinden soll, abgesagt. Grund dafür seien Bemerkungen des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu, der Polen eine Mitschuld am Holocaust gegeben haben soll, hieß es aus Morawieckis Büro.

Eine polnische Regierungssprecherin bestätigte gegenüber Reuters am Sonntag, dass stattdessen Außenminister Jacek Czaputowicz nach Israel reisen werde. Morawiecki habe Netanyahu über seine Entscheidung, die Reise abzusagen, in einem persönlichen Telefongespräch informiert, sagte die Sprecherin Joanna Kopcinska.

Aus Netanyahus Büro hieß es am Sonntag, der Premierminister sei bei seinem Auftritt bei der Warschauer Nahost-Konferenz von der „Jerusalem Post“ falsch zitiert worden. Die Zeitung habe später eine korrigierte Version gebracht.

Morawiecki hatte die israelische Botschafterin in Warschau, Anna Azari, am Freitag wegen dieser Causa zu sich bestellt. Azari habe ihm erklärt, dass sich Netanyahu darauf bezogen habe, dass einzelne Polen mit den Nazis kollaboriert hätten, sagte Morawiecki in einem Interview mit der polnischen Nachrichtenagentur PAP am Sonntag.

Bereits vergangenes Jahr war es zu Spannungen zwischen Polen und Israel gekommen, nachdem Warschau ein Gesetz verabschiedet hatte, das für die Verwendung des Begriffes „polnische Todeslager“ Strafen von bis zu drei Jahren Haft vorsah. Aufgrund des Drucks der US-Regierung und einem öffentlichen Aufschrei in Israel, willigte Polen ein, das Gesetz abzumildern und die Haftstrafen aus dem Gesetz zu entfernen.