1000 Kilometer bis zum „Lebensmittelpunkt“
Eine Idee, die den Zeitgeist zu treffen scheint: Mitglieder kaufen künftig via App und holen die Produkte im Imster Gablhaus ab.
Von Thomas Parth
Imst –Am Anfang steht die Idee einer Kooperative, genannt Lebensmittelpunkt, wo Direktvermarkter und Produzenten an einem Ort zusammengeführt werden. Hier haben die Vereinsmitglieder und späteren Kunden die freie Auswahl an frischen, regionalen und qualitativ hochwertigen Produkten. „Victor und ich sind 22 unserer späteren Direktvermarkter mit dem Auto abgefahren und haben dabei gute 1000 Kilometer zurückgelegt. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Kaffee und Tee getrunken, aber auch noch nie so viel über regionale Produkte gelernt“, gesteht Mihaela Jahn, die Vereinsobfrau vom Lebensmittelpunkt.
Vom Lamm-, Ziegen-, Enten-, Puten- und Rindfleisch über Fisch, Obst und Gemüse bis zu Getreide, Nudeln, Bio-Eiern über die komplette Palette an Milchprodukten inklusive Futter für Hunde u. v. m. reicht die breite Produktpalette. „Die Produzenten persönlich kennen zu lernen, war eine echte Bereicherung und hat viel Spaß gemacht. Das hat sich wie eine Schnitzeljagd durchs Oberland angefühlt“, lacht Victor Gabl. Sein Großvater hatte im „Gablhaus“ in der Imster Kramergasse bis 1980 eine Metzgerei betrieben. „Ich dachte mir, wir könnten hier wieder etwas cooles Neues anfangen. Und mit einer FoodCoop, also einem nicht am Gewinn orientierten, selbstverwaltenden Verein, haben wir es geschafft“, denkt Gabl, der während der letzten Monate das Risiko auf sich genommen hat, das Gablhaus zu renovieren. „Bis zum April sollen die Wohnungen und der Lebensmittelpunkt fertig sein“, wünscht sich Gabl.
Bis dato haben sich 36 Direktvermarkter gefunden, die die Imster FoodCoop beliefern wollen. „Dazu gibt es eine österreichweit erprobte App“, informiert Jahn. Man wird mit acht Euro monatlich zum Vereinsmitglied, bestellt per App seinen Warenkorb und kann diesen dann jederzeit per Mitgliedskarte selbst im Lebensmittelpunkt abholen. Bezahlt werden die Produkte im Voraus, was als Sicherheit für die Produzenten gedacht ist.
„Ergänzend zum Shop wollen wir Hofbesuche, Stammtische oder Kochseminare veranstalten. Es soll eine echte Community von Leuten entstehen, die regionale Produkte wertschätzen“, weiß Jahn.
In Österreich bestehen bis dato 65 Lebensmittelkooperativen. „Wir hoffen zum Start auf etwa 50 Mitglieder und wollen das bis zum Herbst auf 70 Personen steigern“, wirft Gabl einen Blick in die Zukunft. „Am Ende soll es ein schönes, großes Miteinander sein“, hofft Jahn, die sich besonders auf das Ziegenmilcheis in ihrer Angebotspalette freut.