Internationale Pressestimmen zum Kinderschutzgipfel im Vatikan

Vatikanstadt (APA/dpa/AFP) - Die Ergebnisse des Kirchentreffens im Vatikan zur Vorgehensweise bei Fällen sexuellen Missbrauchs kommentieren ...

Vatikanstadt (APA/dpa/AFP) - Die Ergebnisse des Kirchentreffens im Vatikan zur Vorgehensweise bei Fällen sexuellen Missbrauchs kommentieren internationale Tageszeitungen am Montag:

„La Repubblica“ (Rom):

„Der Gipfel im Vatikan, der sich mit dem sexuellen Missbrauch durch Priester beschäftigt hat, schließt mit einer langen Rede des Papstes, die die Opfer wegen des Fehlens konkreter Maßnahmen verärgert. Wenig wert sind die Worte von Pater Federico Lombardi, dem Moderator des Gipfels, der Maßnahmen in nächster Zukunft ankündigt (...). (...)

Und auch wenn die Überheblichkeit gegenüber der Opfer nicht mehr da zu sein scheint, konkrete Heilmittel sind nicht in Sicht. Es ist dieser Punkt, an dem sich die Opfer verraten fühlen. (...) Auch wenn Franziskus scheinbar entschieden ist, die internen Widerstände gegen den Wandel bestehen.“

„de Volkskrant“ (Amsterdam):

„Die Worte, mit denen Papst Franziskus den viertägigen Gipfel über Missbrauch am Sonntag abschloss, waren hart und für einen Papst sogar beispiellos. So wie eigentlich diese ganze Woche im Vatikan außergewöhnlich war. Noch nie zuvor hat dieser Papst die Leiter aller Bischofskonferenzen der Welt gebeten, nach Rom zu kommen, noch nie zuvor wurde so viel über sexuellen Missbrauch in der Kirche gesprochen und noch nie zuvor hat ein Papst so viel Besserung versprochen. Und doch überwiegt bei vielen Missbrauchsopfern die Enttäuschung. Denn so energisch all diese Worte auch klingen mögen, sie verpflichten noch immer nicht zu konkreten Maßnahmen.“

„Le Figaro“ (Paris):

„Die Kirche hat die Schwere der Situation erkannt. Sie ist bisher die einzige Institution, die mutig die Arbeit der Reinigung mit Weitsicht angeht. Es war an der Zeit. Diejenigen Priester, die ihre Schäfchen missbraucht haben, haben doppelt gefehlt. Diese ‚Werkzeuge des Satans‘, wie sie der Papst gestern genannt hat, haben nicht nur ihre Autorität als Erwachsene verspielt, sondern - schlimmer noch - ihre spirituelle Autorität, die ihnen das Kirchenoberhaupt anvertraut hat.“

(...)Sie (die Hoffnung) steht heute auf dem Spiel. Selbstverständlich sind Reformen bei Urteilskraft, Vorsicht und Ausbildung von Priestern und Priesteramtskandidaten notwendig. Aber das, was die Kirche braucht, sind weise und gleichzeitig kühne Pastoren (und) Propheten, die den Glauben an sich, die Wohltätigkeit und die Hoffnung stärken. Wir bitten um Heilige.“

„Pravda“ (Bratislava):

„Als ‚Werkzeuge des Teufels‘ bezeichnete Papst Franziskus jene Priester, die Kinder sexuell missbrauchen. Starke Worte für einen Pontifex, doch sollte die römisch-katholische Kirche die Fehler lieber bei sich suchen statt im Höllenreich. Die Opfer in den Pfarreien und Kirchenschulen hätten von ihm mehr erwartet, vor allem nachdem er selbst zu Beginn des Gipfels die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zu konkreten Maßnahmen aufgefordert hatte.

(...) Allein schon die Einberufung des Treffens der Bischöfe zu diesem Thema bedeutete einen Wendepunkt in der größten christlichen Kirche. Während des Pontifikats von Johannes Paul II. wäre dies nicht vorstellbar gewesen. Dabei gelangten die ersten Skandale dieses Typs schon vor über 30 Jahren an die Öffentlichkeit. In vielen Ländern wie etwa bei uns in Mitteleuropa bestreitet und bagatellisiert die Geistlichkeit sexuelle Gewalt an Minderjährigen auch weiterhin.“