Fußball: Deutsche Tormann-Legende Sepp Maier wird 75

München (APA/dpa) - Die erste große Liebe im Leben von Sepp Maier war ein Fußball. Als zehnjähriger Knirps überredete er seinen älteren Brud...

München (APA/dpa) - Die erste große Liebe im Leben von Sepp Maier war ein Fußball. Als zehnjähriger Knirps überredete er seinen älteren Bruder Horst unter Tränen, am Heiligen Abend die Geschenke zu tauschen: Lederball gegen Armbanduhr. „Da war für mich Weihnachten gerettet“, erinnert sich Maier, der am Donnerstag (28. Februar) 75 Jahre alt wird.

Der spätere deutsche Jahrhunderttorwart nahm den Ball sogar mit ins Bett. „Fußball war für mich wie eine Droge“, erzählte Maier viele Jahre später, als er längst ein Fußballstar beim FC Bayern München und Nationalspieler war. 95 Länderspiele bestritt die „Katze von Anzing“, wie Maier genannt wurde, wurde 1972 Europameister und 1974 im eigenen Land dann auch Weltmeister.

Ein großes Fest zum 75er gibt es nicht. Den Geburtstag will er mit seiner Frau Monika „im kleinen Kreis“ verbringen, in seiner zweiten Heimat Südtirol. „Wenn ich in München ein großes Fest feiern würde, wäre die Gästeliste doch arg lang“, meinte Maier, der mit den Bayern jeweils viermal deutscher Meister und Cupsieger wurde. Dazu gewann er mit den Münchnern dreimal en suite auch den Europacup der Landesmeister (1974 bis 1976) sowie einmal den Europacup der Cupsieger (1967).

Der am 28. Februar 1944 im niederbayerischen Metten geborene Maier zählt damit zu den Legenden des deutschen Fußballs. Er war Teil der berühmten Bayern-Achse Maier-Beckenbauer-Müller. Der Schlussmann, der als Kind ein berühmter Torjäger werden wollte, war jedoch mehr als ein Fußballer. Er war ein Gaudi-Bursch.

Deutschlands dreifacher Fußballer des Jahres (1975, 1977 und 1978) war ein Keeper, der in einem Bundesligaspiel im Olympiastadion auch einmal zwischendurch nach einer Ente hechtete. Maier besaß und besitzt komödiantisches Talent. „Ich kann auch grantig sein, aber meistens bin ich lustig und spaßig.“ Einer seiner berühmtesten Sprüche lautete: „Ein Torhüter muss Ruhe ausstrahlen. Er muss aber aufpassen, dass er dabei nicht einschläft...“

Neben all seinen Titelgewinnen stellte Maier auch einen Rekord für die Ewigkeit auf: Er stand 13 Jahre ohne Unterbrechung in der Bundesliga im Tor. Vom 20. August 1966 bis zum 9. Juni 1979 verpasste er keine Sekunde in 442 Ligaspielen für den FC Bayern (von insgesamt 473).

Der Tag, der sein Leben jäh veränderte, war der 14. Juli 1979, als er bei einem heftigen Gewitter durch Aquaplaning einen schweren Autounfall hatte. „Zu dieser Zeit habe ich gedacht, mir kann nichts passieren. Übermütig war ich“, gestand Maier in einem sehr persönlichen Film zu seinem Geburtstag im Bayerischen Fernsehen.

Damals habe ihm sein langjähriger Bayern- und Nationalteamkollege Uli Hoeneß „das Leben gerettet, was ich ihm nie vergessen werde. Uli hat mich damals aus dem Krankenhaus geholt und zu einem Spezialisten gebracht“, schilderte Maier vor zehn Jahren in einem dpa-Interview. Lungenriss, Zwerchfellriss, Leberriss, akute Lebensgefahr - eine Notoperation rettete den Bayern-Goalie, der später verriet: „Einen Tag länger hätte ich damals nicht mehr überlebt.“

Maiers ehrgeiziges Ziel, ins Bayern-Tor zurückzukehren, scheiterte jedoch. Der damalige Trainer Pal Csernai plante nicht mehr mit ihm, weshalb Maier mit 36 Jahren seine aktive Karriere beendete. Er blieb aber seiner großen Leidenschaft treu, denn Teamchef Franz Beckenbauer machte ihn 1988 zum Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft. 1990 wurden sie gemeinsam in Italien Weltmeister. Später übernahm Maier den Job auch beim FC Bayern, als erster Torwarttrainer überhaupt in der Bundesliga. Ein Amt, das er bis Mai 2008 mit einem Champions-League-Triumph (2001), einem UEFA-Cup-Sieg (1996), acht Meistertiteln sowie jeweils sechs DFB- und Liga-Pokal-Siegen überaus erfolgreich ausübte.