Runder Tisch: Nach Kuh-Urteil beginnt die Suche nach dem Konsens
Das zivilgerichtliche Urteil zur tödlichen Kuh-Attacke 2014 im Pinnistal sorgt nach wie vor für Kopfschütteln. Bauern, Touristiker, Alpinisten und Landespolitiker treffen sich am Mittwoch zu einem runden Tisch. Dessen Ergebnisse sind offen.
Von Benedikt Mair
Innsbruck — Noch ist das Urteil gegen den Stubaier Bauern nicht rechtskräftig. Sollte aber das Höchstgericht die horrende Strafe nach dem tödlichen Kuhangriff im Pinnistal bestätigen, will man in Tirol gewappnet sein. Deshalb findet morgen Vormittag ein runder Tisch statt.
Für die Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Tourismus-Sektors, des Alpenvereins und der Landespolitik wird es vor allem darum gehen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen — das Ergebnis ist dennoch völlig offen. In einem Punkt waren sich alle schon vorab einig: Das Urteil ist zu hart, die Almwirtschaft und deren Verhältnis zu den Wanderern steht vor einer harten Probe.
Von Landesseite wurde der Kuh-Gipfel zur Chefsache erklärt. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wird die Regierung bei dem Zusammentreffen vertreten. Für ihn ist es wichtig, die „weitreichenden Konsequenzen" zu besprechen, die eine Bestätigung des Urteils auf „die Tiroler Landwirtschaft und die gesamte Freizeitnutzung unserer Bergwelt" hätte. Platter will am Mittwoch „Mittel und Wege finden, um Tirols Bauern, die ihre Almflächen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, vor existenzgefährdenden Klagen zu schützen".
Das Treffen einberufen hat die Tiroler Landwirtschaftskammer. Deren Präsident Josef Hechenberger erwartet sich davon ein „klares Bekenntnis zur traditionellen Almwirtschaft". Die offenen Fragen seitens der Bauern, „vor allem hinsichtlich der Haftung", will er morgen Vormittag ansprechen. „Es gilt vor dem Start der Almsaison Klarheit über die rechtliche Lage zu schaffen und mögliche Szenarien durchzudiskutieren."
Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie im Alpenverein, will vor allem die Wogen glätten. „Wenn alle Seiten blind drauflos wüten, dann endet es in einem Desaster. Wir müssen die Lage gemeinsam analysieren." Der Alpenverein zeige sich solidarisch mit den Bauern, will aber auch „Objektivität in der Sache wahren", sagt Kapelari. Für ihn gilt es besonders die Frage betreffend Wanderer mit Hunden zu begutachten.