Antennenhersteller Kathrein verkauft Kerngeschäft an Ericsson
Das Familienunternehmen aus Rosenheim hatte Ericsson bereits mit Antennentechnik beliefert. Schon vor einem Jahr wurde die Schließung des Standortes in Niederndorf bekannt gegeben.
München, Berlin, Stockholm – Der bayerische Kommunikationstechnik-Konzern Kathrein wird endgültig zerschlagen. Das Kerngeschäft mit Mobilfunk-Antennen und Filtern wird an den schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson verkauft, wie beide Firmen heute, Montag, mitteilten. Das Familienunternehmen aus Rosenheim hatte Ericsson bereits mit der Antennentechnik beliefert.
Die Schweden übernehmen 4000 Kathrein-Mitarbeiter, davon 1000 am Firmensitz. 500 Stellen in der Sparte waren schon Ende des vergangenen Jahres gestrichen worden. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. In der Mobilfunk-Sparte setzte Kathrein im vergangenen Jahr 270 Millionen Euro um, die Umsätze mit Ericsson herausgerechnet.
Aus nach 100 Jahren
Kathrein befindet sich seit dem Tod von Eigentümer Anton Kathrein in der Sanierung. Nach dem Verkauf an Ericsson bleiben nur noch das Geschäft mit Satellitenantennen, mit dem Kathrein in den 1990er Jahren groß geworden war, und mit Antennen für die Rundfunk-Übertragung. Vorher hatte das vor 100 Jahren gegründete Unternehmen bereits die Autoantennen-Sparte an den Autozulieferer Continental abgegeben. Der Elektronik-Fertiger Katek ging an die Beteiligungsfirma Primepulse.
Was aus dem verbleibenden Geschäft werden soll, ist offen. Die Sparten sollen so aufgestellt werden, dass die eigenständig überleben können. „Noch ist die Neuordnung der Gruppe nicht abgeschlossen“, betonte eine Sprecherin. Der Chef-Sanierer Hans-Joachim Ziems geht allerdings, sobald der Verkauf an Ericsson vollzogen ist.
Bitteres Aus für Niederndorf 2018
Bereits vor einem Jahr wurde bekannt gegeben, dass der Standort Niederndorf mit 230 Mitarbeitern geschlossen wird.
„Das ist bitter“,meinte damals der Niederndorfer Bürgermeister Christian Ritzer gegenüber der TT. Dabei schien es, als ob der seit rund 20 Jahren anhaltende Aufwärtstrend bei Kathrein weitergehen würde. Der verstorbene Konzernchef Anton Kathrein war damals voll des Lobes für die Tiroler, für ihre Flexibilität und ihr Entgegenkommen bei Genehmigungen. Kathrein wuchs beständig in Niederndorf, wurde zum Magneten für andere Betriebe und ließ die Kommunalsteuer sprudeln. Rund ein Viertel der Einnahmen aus diesem Titel flossen vom bayerischen Hersteller von Kommunikationstechnik in die Gemeindekasse, rund 200.000 Euro.
Neben Niederndorf wurde auch die Fertigungsstätte in Tschechien geschlossen, dort verloren 140 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze. Produziert werden soll künftig nur noch in Rumänien, Mexiko und China. (APA, TT.com)