Bezirk Landeck

Kuh-Urteil: Pfundser Schüler sehen drastische Folgen

Die 2b-Klasse der NMS Pfunds mit Fachlehrer Peter Gspan (l.) befasst sich in einem vierjährigen Projekt mit der Zukunft der alpinen Landwirtschaft. Das Kuh-Urteil hat in der Klasse viel Unverständnis ausgelöst.
© Wenzel

NMS-Klasse befasst sich in vierjährigem Projekt mit der Zukunft der alpinen Landwirtschaft. Schüler zeigen „Katastrophe für alle“ auf.

Von Helmut Wenzel

Pfunds –Das Kuh-Urteil mit einer horrenden Strafe für einen Viehbauern in einem Seitental des Wipptales ist auch an der NMS Pfunds-Spiss-Nauders zum Aufreger geworden. Besonders in der 2b-Klasse. Dort betreut Klassenvorstand Peter Gspan ein vierjähriges Projekt zur Zukunft der alpinen Landwirtschaft.

Auch wenn die tödliche Kuh-Attacke „sehr bedauerlich“ sei, zeigen die jungen Obergrichter null Verständnis für das (nicht rechtskräftige) Urteil. „Der Bauer ist ruiniert. Wie soll er das zahlen? Er wird seinen Stall zusperren und andere werden es auch tun. Damit hätten wir viele gesunde Produkte nicht mehr – Fleisch, Milch, Butter und Käse“, ist in der Schülerdiskussion zu hören.

„Wenn auf den Almen jetzt Stacheldrahtzäune aufgestellt werden, kommen keine Touristen. Man hat keine Lust mehr auf eine Almwanderung. Wir leben vom Tourismus“, zeigen die Zwölfjährigen auf. Und: „Eine touristische Krise würde Abwanderung zur Folge haben.“

In letzter Konsequenz wären viele Arbeitsplätze in Gefahr, im Tourismus ebenso wie in der Landwirtschaft, sind die Schüler überzeugt. Aber auch Siedlungsräume wären gefährdet. „Weil die Lawinengefahr steigt, wenn die Almen nicht mehr abgegrast werden.“ Welche Lösungen gibt es in den Augen der Schüler? – Ein Hundeverbot auf den Almen wäre noch das kleinste Übel. „Damit würden die Kühe nicht mehr gereizt. Der Hund ist ein Feindbild für die Kuh, die ja nur ihre Kälber schützen will.“

Die Touristen sollten besser informiert werden, bevor sie auf eine Alm wandern, meint die Obergrichter Schuljugend. Auch Warnschilder wären sinnvoll, um Attacken vorzubeugen.

Für den Richter, der vorige Woche das Urteil verkündet hatte, fanden die Schüler wenig schmeichelhafte Worte.

Mit dem vierjährigen fächerübergreifenden Schülerprojekt hat sich Klassenvorstand Gspan die Latte hoch gelegt. „Wir möchten Kreisläufe in der alpinen Landwirtschaft aufzeigen und bewusst machen“, erläutert er. „Hintergrund ist auch der Klimawandel, den wir in unserer Region deutlich spüren.“

Pfunds zählt 106 landwirtschaftliche Betriebe. Bis auf zwei Vollerwerbsbauern sind es alles Nebenerwerbsbetriebe. „Trotzdem haben viele unserer Schüler eine enge Beziehung zum traditionellen bäuerlichen Leben“, weiß Peter Gspan. „Wir haben mehrere Exkursionen zu Betrieben in der Region gemacht und in kleinen Filmen dokumentiert. Das Interesse der Schüler ist groß, viele Eltern unterstützen uns.“

In zwei Jahren, wenn die 2b-Klasse in die 4b-Klasse vorgerückt ist, sollen die Aktivitäten zu einer Präsentation aufbereitet werden.

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