Kaffee zum Mitnehmen wird in Kufstein umweltfreundlicher
Die Region Kufstein startet im April mit einem Mehrwegbechersystem, um Müll zu vermeiden. Für den „K2go“-Becher zahlt man zehn Euro Pfand.
Von Jasmine Hrdina
Kufstein –Die Festungsstadt sagt dem Müll den Kampf an und nimmt dabei Kaffeeliebhaber ins Visier. Für zehn Euro Pfand können umweltbewusste Genießer des aromatischen Heißgetränks ab April wiederverwendbare Keramikbecher mit auslaufsicherem Silikonverschluss in teilnehmenden Läden „ausleihen“ und bei voller Vergütung wieder retournieren.
600 Mio. Becher mit Kunststoffbeschichtung werden in Österreich pro Jahr weggeworfen, im Schnitt werden diese nur zehn bis 15 Minuten verwendet. „Müll ist ein Dauerbauchwehthema für jeden Betrieb“, meint Initiatorin Birgit Pristauz. In ihrer Bäckerei in Niederndorf werde die Hälfte aller Kaffees zum Mitnehmen bestellt.
„Ihre privaten Mehrwegbecher zu bringen, ist den Kunden aber zu umständlich.“ Außerdem sei diese zu befüllen aus hygienischen Gründen gesetzlich gar nicht gestattet. Mit dem Kufsteiner Mehrwegbechersystem „K2go“ soll sich das ändern. „Als kleine Bäckerei kann man so ein Projekt alleine nicht umsetzen“, freut sich die Unternehmerin über die Unterstützung in der Region.
„Im ersten Jahr ist die Teilnahme für Betriebe kostenlos“, erklärt Thomas Ebner, GF der projektausführenden Standortmarketing GmbH. Dafür können diese auch mit Werbung rechnen. Ab 2020 werde man einen Euro pro Tag für die Abwicklung verlangen. Zehn Betriebe in Kufstein und Niederndorf haben bereits zugesagt, Ebner rechnet zum Start im April mit mehr als 20 Teilnehmern.
Stolze 58.000 Euro nehmen Leaderverein KUUSK, die österreichische Sammel- und Verwertungsstelle für Verpackungen (Abfallvermeidungs-Förderung), Land Tirol und Wirtschaftskammer Kufstein dafür in die Hand. Vorerst wurden 5000 Becher zu je 6,50 Euro angeschafft. „Die Becher werden klimaneutral in Tschechien bzw. der Silikonverschluss in der Schweiz produziert“, erklärt Leaderverein KUUSK-GF Melanie Steinbacher.
„Das Ziel der Abfallvermeidung ist im Bewusstsein der Leute noch nicht richtig verankert“, sieht Kufsteins Umweltreferent Statdrat Stefan Hohenauer viel Potenzial im Mehrwegbechersystem. „K2go“ könnte mittelfristig um einige Features erweitert werden – so sind die Becher mit einem QR-Code für Smartphones ausgestattet. Angedacht ist laut Ebner ein Rückgabeautomat, „damit man nicht an Betriebs-Öffnungszeiten gebunden ist“.
Dass Kaffeetrinker für die Wahl des umweltfreundlichen Mehrwegbechers mit einem Rabatt auf das Getränk belohnt werden, sei „eine Empfehlung, das können wir aber nicht vorgeben“, sagt Ebner. Pristauz hat dafür eine eigene Lösung parat: Für die herkömmlichen Einwegbecher wird sie künftig einfach mehr verlangen.