Tirol

Vogelfänger Papageno ist Schwaiger nie entkommen

Bei der Oper Turandot von Giacomo Puccini bekleidet Wolfgang Stefan Schwaiger die Rolle des Kanzlers Ping.
© schwaiger

Opernsänger Wolfgang Stefan Schwaiger kommt sein Tiroler Dialekt in Köln entgegen. Nun wartet der erste Auftritt des Innsbruckers in Madrid.

Von Manuel Lutz

Innsbruck –Es war wohl der Papageno, der für den richtigen Ohrwurm sorgte. Eine Vorstellung am Innsbrucker Landestheater vor über 20 Jahren sollte das Leben von Wolfgang Stefan Schwaiger prägen – der Vogelfänger in Wolfgang Amadeus Mozarts Stück machte Eindruck. Der Innsbrucker durfte nämlich statt seiner Mutter mit seinem Vater „Die Zauberflöte“, eine der weltweit bekanntesten Opern, besuchen. „Die Vorstellung hat mir extrem gut gefallen, die bunten und märchenhaften Bilder haben mich sofort begeistert“, erinnert sich der 27-Jährige an den Anfang seines musikalischen Werdegangs zurück.

Die gleichaltrigen Knaben bei der Vorführung imponierten Schwaiger, es folgte der Schritt zu den Wiltener Sängerknaben. Zahlreiche Auftritte im In- und Ausland folgten, die große Bühne zog ihn sofort in den Bann. „Die erste Theaterluft hat mich nicht mehr losgelassen.“

Um auf der Tonleiter voranzukommen, absolvierte Schwaiger in Wien das Bachelorstudium Sologesang. Ein Wettbewerb veränderte dann den Lebenstakt, wie der Bariton mit einem Lachen erzählt: „Nach einem Vorsingen wollte mich die Oper in Köln sofort engagieren. Bei so einem Angebot überlegt man nicht zweimal.“ So gehört Schwaiger seit 2016 zum Ensemble.

Als Papageno (r.) ist der Innsbrucker in Mozarts Zauberflöte auf der Bühne zu sehen.
© Schwaiger

Die „Zauberflöte“ sollte ihn jedoch stets begleiten – bereits als Knabe bei den Wiltenern war er in der Oper in Italien zu sehen. Der erste Auftritt in Köln war daher vorbestimmt: Der Tiroler schlüpfte in die Rolle des Papageno: „Sie wollten mich unbedingt wegen meines Dialekts.“

Aber nicht nur der „Papageno“, sondern auch das Lampenfieber hat sich über die Jahre gehalten: „Egal, ob ich in Köln oder Madrid stehe, einen gewissen Adrenalinschub hat man durchzustehen.“ Entspannung gehört daher wie der gute Ton zum Alltag dazu. Während Bühnenkollegen auf Yoga setzen, vertraut Schwaiger auf die innere Ruhe verschaffende Alexander-Technik. Verrückt machen lässt sich der Tiroler nicht, auch bei einem vollen Kalender stehen Radfahren und Skifahren auf dem Programm: „Wenn ich mal in Tirol bin, schränke ich mich nicht ein, gewisse Dinge zu tun. Auch wenn es theoretisch für die Stimme schlecht ist.“

Auf das wichtigste Gut eines Sängers muss jedoch aufgepasst werden: „Man hat einen HNO-Arzt als ständigen Berater. Bei einem Infekt auf den Stimmbändern muss man nämlich den Auftritt absagen, sonst schädigt man das ,Material‘.“ Dass er in den vergangenen fünf Jahren immer auf der Bühne stehen konnte, erfüllt seine Stimme mit Stolz: „Es ist eine Frage der Ehre. Man muss ab­wä­gen. Auch wenn man verkühlt ist, es die Stimme aber zulässt, merkt der Zuhörer nichts. Das ist subjektiv schlimmer.“

„ Sie wollten unbedingt mich wegen meinem Dialekt als Papageno“, so Wolfgang Stefan Schwaiger (Bariton).
© schwaiger

Einen tonlosen Tag, wie der Ruhetag beim Sport, gibt es übrigens auch im Musikgeschäft. Darüber ist Schwaiger froh: „Sonst singst dich zu Tode.“ Vor der Vorstellung werden die Stimmbänder ohnehin genug strapaziert: „Theoretisch kann man den ganzen Vormittag bis 13 Uhr proben, am Abend folgt die Oper.“ Weitere Parallelen zum Sport: „Je mehr Turniere man im Sport macht, desto bekannter wird man. Bei den Opern ist es gleich.“

Beruflich ist der Tiroler daher offen für neue Aufgaben. Neben den Auftritten in Köln wartet am 18. März das Debüt im Teatro Real in Madrid – eines der größeren Opernhäuser in Europa. „Es wird eine der ersten Barockopern, die ich mache. Es ist ein wunderschönes Haus mit toller Akustik“, geht beim 27-Jährigen die Stimmlage in die Höhe. Auch die Seebühne in Bregenz ist ein Fixpunkt: „Es ist etwas Einzigartiges, am See zu singen. Man hat fast 7000 Leute vor sich.“

Das Leben aus dem Koffer stört aktuell nicht – der kulinarische Mix versüßt den Alltag: „Es macht viel Spaß, ich esse gerne Speisen aus unterschiedlichen Küchen und lerne neue Kulturen kennen.“ Um sich zu verbessern, braucht es ehrliche Kritik. Diese bekommt man vor allem von den jüngsten Zuhörern, wie Schwaiger mit einem Lachen weiß: „Kinder­opern machen viel Freude. Die Kleinen sagen, was sie sich denken. Wenn man der Bösewicht ist, heißt es sofort ,du Blöder‘.“