Weltbeste Gebirgssoldaten zum Kräftemessen in Tirol
23 Mannschaften aus zwölf Nationen gingen beim „Edelweiss Raid“ in der Wattener Lizum an den Start. Erstmals war auch ein Frauenteam dabei.
Von Lisa Hintner
Wattenberg –Auf den ersten Blick wirkt die russische Soldatin zurückhaltend und zierlich. Doch tief in ihr brodelt es vor Kraft und sportlicher Energie. Nina Ermakova gehört zum ersten weiblichen Soldatenteam, das beim Tiroler „Edelweiss Raid“ in der Wattener Lizum jemals gestellt worden ist. Es ist der größte militärische Gebirgswettkampf der Welt, der seit 2004 alle zwei Jahre in den Tuxer Alpen stattfindet. 4000 Höhenmeter und 40 Kilometer Marschroute wird Ermakova mit ihrem Frauenteam aus St. Petersburg innerhalb von zwei Tagen im tief verschneiten Gebirge zurücklegen. Und sie wird kämpfen, gegen 22 achtköpfige Mannschaften aus insgesamt zwölf verschiedenen Nationen. Scheidet nur ein Teammitglied aus, ist der Kampf um die Edelweiß-Auszeichnung verspielt.
Österreich und Deutschland stellen jeweils fünf Teams. Aber auch die Neulinge stehen bereits an der Startlinie: Montenegriner, Slowenen, Spanier und Amerikaner. Die Skier sind angeschnallt, die 15 Kilo schweren Rucksäcke mit Verpflegung, Sturmgewehr und Lawinenausrüstung fest an die athletischen Körper gebunden. „Nur die sportlichsten Soldaten wurden für das amerikanische Team ausgewählt“, sagt Teilnehmer und Major Nathaniel Frey, groß und bullig wie ein Ringkämpfer. Um politischen Machtkampf geht es heute aber nicht: „Gebirgssoldaten können eben miteinander“, sagt Generalmajor Robert Prader vom Österreichischen Bundesheer mit einem Lachen.
8.30 Uhr: Mit dem Startschuss beginnt das kräftezehrende Rennen gegen die Zeit. Dabei ist die Schnelligkeit nur ein Aspekt des Wettbewerbs, erklärt Brigadier Johann Gaiswinkler. Abgesehen von der Übernachtung im Freien sollen sich die Kämpfer auch bei Aufgaben entlang der Wegstrecke messen: Zielschießen, Handgranaten werfen, Verschüttetes suchen. Mit Schneeschaufel und Sonden in den Händen durchgraben die Russinnen den Schneeboden, während die schnellsten Teams bereits den Berghang erklimmen und immer kleiner werden. Prader richtet seinen Blick in die Ferne und zollt den Organisatoren und Athleten Respekt: „Noch nie gab es so viele Teilnehmer wie heuer“, stellt er fest.
Damit begnügt sich Projektoffizier Stephan Lehner aber nicht. Bereits jetzt weiß er, dass der Wettbewerb noch internationaler werden soll. Fürs Erste aber genießt er das Ergebnis der einjährigen Vorbereitungszeit und ist gespannt auf jenes, das die Soldatenteams erzielen werden.