Bezirk Schwaz

Rosa Rainer und Kathie Perger: 204 Lebensjahre geprägt von Arbeit

Kathie Perger (l.) und Rosa Rainer treffen sich im Franziskusheim in Fügen täglich zur gemeinsamen Nachmittagsjause.
© Dähling

Die beiden Zillertalerinnen Rosa Rainer und Kathie Perger sind beide 102 Jahre alt und im Fügener Altenheim zu Freundinnen geworden. Ihr Rezept für ein langes Leben: „Viel Freude an der Arbeit haben.“

Von Angela Dähling

Fügen –Sie erblickten während des Ersten Weltkriegs das Licht der Welt. Als der Zweite Weltkrieg losging, waren sie mit Anfang zwanzig in ihren besten Jahren: Kathie Perger aus Strass und die gebürtige Aschauerin Rosa Rainer aus Uderns.

Die Zillertalerinnen sind Jahrgang 1917 und 1916 und derzeit beide 102 Jahre alt. Das Alter hat sie zusammengeführt. Denn kennen gelernt haben sich die rüstigen Seniorinnen erst im Franziskusheim in Fügen. Jeden Tag um 15 Uhr treffen sich die beiden Heimbewohnerinnen dort zur Nachmittagsjause. Trotz des hohen Alters sind sie geistig noch topfit und auch körperlich noch gut beieinander.

„Das liegt wohl an ihrer ganzheitlichen Lebensweise. Sie tun täglich etwas für Körper, Geist und Seele“, meint Heimleiter Franz Scheiterer. Auch mit 102 liest Kathie Perger täglich ihrer Freundin Rosa aus der Tiroler Tageszeitung vor. „Ich habe zwar eine Lesebrille, aber es geht auch noch ohne“, sagt sie lachend. Dass beide nicht mehr gut hören können, tut der Lebensfreude keinen Abbruch. Auch die Bewegung kommt nicht zu kurz. Selbst Regen und Schnee halten Rosa Rainer nicht davon ab, täglich mit ihrem Rollator Richtung Rissbach und Kapfing zu spazieren. Und ein Besuch samt Gebet in der hauseigenen Kapelle gehört für die beiden 102-Jährigen zum täglichen Ritual. „Das Schwierigste am Altern ist, dass halt immer irgendetwas nachlässt. Wie das Hören und Sehen. Das große Glück ist, dass ich noch gehen kann“, sagt Rosa Rainer.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde“, fährt Kathi Perger fort und streift dabei wieder und wieder über den gefalteten Rand der vor ihr liegenden Serviette. Nachdenklich wirkt sie und manchmal in Gedanken versunken. Was war das Wichtigste in ihrem langen Leben? „Arbeiten und Sparen. Wir sind arm aufgewachsen“, lautet die Antwort der einstigen Chefköchin der Landeslehranstalt in Rotholz. 1933 begann sie dort Vollzeit zu arbeiten. „Die Jugend war die schönste Zeit meines Lebens. Die Kriegszeit war die schlimmste“, blickt sie zurück. Kaum verheiratet, zog ihr Mann Max (einst Volksschuldirektor von Strass) in den Krieg, das erste gemeinsame Kind erblickte mitten in den Kriegswirren 1943 das Licht der Welt. Große Wünsche an das Leben hatte Kathie Perger nie. „Nur, dass aus meinen Kindern was Ordentliches wird – dafür habe ich immer gebetet“, sagt die Mutter dreier Töchter und eines Sohnes. Genügsam und zufrieden ist sie. Und immer noch interessiert am Ortsgeschehen. Was glaubt sie, kommt nach dem Leben? „Ich denk’ schon, dass ich in den Himmel komm’“, meint Kathie Perger lächelnd.

„Viel arbeiten und früh aufstehen“, war auch das Lebenselexier von Rosa Rainer, die 1941 ihre Trachtenschneiderei in Uderns eröffnete. Die Arbeit prägte auch ihr Leben. „Arbeiten hat uns immer Freude gemacht. Und was würd’ ich dafür geben, wenn ich das mit meinen Mädels noch mal erleben dürfte“, sagt Rosa Rainer. Mit „ihren Mädels“ meint sie ihre Angestellten. Eine davon hat die Schneiderei später übernommen. Rosa Rainer kennt noch ein autofreies Zillertal. „Ich hab’ mit 45 Jahren den Führerschein gemacht und war wohl die erste Zillertalerin mit Auto“, erzählt sie lachend.

Dabei hat sie harte Schicksalsschläge verkraften müssen. Ihr 17 Monate alter Bruder starb am selben Tag, an dem sie auf die Welt kam. In den Notzeiten des Zweiten Weltkriegs starben ihre beiden kleinen Töchter. Ihren Mann verlor sie, als sie 57 war. Ihren Sohn Hans hat sie noch. „Wenn das eigene Kind stirbt, das ist das Schlimmste. Das vergisst man nie. Da denkt man immer wieder dran“, sagt sie. Ob sie glaubt, ihre Töchter nach dem Tod wiederzusehen? „Damit habe ich mich nie beschäftigt“, räumt sie ein. „Die traurigen Sachen schiebt man weg und verdrängt sie. Das Gute ist, was bleibt“, lautet ihre Erfahrung.

So ein guter Tag war ihr 100. Geburtstag. Geschminkt mit manikürten Fingernägeln und natürlich in perfekt sitzendem Gewand feierte Rosa Rainer im Altersheim mit zig Geburtstagsgästen. So soll es auch am 22. Mai wieder sein – ihrem 103. Geburtstag.

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