Seefeld 2019

„Ma brutal, das hat sich die WM nicht verdient“

Im Mediencenter in Seefeld waren alle Blicke auf die Leinwand gerichtet, als live über die Doping-Razzia der Polizei berichtet wurde.
© Foto TT / Rudy De Moor

Die Doping-Razzia in Seefeld sorgt für Betroffenheit und Ärger unter vielen Fans. Sie lassen sich ihre WM dadurch aber nicht vermiesen.

Von Eva-Maria Fankhauser

Seefeld – Die Stimmung war gestern ausgelassen und die Freude über eine so reibungslose WM in Seefeld groß. Doch dann zogen dunkle Wolken auf. Im sonst so geschäftigen Medienzentrum wurde es plötzlich mucksmäuschenstill. Im vorderen Bereich bildete sich eine Menschentraube. Immer mehr Journalisten kamen herbeigeeilt. Schock. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Information, dass bei einer Doping-Razzia Sportler festgenommen worden waren. Die Stimmung kippte von einer Sekunde auf die andere. Betroffenes Schweigen.

Draußen beim Langlaufbewerb war davon vorerst nichts zu spüren. Die Fans jubelten laut, schwangen ihr­e Fahnen und genossen das herrliche Wetter. Eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch. Zumindest bis das Kapitel des Doping-Skandals aufgeschlagen wurd­e. Langsam sickerte die Nachricht auch bei den Zuschauern auf der Tribüne und entlang der Loipe durch.

Besonders die heimischen Fans hat die Hiobsbotschaft getroffen. „Das glaube ich jetzt nicht. Das darf doch nicht wahr sein“, sagte ein Seefelder. Wie konnte so etwas nur passieren? Und dann noch bei einer Heim-WM. Der Schock schlug in Verärgerung um. „Das hat sich die WM in Seefeld nicht verdient“, sagte eine Einheimische. Sie versteht die Welt nicht mehr. Täglich kommt sie zu den Bewerben. „So etwas erlebe ich wahrscheinlich nicht noch einmal im Leben. Ich verstehe nicht, wie man das tun kann. Das trübt nun die Stimmung für die restlichen Bewerbe total“, sagte die Seefelderin im TT-Gespräch. Manche Sportler seien unbelehrbar. Sie hofft, dass dieser Vorfall nun nicht die ganze WM in ein schlechte­s Licht rückt. „Ma brutal“, sagte ein Einheimischer und fügte hinzu: „Die sollen g’scheider einen steirische­n Schnaps trinken – fürs linke und rechte Bein einen –, als zu dopen.“ Es gehe doch um den Sport, sagt­e eine Tirolerin. Sie konnte nur noch den Kopf schütteln. Es sei einfach schade für die WM, wenn sich manche der Sportler so danebenbenehmen würden.

Auf der einen Seite herrscht­e Betroffenheit und Ärger über die schwarzen Schafe. Trotzdem reagierten die Fans mit einem gewissen Schulterzucken. Die vielen norwegischen und finnischen Zuschauer berührten die Festnahmen rund um den Doping-Skandal weniger. Sie ließen sich nicht davon abhalten, ihre Landsmänner und Idole weiter anzufeuern. Der Stimmung tat das bei den gestrigen Bewerben keinen großen Abbruch. Bei den Fans überwiegen die positiven Erlebnisse zur Weltmeisterschaft.