Bauprojekt lässt in Hötting die Emotionen hochkochen
Anrainer in Hötting starten nun eine breit angelegte Unterschriftenaktion gegen ein privates Wohnbauvorhaben unweit der Alten Höttinger Pfarrkirche.
Innsbruck — Ein privates Wohnbauvorhaben lässt in Hötting weiter die Wogen und Emotionen hochgehen. Wie berichtet, haben die ehemalige SP-Stadträtin Marie-Luise Pokorny-Reitter und Helmut Reitter in der Schulgasse um Bewilligung für den Abbruch eines Bestandsgebäudes und den Neubau eines „Generationenwohnhauses" angesucht. Eine Reihe von Anrainern setzt sich gegen das Projekt in der geplanten Dimension zur Wehr. Die Bauverhandlung, die rund zweieinhalb Stunden dauerte und teils hochemotional verlaufen sein soll, hat schon stattgefunden, der Baubescheid steht noch aus.
Nun startet Kurt Habitzel, der bereits vor der Bauverhandlung kurzfristig einige Unterschriften gesammelt hatte, mit weiteren Anrainern eine breit angelegte Unterschriftenaktion. Durch das vierstöckige Wohnhaus, um mehrere Meter höher als der Bestandsbau, würden die Sichtachsen von der und zur Alten Höttinger Pfarrkirche „für immer verstellt", heißt es u. a. in der Petition. Zudem werde die nördliche Fassade direkt an den Platz vor der Kirche, „die Seele des immer noch dörflichen Hötting", herangebaut, wodurch der Platz „seinen nach Süden ausgerichteten offenen Charakter" verliere. Im Osten wiederum werde der Neubau „über die Grundstücksgrenze in den öffentlichen Raum bis an den Kinderspielplatz heranreichen", dieser werde durch die Höhe und Breite der Fassade „künftig am Nachmittag im Schatten liegen". Generell passe der Bau „nicht ins historisch gewachsene Umfeld".
Die Petition schließt mit einem Appell an BM Georg Willi, alles in seiner Macht stehende zu tun, „um eine Erteilung einer Baubewilligung für dieses unmäßige Vorhaben zu verhindern".
Bei Bauvorhaben in Hötting werde mit zweierlei Maß gemessen, befindet Gerhard Purtscheller, ein früherer Nachbar der damaligen Stadträtin. Rund 30 m vom jetzigen, umstrittenen Projekt entfernt, habe er selbst 2007 einen „zugegebenermaßen gewagten kleinen Zubau" bei der Stadt Innsbruck eingereicht, bei dem es zur Überbauung eines öffentlichen Weges gekommen wäre. Doch obwohl ihm die Stadt vorab ein Vertragsformular zur Unterzeichnung übermittelt habe, habe ihm der Stadtsenat dann plötzlich die Bewilligung zur Überbauung versagt — womit sein ganzes Bauvorhaben gescheitert sei. Für öffentliche Straßen und Wege sei damals StR Pokorny-Reitter zuständig gewesen — die nun selbst als Bauwerberin für ein ungleich größeres Projekt auftrete.
Inhaltlich möchte Pokorny-Reitter auf TT-Anfrage zu den Kritikpunkten nicht Stellung nehmen, unter Hinweis auf das weiterhin laufende Bauverfahren, „in dem alle Einwände geprüft und berücksichtigt" würden. Nur so viel: Über das Projekt seien in Hötting leider viele fehlerhafte und unrichtige Informationen im Umlauf. „Unser Bauvorhaben hat einen langen Weg hinter sich, es ist nicht so, dass hier irgendetwas im stillen Kämmerlein genehmigt worden wäre", betont Pokorny-Reitter. Für sie und ihre Angehörigen sei es „sehr belastend", dass gegen ein reines Familienprojekt — für Kinder, Schwiegerkinder und Enkel — so heftig und von mancher Seite auch sehr untergriffig und persönlich vorgegangen werde. (md)