Seefeld 2019

Doping-Beben bei WM: Welche Strafen Hauke und Baldauf drohen

Am Montag stand Dominik Baldauf bei einem Promo-Termin mit anderen Polizeisportlern noch vor der Kamera. Am Mittwoch wurde der ÖSV-Langläufer festgenommen.
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Auf Max Hauke und Dominik Baldauf kommen juristische und dienstrechtliche Konsequenzen sowie ein Disziplinarverfahren der Anti-Doping-Agentur NADA zu. Durch die Mitwirkung beim Aufdecken von Hintermännern als Kronzeugen könnte sich die Strafe für die mutmaßlichen Dopingsünder reduzieren.

Innsbruck – Das Doping-Beben um die österreichischen Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf und seine Folgen: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel polterte gegen die „Langlauf-Trottln“, Sportdirektor Markus Gandler war einmal mehr - wie bereits nach den Olympia-Doping-Skandalen 2006 und 2014 - in Schockstarre und Ex-Athlet Alois Stadlober sprach aus, was sich viele dachten: „Dümmer geht es nicht mehr, und tiefer kann man gar nicht mehr fallen.“

Im Zuge der koordinierten Aktion „Operation Aderlass“ wurden insgesamt 16 Hausdurchsuchungen durchgeführt und neun Personen festgenommen. Unter den Festgenommenen befindet sich als mutmaßlicher Haupttäter einer „kriminellen Gruppierung“ ein deutscher Sportmediziner, der das Blutdoping mit Komplizen an den Athleten durchgeführt haben soll. Neben Hauke und Baldauf stehen auch ein kasachischer und zwei estnische WM-Teilnehmer unter Verdacht. Einer der Sportler wurde in Seefeld auf frischer Tat ertappt. Er sei in Seefeld in seiner Unterkunft „mit einer Blutkonserve im Arm“ aufgegriffen worden, so die Ermittler. Die Namen der verdächtigen Athleten nannten sie jedoch nicht. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Es drohen bis zu drei Jahre Haft

Den fünf Sportlern drohen bis zu drei Jahre Haft. Sie könnten wegen des Vergehens des Sportbetrugs angeklagt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, am Donnerstag.

Doping selbst sei nach österreichischer Rechtslage nämlich nur strafbar, wenn man es bei jemand anderen anwendet. Wenn man sich als Sportler selbst dopt, sei das nach dem Dopinggesetz nicht strafbar. „Es gibt aber eben das Vergehen des Sportbetrugs“, erklärte Mayr. Am Donnerstagvormittag waren die Einvernahmen der Sportler noch im Laufen. Ob über sie U-Haft verhängt wird, müsse bis spätestens Freitag zu Mittag entschieden werden. Auf freiem Fuß sei aber noch keiner von ihnen.

Vier Jahre Sperre durch die NADA

Das Bundesministerium für Innneres (BMI) kündigte bereits am Mittwoch an, dienstrechtliche Konsequenzen gegen die Polizeisportler zu prüfen. Baldauf und Hauke absolvieren derzeit die polizeiliche Grundausbildung, das könnte aber bald beendet werden. Zudem wird die österreichische Anti-Doping Agentur (NADA) als zuständiges Organ demnächst Disziplinarverfahren gegen das ÖSV-Duo auf den Weg bringen. „Es besteht der Verdacht der Anwendung der verbotenen Methode Blutdoping, wir werden zum gegebenen Zeitpunkt ein Verfahren einleiten“, sagte NADA-Vertreter David Müller. Baldauf und Hauke drohen Sperren von je vier Jahren. Es könne aber auch sein, dass sie durch die Mitwirkung beim Aufdecken von Hintermännern als Kronzeugen eine Reduktion erhalten.

Für die anderen drei Sportler aus Estland und Kasachstan sei der Internationale Ski-Verband (FIS) zuständig. Dieser könne die Verfahren aber auch an die nationalen Verbände oder NADOs abtreten.

Die NADA hatte seit geraumer Zeit Kenntnis von den behördlichen Ermittlungen gegen das mutmaßliche Dopingnetzwerk, erläuterte Müller. „Wir sind seit Monaten über die Polizeiermittlungen informiert gewesen. Ab dem Zeitpunkt, wo die Polizei einen Anfangsverdacht hatte, hat sie uns eingebunden, wo sie es im Rahmen der Ermittlungen für sinnvoll gehalten hat.“ Bei der Durchführung der Razzia in Seefeld sei man mit einem Mitarbeiter vor Ort zugegen gewesen. „Der gesamte Einsatz ist wie am Reißbrett geplant abgelaufen“, so Müller. Mit dem Bundeskriminalamt (BK) arbeite man auf einer guten Vertrauensbasis zusammen, die man sich über die Jahre nach anfänglichen Berührungsängsten aufgebaut habe.

FIS wartet offizielle Informationen der Polizei ab

Der Internationale Ski-Verband arbeitet nach den Anti-Doping-Razzien eng mit den Behörden zusammen. „Sobald die offizielle Information der österreichischen Polizei schriftlich an die FIS zugestellt ist, werden die Fälle sofort gemäß den Anti-Doping-Regeln behandelt“, teilte FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis. Sie erwartet die Information durch die Behörden in den nächsten Tagen. In einer FIS-Stellungnahme heißt es, der Weltverband werde alles tun, um die sauberen Athleten zu schützen. Dass es einige Zeit brauchen wird, das arg beschädigte Image der Ausdauersportart wieder aufzupolieren, ist seit gestern Mittag allen Beteiligten klar. (TT.com,APA)