Verbrannt am Glanz der Rockikonen: Bryan Adams mit neuem Album
Balladenkönig Bryan Adams wartet in „Shine a Light“ mit neuem Material auf, das ganz schön alt aussieht.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –Bryan Adams hat es schon mit allen gemacht. Mit Barbara Streisand, Mel C von den Spice Girls oder Tina Turner hat er in seiner langen Karriere bereits Duette angeleiert – allesamt wurden zu großen Hits. Und diese Strategie greift auch beim aktuellen Album des Kanadiers. Ob das Duett dieser Platte der ganze große Wurf ist, bleibt zu bezweifeln. „Shine a Light“ ist seit gestern erhältlich.
Aber zuerst zu den Erfolgen, für die Adams heute noch gefeiert wird: Songs wie „Straight from the Heart“ (1983), „Run to You“ oder „Heaven“ (beide von 1984), „(Everything I Do) I Do It for You“ (1991) sind legendär. Genauso wie auch „Summer of 69“ (1984) auf keiner Dorfdisko-Playlist fehlen darf.
Und eines zur neuen Platte vorweg: Die großen Schmachtfetzen und die lässigen Melodien kann der 59-Jährige immer noch. Auch wenn er für sein neues Werk zur Sicherheit auch noch den Jungspund Ed Sheeran als Gastautor mit ins Boot holte, mit dem er den titelgebenden Song „Shine a Light“ schrieb, der vom Titel her zwar an die gleichnamige Rolling-Stones-Scheibe erinnert, aber eher vom Hitschreiber Sheeran inspiriert scheint: Wie schon in Sheerans „Castle on the Hill“ geht es in „Shine a Light“ auch um die Wurzeln, die nicht vergessen werden, egal, wo man ist. Auch wenn der Gedanke schon in anderen Songs besungen wurde, „Shine a Light“ ist solider Radiosound mit Ohrwurmmelodie.
Anders das Duett: Jennifer Lopez ist dieses Mal die Auserwählte, die mit Adams „That’s How Strong Our Love Is“ intoniert, eine auf Druck lässige Ballade, deren Drum Machine im Hintergrund aber arg nach Neunzigern schreit. Ohne damit guten Retro zu meinen.
Die hier eingeschlagene Richtung ist umso verwunderlicher, als der Rest des Albums eher der Rockgeschichte verbunden ist. Ein fader Griff in die Trickkiste, denn den klaren Bluesrock in „Driving Under the Influence of Love“ lässt man sich noch gefallen, ihm steht der Sound der Reibeisen-Stimme des fast Sechzigjährigen gut. Mit dem abgegriffenen AC/DC-Riff in „All or Nothing“ schwimmt Adams direkt in Richtung Reißbrett-Rock; „No Time for Love“ will zuerst „Lilac Wine“ (legendär von Nina Simone) sein und schlägt dann doch auf ein stumpfes Bluesschema um. „I Could Get Used to This“ angelt dagegen in der Britpop-Ecke. 40 Jahre Popgeschichte abgehandelt, und man ist erst gerade mal über die Hälfte des zwölf Songs starken Albums. Es scheint so, als wolle sich Adams etwas im Glanz der Rockgrößen sonnen. Er verbrennt sich gehörig. Erst „Talk to Me“ ähnelt einer der klassischen Adams-Balladen.
Mit „Shine a Light“ tut sich Adams keinen Gefallen, eine derart generische Platte wird in Zeiten von Ariana Grande immer irgendwie altbacken klingen. Statt einer guten Adams-Radioballade covert er als letzten Song der Platte lieber „Whiskey in the Jar“, mit Akustikklampfe und Mundharmonika. Das kennt man so vom letzten Abend am Lagerfeuer und braucht man nicht auf Platte.
Rock/Pop Bryan Adams. Shine a Light. Polydor.