Tirol

Dornauers rote Nagelprobe: Wie stark wird der Rückenwind?

© Andreas Rottensteiner / TT

Auf dem SPÖ-Landesparteitag wird heute Georg Dornauer zum neuen Obmann gewählt. Die Frage ist nur: Wie stark fällt der Rückenwind aus? SP-Frauen kommt Schlüsselrolle zu.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck –Unverhofft kommt oft: Und so wird heute – neben dem neuen burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und SP-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda – auch Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner die Tiroler Genossinnen und Genossen beehren. Die Dramaturgie dieses Landesparteitages ist damit eine spannende. Ursprünglich wollte Rendi-Wagner der Kür von Georg Dornauer fernbleiben. Das war dem „Horizontal-Sager“ Dornauers geschuldet. Umso mehr freut sich Dornauer über den hohen Besuch aus Wien: „Damit zeigen wir, wie schon im Burgenland, auch in Tirol demonstrativ Geschlossenheit.“ Er freue sich sehr auf Rendi-Wagner, für ihn sei das als neuer Parteichef ein „fulminanter Start“.

Für den Innsbrucker Politologen Ferdinand Karlhofer ist die Überraschung, dass Rendi-Wagner nun doch nach Tirol kommt, auch ein Zeichen dafür, dass „der Druck der Parteioberen groß sein muss“. Damit meint Karlhofer Doskozil und Wiens Bürgermeister Ludwig. Rendi-Wagner bleibe letztlich nichts anderes übrig, als zur Geschlossenheit der Partei aufzurufen und zu sagen: „Schwamm drüber.“ Für die Parteichefin sei das eine schwer zu meisternde Doppelmühle: „Erhält Dornauer viele Streichungen, wird das ihrer Anwesenheit zugeschrieben werden. Und fällt die Zustimmung hoch aus, wird das erst recht gegen sie ausgelegt.“ Für Rendi-Wagner sei ausgerechnet die kleine Organisation in Tirol eine der größten Herausforderungen ihrer bisherigen Amtsführung. Für ihre Parteitagsrede werde sie sich sehr genau überlegen müssen, „was sie sagt, und vor allem, wie sie es sagt“.

Das Kommen Rendi-Wagners hat auch SP-Klubchefin Elisabeth Blanik überrascht: „Ich hoffe, dass sie klare Worte finden wird – auch gegenüber den Alphamännern in unserer Partei.“

Neben Rendi-Wagner kommt der SP-Frauenorganisation eine zentrale Rolle zu. Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek hatte Dornauer – wie berichtet – nach dessen Sager zum Rücktritt aufgefordert. Tirols SP-Frauenchefin Selma Yildirim wollte im Vorfeld des Parteitages keine Wahlempfehlung aussprechen. Die Frage wird sein, ob die Genossinnen Dornauer einen Denkzettel verpassen oder aus Parteiräson einen gewissen Pragmatismus walten lassen.

Parteiinsider rechnen damit, dass ein Ergebnis zwischen 70 und 75 Prozent als Erfolg für Dornauer zu werten wäre. Spitzenwerte, wie sie Dornauers Amtsvorgänger Elisabeth Blanik (2016: 92,7 %), Ingo Mayr (2014: 90,7 %) oder Gerhard Reheis (2012: 98,86 %) einfuhren, dürften, allen Erwartungen zufolge, illusorisch sein. Ein Vergleich zu Hannes Gschwentners Kür (2002: 67,3 %) hinkt indes – hatte dieser doch mit Gerhard Schneider einen Gegenkandidaten. Bietet sich als Messlatte für Dornauer SP-Urgestein Herbert Prock an. Parteiintern bereits heftig umstritten, fuhr dieser – ebenso als alleiniger Kandidat – auf dem Parteitag im Jahr 2000 lediglich 66 Prozent ein. Gelingt es Dornauer als einzigem Kandidaten heute nicht, die Anzahl der Streichungen auf dem Wahlzettel gering zu halten und zumindest zwei Drittel der Stimmen für sich zu verbuchen, dann hat er „vom Start weg ein Problem“, sagt Karlhofer.

Doch parteiinternen Rückenwind braucht Dornauer auch, um die Partei nach außen hin zu stärken. Zwar ging es unter Blanik bei der Landtagswahl 2018 wieder leicht bergauf. Für Karlhofer bräuchte es unter Dornauer aber „einen klar erkennbaren Turnaround“. Die von ihm behauptete Führungsrolle der SPÖ innerhalb der Landtagsopposition sieht Karlhofer nämlich in dieser Deutlichkeit derzeit nicht: „FPÖ und Liste Fritz präsentieren sich geschlossen und stabil. Die SPÖ liefert dieses Erscheinungsbild zurzeit nur sehr eingeschränkt.“