Die Rückkehr von Wolf und Bär polarisiert in Tirol und Südtirol
Die großen Beutegreifer sorgen nördlich und südlich des Brenners für heftige Diskussionen. Die Ausgangslage ist ähnlich, der Grad der Betroffenheit nicht.
Von Mario Zenhäusern
Innsbruck –Seit Jahren sorgen durch Tirol und Südtirol streifende Braunbären und Wölfe für Unruhe, vor allem unter Landwirten. Die Voraussetzungen für die Rückkehr der so genannten großen Beutegreifer in den Alpenraum sind in beiden Ländern ähnlich. Allerdings ist Südtirol in weit stärkerem Ausmaß betroffen. Regelmäßige, auch zahlenmäßig nicht mehr zu vernachlässigende Angriffe auf Haustiere, vor allem auf Schafe, haben die Bauern südlich des Brenners sensibilisiert. Alberich Hofer, Bergbauernvertreter im Südtiroler Bauernbund (SBB), formulierte die ablehnende Haltung seiner Zunft im Interview mit den Dolomiten unmissverständlich: „Es gibt da keinen Kompromiss. Bär und Wolf haben auf unserem Territorium keinen Platz!“
Die Südtiroler Landesregierung hat sich klar auf die Seite der betroffenen Landwirte gestellt. Anfang Februar bekräftigte LH Arno Kompatscher im Gespräch mit den Ministern Sergio Costa (Umwelt) und Riccardo Fraccaro (Beziehungen zum Parlament) die Forderung nach „geeigneten Instrumenten zur Bekämpfung großer Raubtiere, insbesondere der Wölfe und Bären“. Es gelte, „sowohl die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren als auch die traditionelle Almwirtschaft zu schützen“. Zudem verabschiedete die Landesregierung im Vorjahr ein Landesgesetz, das Maßnahmen auf lokaler Ebene bis hin zur Entnahme möglich macht.
In Tirol und auch in anderen österreichischen Bundesländern ist die Aufregung deutlich geringer, weil auch die Zahl der zugewanderten Beutegreifer (und damit des von ihnen angerichteten Schadens) niedriger ist. Dennoch beschäftigen sich auch hierzulande Politik, Bauernbund, Landwirtschaftskammer und Umwelt- bzw. Naturschutzorganisationen mit dem Problem. Ein eigens eingerichtetes Zentrum im steirischen Raumberg-Gumpenstein soll nicht nur Informationen für Betroffene und Interessierte liefern, sondern auch Lösungsvorschläge für den Herdenschutz erarbeiten.
Im Haus der Natur in St. Pölten findet am 9. April eine Informationsveranstaltung statt. Unter dem Titel „Das Geheule um den Wolf“ präsentieren der Wolfsbeauftragte und Bärenanwalt Georg Rauer sowie Klaus Hackländer, Professor am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU Wien, aktuelle Forschungserkenntnisse zu Fragen rund um die Beutegreifer abseits emotional überhitzter Debatten.