Seefeld 2019

Seefelder OK-Chef über WM: ,,Ganzem Team gebührt Goldmedaille“

Krönender WM-Abschluss am Sonntag! Noch einmal 10.000 Besucher beim 50-Kilometer-Langlauf der Herren in Seefeld.
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Österreich bilanzierte schon am Samstag mit neun Medaillen äußerst positiv. Weltmeisterlich waren auch die Besucherzahlen mit 204.400 Fans, 145.000 reisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. LH Platter sprach von einem „nordischen Fest“ mit viel Gastfreundlichkeit.

Seefeld — Für den „Mr. Seefeld" ist mit dem Ende der WM noch nicht Schluss. Jetzt geht es für Bürgermeister Werner Frießer ans Aufräumen. Er tut es zwischen Hochgefühl und Leere.

Nach jahrelanger Vorarbeit und den Anstrengungen der WM: Wie geht es Ihnen jetzt, sozusagen nach dem Zieleinlauf der Weltmeisterschaft?

Werner Frießer: Natürlich fällt man da in ein Loch und emotional ist da auch schon eine gewisse Leere vorhanden. Andererseits gibt es jetzt noch viel zu tun. Wir haben das Bundesheer noch bis Mittwoch hier und da wollen wir so viel wie möglich aufräumen.

Nicht nur bei der Eröffnung stand „Mr. Seefeld“ für alle Fragen bereit: BM Werner Frießer (im Bild mit Mirjam Weichselbraun).
© Rudy De Moor

Hatten Sie als Bürgermeister und Verantwortlicher für Sport im OK-Team eigentlich Zeit, die WM zu verfolgen?

Frießer: Ich habe nicht jedes Rennen zur Gänze sehen können, aber war stets bei den Zieleinläufen dabei. Insofern habe ich die fantastische Stimmung auch Tag für Tag aufsaugen können.

War da ein ganz persönliches Highlight dabei?

Frießer: Nein. Nicht wirklich. Es war eher der Gesamteindruck, der sich eingeprägt hat. Es gibt natürlich Dinge, die mich sehr gefreut haben. Etwa, dass wir den Damenbewerben im Skispringen so eine große Bühne geben konnten. Oder, dass die Nordischen Kombinierer so tolle Wettbewerbe geliefert haben, wo es uns vor allem gelungen ist, die einheimischen Fans mitzunehmen. Ich denke natürlich auch gerne an die Medaillenvergaben abends zurück, wo eine so positive Stimmung geherrscht hat.

Was wird von der WM bleiben in Seefeld?

Frießer: Sehr viel Infrastruktur, wie etwa der Bahnhof natürlich. Auch bei den Sportanlagen ist es, glaube ich, gelungen, sehr nachhaltig zu arbeiten, und davon werden wir in den kommenden Jahren profitieren. Es bleiben auch andere Bereiche, wie etwa die WM-Halle. Ich glaube außerdem, dass wir touristisch gesehen neue Märkte erreicht haben. Nordische Kombination hat in Deutschland sehr hohe Einschaltquoten. In Skandinavien, bei den Langlauffans, waren wir noch nicht so bekannt. Das hat sich jetzt sicher geändert.

Rückblickend betrachtet: Was ist gut gelaufen und was würden Sie anders machen?

Frießer: Es gibt absolut nichts, wo ich sage, das ist nicht gut gelaufen. Ganz besonders möchte ich betonen, dass sich das ganze Team im Hintergrund, alle Helfer, Freiwilligen und Einsatzkräfte eine Goldmedaille verdient haben. Natürlich hat das tolle Wetter sehr dazu beigetragen, dass die Stimmung so herausragend war. Aber man muss auch sagen, dass die Fans wirklich sensationell sind. Ich war am Samstagabend noch mit meiner Frau in der Fanzone. Beste Stimmung. Richtig viel los und richtig viele junge Leute. Aber keine Probleme. Kein Müll.

Hatten Sie zwischendurch Angst, dass Seefeld mehr in Verbindung mit einem Dopingskandal gesehen wird?

Frießer: Nein. Es war klar, auch nach der Dokumentation in der ARD, dass sehr streng kontrolliert werden wird. Das hat aber mit Seefeld nichts zu tun.

In Innsbruck ist die WM nie so richtig angekommen. Wie haben Sie diese Situation gesehen?

Frießer: Auch das habe ich gar nicht so empfunden, wie es transportiert wurde. Es war klar, dass viele Fans in Seefeld sein werden. Wenn dann die Großschanze etwas entfernt ist, dann entzerrt sich das Interesse halt einmal. Das ist bei einem Großereignis immer so.

Sie haben gesagt, dass Sie sich jetzt, nach der WM, ein neues Projekt suchen müssen. Wie ernst war denn das gemeint?

Frießer (lacht herzhaft): Es warten natürlich sehr viele Aufgaben im Ort und bei der Seilbahn. Gleichzeitig müssen wir, nicht nur was das Bauliche anbelangt, jetzt auch einmal etwas zur Ruhe kommen. Ansonsten wird mir schon etwas einfallen, glaube ich.

Das Interview führte Marco Witting

Die Königspaare aus Schweden und Norwegen seien von der Tiroler bzw. Seefelder Gastfreundschaft begeistert gewesen, schwärmt Platter.
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Begeistert über Gastfreundschaft

Landeshauptmann Günther Platter wurde bei der WM in Seefeld zu einem richtigen „Nordischen". Das hat natürlich „etwas mit den hervorragenden Leistungen der Sportler auf Loipe und Schanze zu tun", aber auch mit dem gesamten Umfeld, meinte der Landeshauptmann. „Es war ein friedliches, internationales Sportfest, bei dem das Miteinander im Vordergrund stand und sich Tirol von seiner besten Seite zeigte." Die Gäste, mit denen er geredet habe, „ob Fans oder die Königspaare", alle seien sie auch von der Gastfreundschaft begeistert gewesen.

Platter zollte den Veranstaltern größtes Lob, „sie haben bewiesen, für was Tirol steht: für die kompetente Durchführung von solchen Großveranstaltungen." Tourismus und Sport würden zusammengehören, „und der Sport gehört zu Tirol", sieht Platter eine positive Ergänzung. Nach den fünf Weltmeisterschaften seit 2017 will das Land jetzt einmal die Effekte beurteilen und daraus eine Strategie entwickeln. Für den Landeshauptmann steht jedenfalls fest, dass „es nicht mehr 18 Jahren dauern darf, dass Tirol eine Ski- bzw. Nordische WM ausrichten darf." In Tirol sei nämlich alles angerichtet, „wir müssen für eine WM nichts in die grüne Wiese bauen, sondern profitieren von der Nachhaltigkeit." Aus dem heraus werde sich auch eine Strategie ergeben.

Die Schattenseiten mit dem Dopingskandal sind für Günther Platter bedauerlich, „jetzt gilt es, die Hintermänner auszuforschen. Und die Sportverbände werden sich auch einmal intensiv mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob es unaufhörlich mit dem Weiter, Höher und Schneller so weitergehen kann." Natürlich müssten die gedopten Athleten die Verantwortung für ihr Tun tragen, „allerdings ist auch der Sport im Allgemeinen gefordert".

Sportreferent LHStv. Josef Geisler bezeichnet die abgelaufene WM als wichtigen Schritt nach vorne für Seefeld. „In der Olympiaregion ist Langlaufen auf weltmeisterlichem Niveau möglich. Umso mehr freut es mich, dass die Tirolerinnen und Tiroler als auch unsere Gäste hier eine erneuerte Infrastruktur vorfinden, die sie langfristig nutzen können." Auch die Begeisterung ohne große Aufregungen sei durchwegs zu spüren gewesen. „Das zeigen lediglich fünf Ordnungsstörungen." (pn)

12 Tage, Tausende Einsatzstunden, 145.000 Öffi-Fahrgäste

  • Am Ende bleiben die Erinnerungen und Emotionen von zwölf Tagen WM, die Bilder eines sonnenüberfluteten Langlaufstadions, die um die Welt gingen, natürlich die Medaillengewinner. Und einige nackte Zahlen, die zeigen, welch enormer Aufwand die Nordische Ski-WM in Seefeld doch war.
  • Insgesamt sind es 43.000 Einsatzstunden, die von BH Innsbruck, Gemeinde Seefeld, Feuerwehr, Rotem Kreuz, Österreichischem Bundesheer, ÖBB und privaten Sicherheitsunternehmen geleistet wurden. Die Polizei stellte dabei jeden Tag 200 bis 400 Beamte, die Feuerwehr insgesamt 271 Mann. Das Rote Kreuz verzeichnete an den Veranstaltungstagen insgesamt 100 medizinische Einsätze. Bei über 204.000 Fans ein äußerst geringer Anteil. Noch bis Mittwoch im Dienst stehen auch die Soldaten des Bundesheeres. 140 Soldaten waren seit dem 4. Februar mit von der Partie.
  • Beeindruckend auch die Zahlen, die die ÖBB bzw. die Veranstalter mit ihrem Mobilitätskonzept nach Abschluss der Bewerbe vorlegen konnten. Bahn und Bus haben rund 145.000 Personen befördert. Die tirolweite Anerkennung der Tickets als Fahrkarte wurde als großer Erfolg gewertet. Der stärkste Tag war der 1. März mit gut 18.000 Personen, die das weltmeisterliche Schienen- und Busangebot genutzt haben.
  • Die Fans aus vielen Ländern, davon 60.000 aus Skandinavien, haben jedenfalls auch die gute Stimmung in den Zügen verbreitet. Besonders erfreulich die Statistik, die seitens der Bahn vorgelegt wurde: Trotz des dichten Verkehrs auf der eingleisigen Strecke waren rund 95 Prozent aller Züge pünktlich. Entscheidend dazu beigetragen hat auch die eigens am Seefelder Bahnhof eingerichtete ÖBB-Einsatzleitung, die flexibel auf den Bedarf und Unvorhergesehenes reagieren konnte. Stellenweise waren einige Züge sogar übervoll — Fahrgäste mussten auf die nächsten Garnituren verwiesen werden.
  • Flexibilität bewies man auch bei den Parkplätzen. Hier reagierte man nach dem Warmwettereinbruch schnell und eröffnete in Gießenbach alternative Flächen. ÖBB-Regionalmanager Rene Zumtobel: „Wir bedanken uns bei fast 90.000 Fahrgästen in den Zügen von und nach Seefeld — die Stimmung war über die ganze WM einfach perfekt."
Allein mit der Bahn reisten über 90.000 Fans zu den Wettkämpfen und wieder nach Hause.
© ÖBB/Hollaus