Spitalsreform in Tirol: Krankenhaus Natters wird zugesperrt
Massive Umwälzungen in der Medizin im Raum Innsbruck: Das Landeskrankenhaus Natters wird aufgelassen, Hall wird umstrukturiert und die Innsbrucker Klinik zentrale Drehscheibe.
Innsbruck – Die Spitalsreform geht in Tirol in die entscheidende Phase. In den vergangenen Tagen hat Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) bereits tiefgreifende strukturelle Maßnahmen angekündigt, gestern wurde bereits die erste den Tirol Kliniken mitgeteilt. Von den vier Standorten der Landeskrankenhäuser Innsbruck, Hochzirl/Natters sowie Hall wird einer in den nächsten Jahren geschlossen: nämlich Natters. Für die rund 250 Mitarbeiter gibt es eine Arbeitsplatzgarantie in den anderen Spitälern. Derzeit verfügt Natters über 164 Betten und zwei Primariate (Lungenheilkunde und Innere Medizin) sowie mehrere Institute.
Das Land hat die kollegiale Führung von Natters und den Betriebsrat am Montag über die geplante Auflassung informiert, sie ist Teil eines Gesamtpakets mit Schwerpunktsetzungen und Reduktion von stationären Strukturen. Die Lungenheilkunde wird an die Klinik Innsbruck angegliedert, die Innere Medizin mit der Akutnachbehandlung von Herz- und Tumorpatienten an das Landeskrankenhaus Hall. Mit rund fünf Millionen Euro beziffert man das Einsparungspotenzial.
Bei den Betten wird es ebenfalls zu Verlagerungen in den tagesklinischen Bereich kommen. Davon dürfte im geringen Ausmaß Hochzirl betroffen sein. Hall ist als zentrale Einheit für die Nachsorge und Übergangspflege vorgesehen. Das medizinische Leistungsangebot soll stärker als bisher mit Innsbruck abgestimmt werden und die Urologie mittelfristig wieder komplett an die Klinik kommen.
110 Betten weniger in der Klinik
Die kleinteiligen medizinischen Strukturen in den vier Spitälern der Landesholding Tirol Kliniken Innsbruck, Hall, Natters und Hochzirl werden besser aufeinander abgestimmt. Und das dürfte nach der Standortbereinigung der Krankenhäuser Kufstein und Wörgl im Jahr 1999 und dem Aus für das Kitzbüheler Stadtspital 2010 jetzt für das Landeskrankenhaus Natters Folgen haben. Im regionalen Krankenanstaltenplan hat Natters keine Zukunft mehr, die medizinischen Leistungen übernehmen die Klinik Innsbruck und das mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten sowie Patientenschwund kämpfende Krankenhaus in Hall.
Damit gibt die Reformgruppe eine klare Richtung vor: Spitalsübergreifend wird das Leistungsangebot konzentriert und derzeit nicht ausgelastete Bettenkapazitäten (15 Prozent) in die Übergangspflege transferiert bzw. eingespart. Natters hat in dem Konzept keine Zukunft mehr, für das Personal gibt es aber eine Arbeitsplatzgarantie. Über die Auflösung wird in den nächsten Wochen verhandelt, dabei dürfte es auch um die Verwertung des Areals gehen.
Innsbruck muss sich allerdings ebenfalls auf geänderte Rahmenbedingungen einstellen. 110 Betten weniger sind vorgesehen, zugleich wird im regionalen Strukturplan Gesundheit 2015 eine interdisziplinäre Bettenbelegung forciert. Dies fordert der Bundesrechnungshof immer wieder in seinen Berichten zu den heimischen Spitälern. Dadurch könnte die Bettenauslastung gesteigert und damit die Kosten gesenkt werden. Spitalsbetten sind bekanntlich teuer.
Hall muss sich künftig darauf einstellen, noch enger mit dem Landeskrankenhaus Innsbruck zusammenzuarbeiten. Hall wird auch zu einem Zentrum für die Übergangspflege und Nachsorge aufgebaut, gleichzeitig wird das Leistungsspektrum teilweise zurückgefahren. Die Klinik ist zu nahe.
In den nächsten zwei Wochen werden mit allen Spitalsverantwortlichen Strukturgespräche geführt, offene Fragen gibt es schließlich auch in Schwaz, Zams und vor allem in der Abstimmung zwischen Kufstein und St. Johann. Reutte und Lienz sind wegen ihrer geographischen Lage Sonderfälle, doch auch an diesen beiden Spitalsstandorten kommt es zu Leistungsoptimierungen, weil sich in gewissen Abteilungen Auslastungslücken auftun. Die Vernetzung mit Pflegeeinrichtungen für die Übergangs- und Schwerpunktpflege gilt jedoch für alle Krankenhäuser. Der Krankenanstaltenplan sieht dafür eine Aufstockung auf tirolweit 134 Betten für die Übergangspflege vor.
Die Landeszielsteuerungskommission wird spätestens Anfang Juli den Strukturbeschluss für alle neun Spitäler fassen. Im Vorjahr verzeichneten sie einen Betriebsabgang von 75,5 Mio. Euro. (pn)