Polizei in Utrecht fand Hinweise auf Terrormotiv, drei Verdächtige in Haft
Am Tag nach den tödlichen Schüssen in einer Straßenbahn in Utrecht stößt die Polizei auf Hinweise, die den Verdacht auf einen terroristischen Hintergrund erhärten. Dafür spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, heißt es aus Utrecht.
Utrecht — Der blutige Zwischenfall im Stadtgebiet wirft auch am Tag danach noch zahlreiche Fragen auf. Wie die niederländischen Behörden mitteilen, sind bei den Ermittlungen nun doch Anhaltspunkte aufgetaucht, die auf einen Terroranschlag hindeuten. Zuvor war von einer möglichen Beziehungstat die Rede.
Für ein Terrormotiv des Täters spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, teilte die Polizei mit. Andere Motive könnten aber nach wie vor nicht ausgeschlossen werden. Zwischen dem Angreifer, der in einer Straßenbahn im Südwesten des Utrechter Stadtgebiets das Feuer eröffnet hatte, und den Opfern seien keine keine direkten Beziehungen zu erkennen, teilten die Ermittler mit.
Außer dem Hauptverdächtigen hat die Polizei noch zwei andere Männer festgenommen. Sie sind 23 und 27 Jahre alt und stammen ebenfalls aus Utrecht. Die beiden Verdächtigen sind noch festgenommen und werden weiter verhört.
Nach stundenlanger Fahndung gefasst
Der 37 Jahre alte Hauptverdächtige, der am Montagabend nach stundenlanger Fahndung gefasst worden war, sollte weiter vernommen werden. Ob er schon am Dienstag vor den Haftrichter kommt, ist unklar. "Das kann in den Niederlanden mehrere Tage dauern", sagte ein Polizeisprecher.
Der gebürtige Türke Gökmen T. soll in der Großstadt südlich von Amsterdam drei Menschen erschossen haben. Durch die Schüsse kamen eine 19 Jahre alte Frau aus Vianen und zwei Männer im Alter von 28 und 49 Jahren ums Leben.
Außerdem wurden drei Menschen schwer verletzt: eine 20 Jahre alte Frau aus Utrecht, ein 74 Jahre alter Mann aus dem Ort De Meern und eine 21 Jahre alte Frau aus Nieuwegein. Vier Menschen wurden leicht verletzt, indem sie zum Beispiel in der Hektik unmittelbar nach der Tat stürzten.
An diesem Dienstag wehen die Fahnen auf öffentlichen Gebäuden in den Niederlanden auf halbmast. Das niederländische Parlament in Den Haag will am Dienstag um 14 Uhr sowohl der Opfer von Utrecht als auch der des Terroranschlags in Christchurch gedenken. Ob es dann auch eine Debatte über die Schüsse in Utrecht gibt, wie vom Rechtspopulisten Geert Wilders gefordert, war noch unklar. Der Wahlkampf für die am Mittwoch anstehenden Provinzwahlen wurde indes wieder aufgenommen.
Langes Vorstrafenregister
Gökmen T. war bei einer Wohnungsdurchsuchung in Utrecht festgenommen worden. Bei der Polizei war er bereits durch andere Delikte aus der Vergangenheit bekannt gewesen. "Wir wissen relativ viel über ihn", sagte Rutker Jeuken vom Innenministerium. Medienberichten zufolge hat T. ein langes Vorstrafenregister, wurde demnach unter anderem wegen versuchten Mords verurteilt und stand zuletzt wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht. Noch vor wenigen Wochen sei er in Haft gewesen, dann aber freigelassen worden, berichtete der Sender NOS.
Niederländische Zeitungen berichteten unter Berufung auf Menschen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Täters, der in der Türkei geborene, aber in Utrecht aufgewachsene Mann gelte als aggressiver Krimineller.
Am Tatort in Utrecht wurden am Vormittag Blumen niedergelegt. Ein Gymnasium in der Stadt will im Laufe des Tages des Vaters zweier Schüler gedenken, der zu den Opfern gehört. (TT.com, APA/AFP)