Tirol

Erhöhte Lawinengefahr hat „bestimmt mit Klimawandel zu tun“

An Rissen in der Schneedecke, auch Lawinenmäuler genannt (im Bild ein Hang auf der Saile in Götzens), zeichnen sich Gleitschneelawinen ab. Es sei aber nicht gewiss, ob die Lawinen auch abgehen würden, sagt Rudi Mair, Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes.
© LWT/Flunger

Die Zahl der Gleitschneelawinen steigt immer weiter an. Eine Entwicklung, die Rudi Mair, Chef des Lawinenwarndienstes, mit Sorge beobachtet.

Von Benedikt Mair

Innsbruck –Vor 30 Jahren, als er den Tiroler Lawinenwarndienst übernommen hat, sei noch alles anders gewesen. Damit meint Rudi Mair jedoch nicht die technischen Möglichkeiten. „Die Zahl der Gleitschneelawinen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In meiner Anfangszeit waren sie noch kaum Thema“, sagt er. „Das hat bestimmt mit dem Klimawandel zu tun.“

Bis tief in den Herbst hinein sei es noch warm, erklärt Mair seine Aussage. Im November säßen die Menschen noch auf den Terrassen der Bars und würden ihren Kaffee schlürfen. „Im Dezember fällt dann plötzlich ein Meter Schnee. Der Boden ist aber noch nicht gefroren, und weil Schnee ein gutes Dämmmaterial ist, passiert das den ganzen Winter über nicht.“ Die logische Konsequenz davon: Die Schneemassen können viel leichter abrutschen.

Müssen sie aber nicht – und das sei das Tückische an diesem Phänomen, betont Mair. „Du kannst nie genau sagen, wann und ob so eine Lawine abgeht.“ Ebenfalls problematisch sei die Tatsache, dass es keine Möglichkeit gebe, die Schneebretter kontrolliert zum Abgang zu bringen. „Da hilft dann auch Sprengen nichts.“ Besonders gefährdet­e Gegenden in Tirol sind die Nordkette in Innsbruck, das Außerfern oder exponierte Gebiete in Osttirol wie das Defereggental. Auch Siedlungsraum und besonders Straßen seien von Abgängen bedroht.

Einen Rat könne Mair aber allen geben: „Wer Lawinenmäuler sieht, sollte nicht drunter durchgehen oder sich dort aufhalten.“ Als Lawinenmäuler werden Risse in der Schneedecke bezeichnet. Anhand dieser lassen sich Stellen erkennen, an denen Gleitschneelawinen abgehen können.

Der heurige Winter passt laut dem Lawinen-Experten perfekt zur Entwicklung der vergangenen Jahre. „Gleitschneelawinen sind in diesem Winter ein besonders großes Problem.“ Eines, das noch lange nicht vom Tisch sei. Mair: „Sie werden uns noch bis in den Mai hinein beschäftigen.“

Gebannt sei hingegen die große Lawinengefahr des vergangenen Wochenendes, sagt Mair. „Schon am Sonntag hat es sich wieder entspannt.“