Mit Haltung, Leadership und Mut gegen den Populismus
Bettina Würth, Beiratsvorsitzende der deutschen Würth-Gruppe, spricht sich gegen die Pauschalierung ganzer Generationen aus.
Innsbruck –„Haltung, Neugierde, Begeisterung und Leidenschaft!“ – Das seien die wesentlichsten Eigenschaften, wenn die Würth Group neue Mitarbeiter einstellt, sagte Bettina Würth, Beiratsvorsitzende des Familienkonzerns mit Sitz in Künzelsau in der Nähe von Stuttgart, in ihrem akademischen Kamingespräch am MCI in Innsbruck. Auch Bereitschaft zum Widerspruch dürfe bei den Mitarbeitern gegeben sein. Wichtig sei aber, dass man unterschiedliche Argumente abwäge und im Fall des Falles auch anderslautende Entscheidungen akzeptiere.
Mit 77.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 13,6 Mrd. Euro ist die Würth-Gruppe Weltmarktführer in der Montage- und Befestigungstechnik sowie eines der wichtigsten Familienunternehmen in Deutschland. Dabei habe man den Schritt an die Börse nie ernsthaft ins Auge gefasst. „Wir sind ein Familienunternehmen und wollen es auch bleiben“, so die klare Ansage von Würth. Klarerweise werde ungeachtet dessen stets an der Professionalisierung des Managements, der Modernisierung betrieblicher Abläufe gearbeitet. Auch deshalb habe man Steffen Greubel von der Unternehmensberatung McKinsey geholt und mit 1. April zum Mitglied der weltweiten Konzernführung berufen. Man habe gegenüber Know-how von außen keine Berührungsängste.
Um den langfristigen Unternehmenserhalt zu sichern, haben die Familienmitglieder übrigens einen Erbverzicht geleistet und ihre Anteile am Unternehmen in Stiftungen eingebracht. „Dies war meinem Vater sehr wichtig und zählt zu den weisesten und vorausschauendsten Entscheidungen, die er je getroffen hat“, ist Würth überzeugt. Es erleichtere vieles und nehme nicht zuletzt auch Druck von den Familienmitgliedern.
Insgesamt zähle die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern zu den großen Herausforderungen der Würth-Gruppe. „Talente sind der Bottleneck (Flaschenhals/Engpass, Anm. d. Red.)“, berichtet Steffen Greubel, auch wenn man sich diesbezüglich bei Würth noch vergleichsweise leichttue. Gleichzeitig mache man nicht jede Mode mit und halte wenig von Zuschreibungen wie „Generation Y“ oder „Generation X“, sagt Würth. Damit pauschaliere man ganze Generationen, was weder zutreffe noch zielführend sei, ist sie sich mit ihrem Unternehmensberater Steffen Greubel einig.
Gibt es Wünsche an die Politik? Da sind sich Würth und Greubel einig: „Wir müssen Europa gegen die Populisten verteidigen und benötigen in der Politik mehr Mut, Haltung und Leadership. Ansonsten verspielen wir leichtfertig, was Generationen vor uns unter schwierigen Umständen aufgebaut haben.“ (TT)