Neuseelands Parlament gedenkt der Opfer von Christchurch

Christchurch (APA/dpa) - Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in ...

Christchurch (APA/dpa) - Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern begann ihre Rede vor den Abgeordneten am Dienstag mit der arabischen Grußformel „Salam aleikum“ („Friede sei mit Euch“).

Vier Tage nach dem rassistisch motivierten Massaker am vergangenen Freitag wurden noch 30 Verletzte im Krankenhaus behandelt. Nach Angaben der Kliniken sind neun von ihnen in kritischem Zustand. Unterdessen wurde bekannt, dass der mutmaßliche Rechtsterrorist Brenton Tarrant im Rahmen seiner Reisen durch Europa vor einigen Monaten auch zweimal in Österreich gewesen sein soll.

Auf seinem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil finden sich laut einem Bericht des deutschen Online-Portals „t-online“ Fotos von mehrere Orten in Österreich. Demnach besuchte Tarrant in Wien das Heeresgeschichtliche Museum und die Nationalbibliothek, Friesach in Kärnten, Klagenfurt, Salzburg, aus Steyr und Innsbruck. Tarrant selbst ist auf den geposteten Fotos nicht zu sehen, weshalb es keine Bestätigung gibt, dass er die Fotos selbst gemacht hat. Allerdings haben bereits mehrere Länder bestätigt, Ziel von Tarrants Reisen gewesen zu sein, darunter die Türkei, Bulgarien und Israel. Laut dem Medienbericht folgte der australische Staatsbürger auf seiner Reise durch Europa „den Spuren der Kreuzritter“ und bereiste Schauplätze mittelalterlicher Kriegsherren der Türkenkriege.

Aus dem Innenministerium hieß es laut „Standard“ dazu, es gebe „keinen Hinweis, dass der mutmaßliche Attentäter in Österreich gewesen ist“. Das Innenministerium prüfe aber, ob es Verbindungen des mutmaßlichen Attentäters nach Österreich gibt.

Der 28-jähriger Australier sitzt in Untersuchungshaft. Ein 17-minütiges Video, in dem große Teile des Verbrechens zu sehen sind, kursiert immer noch im Internet. An diesem Mittwoch sollen zahlreiche Todesopfer - alles Muslime - in Christchurch beigesetzt werden. Auf Spendenkonten für die Hinterbliebenen gingen inzwischen umgerechnet mehr als fünf Millionen Euro ein.

Ardern verlangte in ihrer Rede von den großen Internet-Konzernen wie Facebook und Google, ihrer moralischen Verantwortung gerecht zu werden und die Verbreitung solcher Videos zu verhindern. „Das darf kein Fall sein, in dem es allein um Profit geht, nicht um Verantwortung.“ Auch mehrere neuseeländische Netzbetreiber forderten von den Konzernen, mehr zu tun. Zudem zogen verschiedene neuseeländische Firmen wie eine Lottogesellschaft und Banken, die bei Facebook Werbung geschaltet hatten, ihre Anzeigen zurück.

Die Premierministerin verzichtete in ihrer Rede darauf, den mutmaßlichen Attentäter beim Namen zu nennen. Sie sagte: „Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors zu erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören.“ Dem Australier droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Einen Termin für den Beginn des Prozesses gibt es noch nicht. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte er keine Komplizen.

Inzwischen wurden die Leichname mehrerer Todesopfer an die Familien übergeben. Nach einem Bericht der Zeitung „New Zealand Herald“ (Dienstag) plant die muslimische Gemeinde von Christchurch eine gemeinsame Trauerfeier, möglicherweise an diesem Mittwoch. Einige Todesopfer sollen aber auch im Ausland bestattet werden. Die meisten Opfer kommen aus Einwandererfamilien. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden.

Unterdessen drohte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Vergeltung. Die „Anführer der Ungläubigen“ hätten über die Opfer des „Massakers“ nur Krokodilstränen vergossen, sagte IS-Sprecher Abu al-Hassan al-Muhadschir in einer am Montagabend verbreiten Audiobotschaft. Die Echtheit der mehr als 40 Minuten langen Botschaft konnte zunächst nicht überprüft werden. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS in den sozialen Medien verbreitet.