Preis der Leipziger Buchmesse - Die nominierte Belletristik
Leipzig (APA/dpa) - Für den Preis der Leipziger Buchmesse, der am Donnerstag verliehen wird, sind jeweils fünf Kandidaten nominiert - in den...
Leipzig (APA/dpa) - Für den Preis der Leipziger Buchmesse, der am Donnerstag verliehen wird, sind jeweils fünf Kandidaten nominiert - in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Ein Überblick über die nominierten Bücher der Belletristik-Sparte und ihre Autoren.
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Kenah Cusanit: „Babel“, Hanser Verlag, 272 Seiten, 23,70 Euro, ISBN 978-3-446-26165-5. (Die APA hat heute unter APA099 eine ausführliche Kritik gesendet.)
Der Inhalt: Der deutsche Archäologe Robert Koldewey, im Auftrag der Deutschen Orientgesellschaft Leiter der Ausgrabung Babylons, muss in seinem Arbeitszimmer ausharren, weil ihn eine Blinddarmentzündung plagt. Dabei steht sein ehrgeiziges Projekt unter großem Zeitdruck, denn es ist Teil des Wettlaufs der europäischen Mächte, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs nicht nur um militärische, sondern auch um kulturelle Vorherrschaft konkurrieren.
Die Jury: „In einer großen Erzählbewegung umfasst dieses Debüt das Zimmer des Babylon-Ausgräbers Koldewey, als wäre es selbst ein archäologisches Artefakt, ein Mosaikstein, der aufs ganze Bild verweist: Vergangenheit und Zukunft, Traum und Wirklichkeit, Deutschland und die Welt.“
Die Autorin: Kenah Cusanit (geboren 1979 in Blankenburg/Harz) ist studierte Altorientalistin, Ethnologin und Afrikanistin und war als Wissenschaftsjournalistin tätig. Für ihre Lyrik wurde sie mehrfach ausgezeichnet. „Babel“ ist ihr Romandebüt.
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Matthias Nawrat: „Der traurige Gast“, Rowohlt Verlag, 304 Seiten, 22,70 Euro, ISBN 978-3-498-04704-7 (Die APA hat heute unter APA095 eine ausführliche Kritik gesendet.)
Der Inhalt: Es ist der Winter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Ein Mann ohne Namen beobachtet seine prekäre Nachbarschaft mit wachsender Beunruhigung. Den Blick auf die eigene Biografie wie auch auf andere Lebensgeschichten gerichtet, sucht er Antworten auf die Fragen nach dem Wesen des Menschen, nach dem Leben und dem Tod.
Die Jury: „Was bleibt, wenn der Firnis der Zivilisation porös wird? Matthias Nawrats Roman legt die versehrte Mentalität unserer Gegenwart frei. In eindringlichen Bildern und mit konzentrierter Sprache fragt „Der traurige Gast“ nach dem Sinn unseres Daseins.“
Der Autor: Matthias Nawrat (geboren 1979 in Opole (Oppeln)/Polen) lebt als Autor in Berlin. Für den Debütroman „Wir zwei allein“ (2012) erhielt er unter anderem den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, der Roman „Unternehmer“ (2014) wurde für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominiert.
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Jaroslav Rudis: „Winterbergs letzte Reise“, Luchterhand Literaturverlag, 544 Seiten, 24,70 Euro, ISBN 978-3-630-87595-8 (Die APA hat heute unter APA097 eine ausführliche Kritik gesendet.)
Der Inhalt: Ein biersüchtiger Altenpfleger und ein uralter Sudetendeutscher reisen per Eisenbahn durch Ostmitteleuropa. Jan Kraus kommt aus Vimperk, dem früheren Winterberg im Böhmerwald, und begleitet in Berlin Schwerkranke in den letzten Tagen ihres Lebens. Seine Erzählungen wecken die Sehnsucht seines aus Liberec (ehemals Reichenberg) stammenden Patienten Wenzel Winterberg, sich auf die Suche nach einer verlorenen Liebe zu begeben.
Die Jury: „Mit einfacher und kraftvoller Melodie trifft Jaroslav Rudis ebenso bedacht wie witzig ein Geschichtsgefühl und den Ton der Trauer um die privaten Toten.“
Der Autor: Jaroslav Rudis (geboren 1972 in Turnov/Tschechien) lebt als Autor in Prag. Seine ersten Romane wurden aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt und bei Luchterhand und btb veröffentlicht. „Winterbergs letzte Reise“ ist sein erster auf Deutsch verfasster Roman.
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Anke Stelling: „Schäfchen im Trockenen“, Verbrecher Verlag, 272 Seiten, 22,70 Euro, ISBN 978-3-957-32338-5 (Die APA hat heute unter APA096 eine ausführliche Kritik gesendet.)
Der Inhalt: Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn Freundschaft hört bekanntlich beim Geld auf. Die ist im Fall von Resis alter Clique mit den Jahren brüchig geworden. Nun sieht Resi sich angesichts einer Wohnungskündigung mit der harten und enttäuschenden Wirklichkeit konfrontiert
Die Jury: „In Anke Stellings Roman einer Aufsteigerin werden die starken Affekte – Wut, Zorn, Stolz – literarisch produktiv. Im Rückblick auf verlorene Illusionen entsteht eine verstörend uneindeutige, scharf belichtete Momentaufnahme der Gegenwart.“
Die Autorin: Anke Stelling (geboren 1971 in Ulm) lebt als Autorin in Berlin. Sie hat ein Kinderbuch sowie sieben Romane, zwei davon gemeinsam mit Robby Dannenberg, verfasst. „Bodentiefe Fenster“ (2015) stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.
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Feridun Zaimoglu: „Die Geschichte der Frau“, Kiepenheuer & Witsch, 400 Seiten, 24,70 Euro, ISBN 978-3-462-05230-5 (Die APA hat am 26.2. unter APA175 eine ausführliche Kritik gesendet.)
Der Inhalt: Der Autor erzählt aus der Sicht der Frau die Menschheitsgeschichte neu. Zehn Frauen sprechen, deren Sicht auf die Dinge von den mächtigeren Erzählungen der Männer bisher verdeckt wurde: von Antigone und Brunhild über Judith und die der Hexerei bezichtigte Prista Frühbottin, eine Fabrikantentochter, eine Trümmerfrau sowie eine Gastarbeiterin Leyla. Diesen Frauen war es vorbehalten zu schweigen, unsichtbar oder dekorativ zu bleiben.
Die Jury: „Feridun Zaimoglu gräbt sich mit berserkergleicher Kraft in die Weltgeschichte hinein und findet diejenigen, die bislang hinter den Stimmen ihrer Männer verborgen blieben: die Frauen. Ein Roman, sprach- und bildmächtig und zugleich voll zarter Empathie für jene, die er zu Gehör bringt.“
Der Autor: Feridun Zaimoglu (geboren 1964 in Bolu/Türkei) lebt als Autor und Journalist in Kiel. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise. Seine Romane „Isabel“ (2014), „Siebentürmeviertel“ (2015) sowie „Evangelio“ (2017) standen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.