Von Leih-Omas und Musikanten
Mehr als 400 interessierte Tiroler blickten bei der 9. Ausgabe des Freiwilligentags hinter die Kulissen des Ehrenamts. 55 Projekte wurden landesweit präsentiert.
Innsbruck –Zehntausende Tiroler engagieren sich für das Wohl der Gesellschaft, ganz ohne Bezahlung. Am Freiwilligentag, einer Initiative des Landes und der Caritas, konnten sich gestern zum bereits neunten Mal Interessierte über die Vielfalt des Ehrenamtes informieren. Über 400 Tiroler haben das getan und von Lienz bis Reutte in 55 Projekte hineingeschnuppert.
Mit einem strahlenden Lächeln wird Gerda Papek aus Vomp von den sechs und acht Jahre alten Mädchen begrüßt. Die Schwestern haben ihre Leih-Oma von Anfang an ins Herz geschlossen und spielen am liebsten mit ihr Verstecken oder Brettspiele. „Sobald es wärmer wird, gehen wir dann auch Rad fahren“, sagt Papek. Die Mutter der Kinder ist alleinerziehend und die Großeltern leben in Salzburg. Da kam Oma Gerti, wie sie liebevoll genannt wird, und das Freiwilligen-Projekt „Wunsch-Oma und -Opa“ des Regionalmanagements Schwaz-Achental und des Freiwilligenzentrums Schwaz genau richtig. „Mich hält das jung und es fühlt sich an, als hätten wir uns schon immer gekannt“, sagt sie. Eben wie eine Familie.
Elisabeth Leitner aus Stans hat zwar Enkelkinder, die sind aber schon groß und wohnen weit weg. „Ich hatte nicht viel von meinen Enkeln. Ich war immer berufstätig, da war wenig Zeit. Jetzt hole ich diese Zeit nach“, sagt die Leih-Oma. Sie kümmert sich ehrenamtlich um ein eineinhalb Jahre altes Kind. „Ich genieße das so. Es ist schön, wenn wir zusammen knuddeln. Dafür will ich keine Gegenleistung“, sagt sie. Leitner freut sich schon auf gemeinsame Ausflüge, Skitage oder Zeit zum Spielen.
Schauplatz Tiroler Oberland: Im Wohn- und Pflegeheim St. Josef in Grins herrschte ein reges Kommen und Gehen. „Am Freiwilligentag war auch schon voriges Jahr viel los. Da haben uns Schulkinder besucht“, erinnern sich die Bewohner. Wegen des schulfreien Tages blieben die Kinder gestern zwar aus, dafür traf das Volksmusikquartett der Nauderer Schupfamusi ein. „Wir spielen hier sehr gerne ehrenamtlich“, sagte Musikant Herbert Kleinheinz. Zudem sorgten mehr Freiwillige als an anderen Tagen für Stimmung und Unterhaltung in der Stube. „Beliebt sind Brett- und Kartenspiele“, verriet Susanne vom Freiwilligenteam. „Wir haben aber auch Bewohner, die gerne basteln und Handarbeiten machen.“ Zeit mit den Senioren zu verbringen sei etwas Schönes. „Man bekommt sehr vieles zurück“, weiß ihre Kollegin Monika. Für Waltraud Handle, die den Freiwilligentag im Bezirk Landeck koordinierte, ist das Resümee „rundum positiv“ ausgefallen.
Georg Schärmer, Direktor der Tiroler Caritas, lobte die Arbeit der zahlreichen Ehrenamtlichen. „Freiwillige sind ein Hoffnungszeichen und ein Hinweis, dass das Wir in unserem Land noch ein wenig größer geschrieben wird als das Ich. Tirol verfügt über eine Hochkultur des freiwilligen Engagements“, sagte er gestern. Die Wichtigkeit solcher Schnuppertage hob Landeshauptmann Günther Platter hervor: „Sie können nicht nur das Interesse für langfristiges Engagement wecken, sondern zeigen auf, welch starker Einsatz sich hinter den Tätigkeiten verbirgt.“ (TT, emf, hwe)