Bischof Reinhold Stecher: Wasserfarben, die Leben retten
Der Weltwassertag 2019 steht im Zeichen für einen ständigen und sauberen Wasserzugang für alle Menschen. Damit die Bevölkerung in wasserknappen Regionen überleben kann, unterstützt die Caritas Tirol zahlreiche Projekte.
Von Ines Burkhardt
Es ist ein Luxus, der nicht wahrgenommen wird, weil er Alltag ist. Der Tag beginnt mit einer heißen Dusche, abends nach der Arbeit noch schnell eine Runde im Pool schwimmen oder sich ein heißes Bad gönnen. In der Werbung wird Wasser, mit und ohne Gas, als Lifestyleprodukt beworben. Der sorglose Umgang mit Wasser hierzulande ist aber keine Selbstverständlichkeit.
Die Unesco hat den 22. März eines jeden Jahres zum Weltwassertag erklärt. Damit soll auf die Problematik einer instabilen Wasserversorgung, aber auch auf den nachhaltigem Umgang mit der lebenswichtigen Ressource aufmerksam gemacht werden.
Wasser, das krank macht
Laut dem Bundesministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit verbraucht der Österreicher rund 130 Liter Wasser pro Tag. Durch ausreichend Niederschlag und Quellen ist der Bedarf gut gedeckt. In anderen Teilen der Erde ist dies nicht der Fall. Die Folgen von fehlendem und verunreinigtem Trinkwasser sind verheerend. Deshalb geht es heuer beim Weltwassertag speziell um den Zugang zu sauberem Trinkwasser und ausreichend sanitären Anlagen für alle Menschen.
„Niemanden zurücklassen — Wasser und Sanitärversorgung für alle" lautet das Motto. Laut der Weltgesundheits-Statistik 2018 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 29 Prozent aller Menschen weltweit noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Gerade einmal 39 Prozent der Weltbevölkerung verfügen über sichere und saubere sanitäre Anlagen. Durch unzureichend sanitäre Anlagen verdreckt das Wasser und ist ein Herd für Keime und Viren. Krankheitsausbrüche wie Cholera oder Malaria fordern jedes Jahr nach wie vor Tausende Todesopfer.
Brunnen für neues Leben
„Ausreichend Wasser macht das Überleben und das Leben erst möglich", sagt Georg Schärmer, Direktor der Caritas Tirol. Die Katastrophenhilfsorganisation ist schon seit einigen Jahrzehnten in Gebieten aktiv, in denen Wasser ein rares Gut ist. „Wasser ist zentrales Element unserer Arbeit. Wenn wir in Katastrophengebieten im Einsatz sind, ist einer der ersten Schritte, die Wasserversorgung wieder herzusstellen."
In Mali und Burkina Faso unterstützt die Organisation derzeit 23 Projekte. Mit jedem gebauten Brunnen wird nicht nur Wasserversorgung ermöglicht, sondern auch die Wirtschaft und das soziale Miteinander werden wieder zum Leben erweckt. „Es entstehen wieder Ackerbau, Handel und Getreidebanken", sagt Schärmer, „aber ebenso auch Beschäftigungsprogramme für Frauen, damit sie ihren Lebensunterhalt sichern können."
So entstanden bisher 190 Brunnen in beiden Ländern, die über 147.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen. Um die Wasserversorgung zu gewährleisten, wird immer die neueste Technologie angewendet, um nach Quellen zu bohren und um Brunnen zu bauen. „Wenn ich von einer Reise aus Burkina Faso zurückkomme und hier zu Hause einfach den Wasserhahn aufdrehen kann, wird mir bewusst, wie kostbar das eigentlich ist", meint Schärmer. Gerade in Tirol ist die Wasserqualität besonders hoch und das Wasser im Überfluss verfügbar. „Es ist wirklich weißes Gold, das durch Tirol fließt."
Nicht nur der Brunnenbau, sondern auch die Unterstützung der Menschen vor Ort ist der Caritas Tirol wichtig. An neu gebauten Schulen wird darauf geachtet, dass auch die sanitären Anlagen den Standards entsprechen und Wasser somit nicht verunreinigt wird. „Es ist noch viel zu tun, gerade was Toiletten und Waschmöglichkeiten angeht", sagt Schärmer. In der Projektplanung wird deswegen darauf geachtet, dass die Bevölkerung besser und einfach Zugang zu sanitären Anlagen erhält. Nur auf diese Weise können Epidemien und Krankheitsausbrüche eingedämmt werden.
Das deckt sich auch mit den Zielen der WHO. In 42 Ländern, in denen die saubere Trinkwasserversorgung bisher noch nicht ausreichend gewährleistet ist, möchte die Organisation bis 2030 diesen Zustand verbessern, den Menschen flächendeckend sauberes Trinkwasser und sanitäre Anlagen ermöglichen.
Kunst in Wasser verwandeln
Der bereits verstorbene Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher war ebenfalls dankbar um das Wasser. „Jedes Mal, wenn er länger wandern war und sich erfrischen konnte, wusste er, wie gut es uns geht", erzählt Schärmer, „er hat das Wasser in jedem Aggregatzustand zu schätzen gewusst." Denn nicht nur durch das Wasser, sondern auch mit dem Eis und Schnee ist Tirol gesegnet. Es sichert den Tourismus und damit einen Teil des Wohlstandes des Landes. Um etwas wieder zurückzugeben griff der Bischof zum Pinsel.
„Er konnte zwar kein Wasser herzaubern, aber mit Wasserfarben hat er sehr gerne gearbeitet", erzählt Schärmer. So entstanden zahlreiche Aquarelle, die Naturmotive oder Porträts zeigen. Die Kunstwerke wurden schließlich immer wieder für die Projekte der Caritas versteigert. Auf diese Art und Weise konnten über 100 Brunnen in Mali und Burkina Faso finanziert werden. „Dank des Bischofs haben über 100.000 Menschen ausreichend Trinkwasser. Daran sieht man, was ein Mensch bewirken kann", freut sich Schärmer. Das Wirken des Bischofs ist mit seinem Tode allerdings nicht erloschen. Der Bischof-Stecher-Gedächtnis-Verein verwaltet den Nachlass des malenden Bischofs und setzt seine Arbeit in seinem Sinne fort. So werden auch heuer wieder Kunstwerke für die Brunnenbau-Projekte der Caritas Tirol versteigert. Derzeit kann man sich die Gemälde in der Hypo Tirol Bank am Boznerplatz in Innsbruck während der Öffnungszeiten ansehen. In einer finalen Auktion am 11. April kommen die Kunstwerke dann unter den Hammer. Der Erlös fließt wieder in die Aktion „Wasser für Leben" der Caritas Tirol, um die Trinkwasserversorgung in Mali zu verbessern.