Stürme und Borkenkäfer setzen Wäldern weiter zu
Der Klimawandel sorgte 2018 mit Stürmen und Trockenheit für Rekordschäden in den heimischen Wäldern. Borkenkäfer ist im Vormarsch.
Von Stefan Eckerieder
Wien –Die österreichischen Wälder wachsen. Laut den Erhebungen des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) wurde erstmals die Marke von vier Millionen Hektar Waldfläche überschritten, womit der Anteil an der Staatsfläche rund 48 Prozent beträgt. 4762 Fußballfelder betrug der jährliche Zuwachs. Die schlechte: Der Klimawandel setzt den Wäldern massiv zu. Stürme und Trockenheit verursachen massive Schäden.
„Dass der Wald wächst, bezieht sich nur auf die Waldfläche. Besonders im Nordosten Österreichs gibt es einen starken Borkenkäferbefall“, sagt Gernot Hoch, BFW-Leiter, am Rande einer Pressekonferenz, zu der Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) anlässlich des morgigen Tags des Waldes geladen hat. Der Klimawandel schafft in diesen Regionen eine ideale Umgebung für den Borkenkäfer. Die warmen Winter der vergangenen Jahre haben dafür gesorgt, dass größere Borkenkäferpopulationen die kalte Jahreszeit überlebt haben. Dazu kamen Trockenheit und Stürme in den Sommermonaten. Die großen Schadholzmengen in den Wäldern, verursacht durch Windbruch, sind ein Nährboden für die Schädlinge, die sich in der Folge auf große Waldgebiete ausbreiten. „Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, welche Auswirkungen der Klimawandel hat. So trocken war es noch nie, der Schädlingsdruck nimmt Rekordwerte an“, sagt Köstinger.
Laut dem Landwirtschaftsministerium beliefen sich 2018 die Schäden durch Dürre und den Borkenkäfer auf rund 200 Mio. Euro. Die Schadholzmenge in den österreichischen Wäldern, verursacht durch den Borkenkäfer, ist von rund 714.000 Laufmetern im Jahr 2002 auf 5,2 Mio. im Jahr 2018 gestiegen. In Tirol blieb die Schadholzmenge im Vorjahr mit rund 118.384 Laufmeter im langjährigen Schnitt konstant. „Aber mit den steigenden Temperaturen droht künftig auch in den Alpenregionen die Ausbreitung solcher Schädlinge“, sagt Hoch.
„Am BFW wird an innovativen Lösungen gearbeitet, um unsere Wälder vor dem Klimawandel zu schützen. Denn der Wald ist Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel“, sagt Köstinger. Laut dem Branchenverband ProHolz sind in Österreichs Wäldern rund 3,6 Mrd. Tonnen CO2 gebunden. Das ist mehr als das 40-Fache der Menge CO2, die jährlich in Österreich ausgestoßen wird.
Im Kampf gegen den Borkenkäfer setzt das BFW auf Früherkennung. In einem Pilotprojekt werden aktuell sechs Spürhunde – einer in Tirol – ausgebildet, um Borkenkäfer aufzuspüren, noch bevor ganze Waldflächen befallen sind. Ziel sei es, dass Förster mit ihren Hunden diese Ausbildung machen. Positive Erfahrungen hat man bereits mit der Ausbildung von Spürhunden, die Importe auf den für Wälder ebenfalls gefährlichen asiatischen Laubholz-Bockkäfer prüfen. Österreich sei dabei in der EU führend. Bisher wurden 111 Käferspürhunde vom BFW ausgebildet.
Fakten zu den österreichischen Wäldern
Die Hälfte Österreichs ist Wald: Fast 48 Prozent von Österreich und 41 Prozent von Tirol sind mit Wald bedeckt.
Jede Sekunde wächst im Wald ein Holzhaus nach: In Österreichs Wäldern wächst 1Kubikmeter Holz pro Sekunde und damit alle 40 Sekunden ein komplettes Einfamilienhaus in Holzbauweise.
Es wächst mehr Holz nach, als entnommen wird: Von den rund 30 Millionen Kubikmetern Holzzuwachs pro Jahr werden rund 26 Millionen entnommen.
Österreichs Wälder sind zum größten Teil Privateigentum: Der Wald gehört in Österreich zu 82 Prozent privaten Eigentümern. 18 Prozent sind öffentliche Wälder.
Der Wald ist Wirtschaftsfaktor: 300.000 Menschen in Österreich und rund 33.000 Tiroler beziehen ein Einkommen aus der Forst- und Holzwirtschaft.
Der Wald ist Klimaschutzfaktor: In Österreichs Wäldern sind rund 3,6 Milliarden Tonnen CO2 gebunden.